Düsseldorf trickst beim Kohleausstieg und ersetzt Umweltkriminalität durch Heimat

Seite 2: Die Methusalem-Reaktoren der Nachbarn

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Der Bundesrat hat sich für einen Stopp der Export von Kernbrennstoffe ausgesprochen, die in grenznahen Atomkraftwerken verwendet werden sollen und bei einem Unfall die hiesige Bevölkerung gefährden könnten. Das teilte Ende letzter Woche das baden-württembergischen Umweltministerium mit. Die Länderkammer habe am Freitag letzter Woche eine entsprechende Aufforderung an die Bundesregierung formuliert, die nun die rechtliche Umsetzung eines solchen Verbots prüfen müsse.

Die Bundesregierung sei auch aufgefordert worden, sich für die rasche Stilllegung von AKW wie Cattenom und Fessenheim (beide Frankreich) und Doel (Belgien) einzusetzen.

Wir reden über Atomkraftwerke, die in der Vergangenheit wiederholt durch Sicherheitsmängel aufgefallen sind. Wir halten es deshalb für notwendig, sie schnell vom Netz zu nehmen und dann zurückzubauen.

Franz Untersteller, Umweltminister von Baden-Württemberg

Nach einerMeldung auf der Seite des Bundesrates, wird die Bundesregierung außerdem gebeten, sich in der EU für eine grundsätzliche Begrenzung der AKW-Laufzeiten sowie für ein "europaweites Nuklearsicherheitssystem mit Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten" einzusetzen. Nach dieser Darstellung ist der Beschluss relativ unverbindlich. Die Bundesregierung entscheidet selbst, ob sie ihn aufgreift, und ist dabei an keine Frist gebunden.

Weltweit laufen inzwischen 99 von insgesamt 452 Reaktoren 40 Jahre oder länger, wie aus den Statistiken der Internationalen Atomenergieagentur IAEA hervorgeht. Die Ältesten, insgesamt fünf, laufen bereits seit 50 Jahren. In Frankreich haben sechs Reaktoren bereits die Grenze von 40 Jahren überschritten - zwei davon in Fessenheim. Zahlreiche weitere werden in wenigen Jahren folgen, da sie Anfang der 1980er Jahre in Betrieb genommen wurden.

In den Niederlanden läuft nur ein Reaktor dafür aber schon seit 1973, also 46 Jahre. Weitere Methusalem-Meiler stehen in Belgien (3) und in der Schweiz (4), wobei dort ein Reaktor bereits 50 Betriebsjahre aufzuweisen hat. Der älteste der sechs tschechischen Reaktoren ist hingegen erst 1985 in Betrieb gegangen.

Richter gegen Kohle

Australiens Kohle-Industrie ist geschockt, schreibt die britische Financial Times. Ein Gericht im Bundesstaat New South Wales hatte erstmalig eine neue Kohlegrube mit dem Verweis auf den Klimawandel untersagt. Der Kohleabbau ist down under ein wichtiger Industriezweig und erfreut sich starker Unterstützung durch die Regierung in Canberra.

Der größte Teil der aus der australischen Erde geholten Kohle geht in den Export. Nach Angaben der Zeitung hatten die jährlichen Ausfuhren zuletzt einen Wert von 67 Milliarden Australischen Dollar (42,3 Milliarden Euro). Das entspricht immerhin sechs bis sieben Prozent der australischen Wirtschaftsleistung.

Das Gerichtsurteil könnte Auswirkungen auf bis zu 12 weitere neue Projekte haben, schreibt die Zeitung. Wenn die Bergbauunternehmen diese neuen Gruben nicht erschließen könnten, würden dadurch die Preise für ihre wegen ihres vergleichsweise hohen Brennwertes vor allem in Japan, Taiwan und Südkorea geschätzte Kohle stark ansteigen. Hat das das Urteil also Bestand, könnte es die Wettbewerbsfähigkeit von Kohlekraftwerken in Ostasien untergraben und damit den Durchbruch der erneuerbaren Energieträger beschleunigen.

Elektro-Autos aus Sachsen

Über die sich entfaltende Krise der Automobilindustrie hatten wir bereits geschrieben. Nur Chinas Elektroautohersteller sind davon nicht betroffen, sondern boomen kräftig, wenn auch auf bisher niedrigem Niveau. Immerhin könnten sie aber dieses Jahr erstmalig eine Million E-Autos in der Volksrepublik absetzen.

Hierzulande spricht die Branche immer hin inzwischen viel vom Elektroantrieb. Der Fachinformationsdienst IWR schreibt über eine Studie, die sich die Produktionspläne der deutschen Hersteller angeschaut hat. Demnach sollen hierzulande 2025 1,6 Millionen E-Autos vom Band laufen, was einer Steigerung von unter fünf auf 30 Prozent der Produktion entsprechen werde.

Die Studien-Autoren gehen aber davon aus, dass das Gros der Fahrzeuge im Ausland verkauft werde und im Inland nur zehn Prozent der neuzugelassenen PKW einen elektrischen Antrieb haben werden. Vor allem Sachsen werde durch die Umstellung profitieren, weil die Umstellung des VW-Werks dazu führen wird, dass 2025 "40 bis 45 Prozent" der in Deutschland produzierten E-Autos aus dem Südosten kommen.

Ob das aber zumindest dort zu mehr Arbeitsplätzen führt, ist fraglich. Allgemein ist die Herstellung von Elektroautos weniger arbeitsintensiv, unter anderem weil die neuartigen Pkw kein Getriebe mehr benötigen.