DoS-Aktion der Electrohippies gegen Gentechnik

Die britischen Hacktivisten wollen während der Aktionswoche "Resistance is Fertile" neue Internetprotestformen ausprobieren

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Vom 1. bis zum 10. April findet eine "globale Aktionswoche gegen die Gentechnik" statt, die unter dem Zeichen Resistance is Fertile läuft und nach der Art des dezentralen Widerstands organisiert ist, der etwa bei den Protesten gegen die WTO im letzten Jahr sich als erfolgreich gezeigt hat (Proteste in Seattle, London und im Internet). Beschlossen wurde die Aktionswoche im Dezember in Russland durch das Bryansk Statement. Mitbeteiligt an der Aktionswoche sind auch wieder die britischen Electrohippies, die ihre Aktionen im Internet durchführen und dafür neue Instrumente entwickelt haben.

Die Aktionswoche, die bislang allerdings keine große Beteiligung verzeichnen kann, richtet sich gegen die transnationalen Konzerne im Biotechnikbereich, die Patentierung von Leben und von Saatgut oder die Abwehr von genetisch veränderten Lebensmitteln. Viele Menschen auf der ganzen Welt seien besorgt über die Gentechnik und die Macht, die globale Konzerne mit ihr erlangen, und würden diese "unnötige Technik" ablehnen, um "Systeme zu entwickeln und zu erhalten, die unabhängig von transnationalen Biotech-Unternehmen sind". Die Initiatoren, die sich als Aktivisten bezeichnen, die keiner Organisation verbunden sind, begrüßen das kürzlich zustande gekommene Biosafety Protocol, das den Ländern größere Möglichkeiten als bisher biete, den grenzüberschreitenden Import von genetisch veränderten Organismus zu kontrollieren. Man will vornehmlich auf diese neuen Regeln aufmerksam machen und lokale Märkte für Lebensmittel fördern.

Die Electrohippies wollen Protestaktionen im Sinne des Hacktivism durchführen. Sie kooperierten mit dem Electronic Disturbance Theater (EDT und haben während des WTO-Treffens dessen Tribal-Floodnet-Tool eingesetzt, um die Website der WTO lahmzulegen (Virtuelles Sit-In gegenüber den WTO-Servern angeblich erfolgreich gewesen). Vornehmlich geht es ihnen in Weiterführung der "virtuellen Sit-ins" des EDT darum, legitime Protestfomen im Netz zu entwickeln und durchzuführen. Das Internet müsse ein öffentlicher Raum bleiben und wie in jedem anderem öffentlichem Raum müsse es auch Möglichkeiten für demokratische Protestformen geben, die nicht gleich in die Ecke des Cyberterrorismus gestellt werden. Im Unterschied zu den üblichen Hacker- oder kriminellen Crackeraktionen sind für sie legitime demokratische Interproteste solche, die in aller Offenheit und mit klaren Zielen von vielen Menschen gleichzeitig durchgeführt werden, bei denen die für die Aktion Verantwortlichen sich nicht hinter der Anonymität verstecken und keine Websites gecrackt werden.

Hatten die Electrohippies während der WTO-Konferenz das von EDT entwickelte Floodnet benutzt, mit dem immer wieder automatisch die Website der Organisation aufgerufen wurde, um den Zugang zu dieser zu behindern, so haben sie für "Resistance is Fertile" neue Programme entwickelt. So soll vom 3. bis zum 7. April von denjenigen, die sich an der Aktion beteiligen wollen, eine Email-Kampagne mit dem "Email Lobby Compositor" durchgeführt werden, der sich zum angebenen Termin auf der eigens für die Aktion eingerichteten Website befindet. Damit kann man sich aus Argumentationsbausteinen eine Email selbst zusammenstellen oder durch eine zufällige Auswahl zusammenstellen lassen, die dann an Unternehmen, die wie Monsanto oder Aventis mit der Herstellung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln, geschickt werden. Welche anderen Firmen noch Ziel sein können, will Paul Mobbs, der Sprecher der Electrohippies, noch nicht verraten.

Am 8. und 9. April soll dann die Hauptaktion mit einem neuen Programm stattfinden: eine "genetische DoS-Aktion", die den Biotech-Unternehmen eine Vorstellung davon vermitteln soll, wie viele Menschen gegen sie sind: "Das ist die Online-Abstimmung der öffentlichen Meinung, die wirklich zählt. Wenn genügend Menschen teilnehmen, dann werden die Server-Logs der Gentechnik-Unternehmen denen, die dafür zuständig sind, zeigen, wie groß die Unterstützung ist ... Wir werden die Logging-Programme der Server der großen Gentechnik-Unternehmen als einen 'virtuellen Zähler' benutzen, um den Protest der Öffentlichkeit gegen die Entwicklung von genetisch veränderten Nutzpflanzen und die Patentierung des menschlichen Lebens zu messen."

Die DoS-Aktion benutzt allerdings keine fremden Computer, die als "Zombies" verwendet werden, um die Täter anonym zu lassen, sondern sie wird direkt vom Computer desjenigen ausgehen, der sich am Protest beteiligt. Die Aktion soll überdies erst dann gestartet werden, wenn die Mehrheit derjenigen, die auf die Website der Electrohippies kommen, für die Durchführung der Aktion stimmt. Das DoS-Programm will vornehmlich das dynamische Caching der angegriffenen Server verhindern, indem es nicht die URL der Website, sondern verschiedene, möglichst datenschwere Elemente auf der Seite immer wieder aufruft, wobei die Aufrufe von den Computern der Benutzer aus in zufälliger Ordnung geschehen. Das DoS-Programm wird in einer Email den Partizipierenden zugeschickt. Möglicherweise könnte auch eine geringe Zahl von Beteiligten den Zugang zu den Websites der Unternehmen für einige Zeit lahmlegen oder zumindest verlangsamen, weil sie weniger Server und Bandbreite wie ECommerce-Websites besitzen. Allerdings ist der "Schaden" der virtuellen Sit-ins hier auch nur ein symbolischer.