Donald der Disruptor und die permanente Regierung

Seite 3: Donald der Disruptor?

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Weil mit König Donald ein Außenseiter den Thron erobert und eine dynastische Linie der Erbfolge plötzlich unterbrochen hatte, war er schon "Disruptor" genannt worden, auch seine Flut von Dekreten und andere Aktivitäten hatten zu diesem Titel beigetragen. Zugleich hatte die disruptive Regentschaft Donalds schon in den ersten Wochen zu Verwerfungen geführt und Risse und Spalten an der Oberfläche geschaffen, die einen Blick auf gemeinhin nicht sichtbare Strukturen und Kräfte des Königreichs eröffnete.

Wie schon im ersten Kapitel dieser kleinen Chronik vermerkt, war Donald schon vor seinem Amtsantritt gewarnt worden, sich nicht mit den Meistern der Intelligence anzulegen. Dass er verächtlich davon sprach, dass das doch die seien, die über die Massenvernichtungswaffen Saddams gelogen hätten und auf ihre tägliche Lagebeurteilung verzichtete, war der Beginn eines Konflikts, der mittlerweile zum offenen Krieg ausgeartet ist.

Wir haben in diesen Aufzeichnungen von einem Kampf zwischen dem gewählten König und ungewählten, unsichtbaren Kräften erzählt, die aus den Tiefen des Königreichs ihre Macht ausüben. Offiziell gab es einen solchen dunklen Untergrund im exzeptionalistischen Königreich natürlich nicht, obwohl akribische Forscher und Kommissar Zufall schon sehr viel darüber ans Tageslicht gebracht hatten.

Wenn besonders kriminelle Schweinereien bekannt geworden waren, hatte man offizielle Untersuchungen wie seinerzeit das Church-Komitee eingeleitet, um die Aktivitäten der Meister unter demokratische Kontrolle zu bekommen und ihre Macht einzuschränken, was aber regelmäßig misslang. Ihre Möglichkeiten und Budgets wuchsen immer weiter und damit auch ihre unsichtbare Macht. Im Kampf gegen den neuen König mussten die Meister ein wenig aus der Deckung kommen und wurden als Akteure der merkwürdigen Anti-Donald-Querfront sichtbar.

Seitdem hatten auch die offiziellen Herolde und Lautsprecher begonnen, von jenem "tiefen Staat" zu sprechen, den es eigentlich ja nicht gibt, dessen Kräfte aber jetzt unübersehbar waren - in Form der unzähligen kleinen "Lecks", die aus dem Apparat sickerten und von den Herolden tsunamiartig aufgeblasen wurden. Dass dieser gegen Donald gerichtete Regime Change von Innen von den unsichtbaren Meistern gesteuert wurde, war offensichtlich, dennoch - so versicherte es der ehemalige CIA-Großmeister General Hayden - sei es unsinnig, von einem "tiefen Staat" zu sprechen. So etwas gäbe es vielleicht in der hintersten Türkei oder im Reich des Ultrabösen, aber selbstverständlich nicht im exzeptionalistischen Königreich. Er schlug deshalb vor, für diese Strukturen den Begriff "permanente Regierung" zu verwenden - womit er das Selbstverständnis der Meister der Intelligence auf den Punkt brachte: Könige kommen und gehen, aber einer muss schließlich dafür sorgen, dass alles weiter in die richtige Richtung läuft.

Viele Leute im Königreich waren verwirrt: Seit wann haben wir eigentlich eine "permanente Regierung", wo doch alle vier Jahre eine neue gewählt wird und seit Januar der König mit der Eichhörnchenfrisur auf dem Thron sitzt? Sind die Wahlschlachten nur Theater und die siegreichen Könige nur Schauspieler, die gar nichts zu melden haben, weil die "permanente Regierung" die Geschäfte führt? Und welche Rolle spielte der neue König - war er Teil der Inszenierung oder "Donald der Disruptor", der diesen ganzen faulen Zauber auffliegen lassen würde?