E-Autos: Warum die Antriebswende floppt
Trotz staatlicher Kaufprämien: Nur 16 Prozent der Autokäufer in Deutschland würden sich aktuell für einen reinen "Stromer" entscheiden. Bedenken wegen Stromkosten und Ladeinfrastruktur. Für Umwelt und Klima ist das nicht entscheidend.
Nicht nur die Verkehrswende, auch die Antriebswende für den motorisierten Individualverkehr stockt in Deutschland. Laut Ergebnissen einer Verbraucherumfrage wird der Umstieg auf Elektroautos von steigenden Stromkosten und fehlender Infrastruktur gebremst.
Nur 16 Prozent der Befragten in Deutschland würden beim nächsten Autokauf einen reinen "Stromer" nehmen, teilte die Unternehmensberatung Deloitte am Dienstag mit. Ende 2021 hatte der Anteil bei 15 Prozent gelegen. 51 Prozent würden sich für den klassischen "Verbrenner" entscheiden, 27 Prozent der Hybrid- oder Plug-In-Hybridfahrzeuge und sieben Prozent für andere Antriebsformen, zum Beispiel mit Wasserstoff.
"Weiß nicht"-Antworten wurden laut Deloitte nicht berücksichtigt, überzeugte Nicht-Autokäufer kommen in der "Global Automotive Consumer Study" nicht vor. Deloitte hatte im Herbst 2022 rund 26.000 Personen in 24 Ländern befragt, darunter 1.506 in Deutschland.
Befristetes Förderprogramm für die Autoindustrie
Niedrigere Betriebskosten und staatliche Kaufprämien von bis zu 9.000 Euro waren hier bisher wesentliche Argumente für den Kauf von E-Autos. "Nun schießen die Stromkosten in die Höhe, während die Förderung sukzessive zurückgefahren wird und 2025 sogar ausläuft. Das wird dazu führen, dass künftig weniger Elektroautos verkauft werden", sagte der Deloitte-Branchenexperte Harald Proff laut einem Bericht der Deutschen Presseagentur.
In diesem Jahr erhalten E-Auto-Käufer in Deutschland tatsächlich "nur" noch einen staatlichen Zuschuss von 6.750 Euro als "Umweltprämie" – zum Vergleich: Wer eine BahnCard 100 erwirbt, bekommt nach wie vor nichts.
Insofern handelt es sich tatsächlich eher um ein Förderprogramm für die Autoindustrie als um eines für Umwelt und Klima. Über die Klimabilanz von E-Autos entscheidet ohnehin der Strommix, auf den die Autokäufer nur dann direkten Einfluss haben, wenn sie beispielsweise über Solarzellen auf dem Dach ihres Eigenheims nebst Ladestation verfügen.
Als wichtigstes Argument für den Kauf eines E-Autos hatten deutsche Kunden bisher niedrigere Treibstoffkosten angegeben, gefolgt von Sorgen wegen des Klimawandels und staatlichen Förderprogrammen.
Die größten Bedenken wurden bezüglich der Reichweite geäußert: Mit 57 Prozent wurde sie am häufigsten genannt, gefolgt von einer fehlenden öffentlichen Ladeinfrastruktur (47 Prozent), der Ladezeit und der nicht vorhandenen Lademöglichkeit zu Hause (jeweils 45 Prozent).
Ein Viertel der Befragten erwartet der Erhebung zufolge mindestens 500 Kilometer Reichweite, ein weiteres Drittel mindestens 600 Kilometer. Wäre klimafreundlicher Kraftstoff (E-Fuel) verfügbar, würde die Hälfte der am Kauf eines Elektroautos Interessierten einen Verbrenner kaufen.
75 Prozent der in Deutschland Befragten würden ihr E-Auto am häufigsten zu Hause laden. Dieser Wunsch sei im Vergleich zum Vorjahr (70 Prozent) gestiegen, obwohl Lademöglichkeiten gerade in dicht besiedelten Städten fehlten, teilte Deloitte weiter mit.
In China sei die Akzeptanz für reine E-Autos größer. Dort liege deren Marktanteil bei 27 Prozent. Das wichtigste Kaufargument sei dort das Fahrerlebnis.