E-books, Print-on-Demand, Cross-Media-Production, Content-Management ...

Multimedia und Elektronicmedia auf der Frankfurter Buchmesse im Vormarsch

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Längst werden auf der Frankfurter Buchmesse nicht nur ausschließlich Bücher angeboten. Multimedia und neuerdings auch Hardware hält Einzug in den Buchhandel. Im Angebot der 52. Frankfurter Buchmesse finden sich aber nur Lernsoftware oder Infotainmenttitel. Unterhaltungssoftware - wie Spiele - hat im Buchhandel immer noch nichts zu suchen.

Eine Gesellschaft taugt nach Auffassung von Kulturwissenschaftlern nur etwas, wenn sie die Lesekultur hoch hält. Umso aufgeschreckter reagiert man, wenn mal wieder neue Zahlen zur Lesegewohnheit von Kindern und Jugendlichen vorliegen. Lesen gilt als Primärtugend in der Kind- und Jugendphase. Das Ende der Bildungsgesellschaft wird heraufbeschworen, wenn sich die Lesegewohnheiten ändern.

Doch Kinder und Jugendliche nutzen oft einen Medienmix, zu dem Radio, Fernsehen und auch das Internet gehören. In Umfragen zu Hobbys taucht das Lesen trotzdem immer noch auf den vorderen Plätzen auf. Glaubt man den Bildungspessimisten, nimmt aber dennoch die Qualität des Gelesenen ab; eine Buchzusammenfassung können viele Kinder und Jugendliche nicht mehr geben. Oft sind eher stringente Phrasen zu hören, die kaum den Inhalt des Gelesenen widerspiegeln. Ähnlich ist auch das Antwortverhalten von Kindern und Jugendlichen nach einem Besuch des Deutschen Pavillons auf der EXPO. Viele haben nur noch eine eingeschränkte Sichtweise. Kennzeichen für die Aufnahme sind schnelle Sinneseindrücke, wie sie es von Comics und Videoklipps kennen. Aus diesem Mix wird ein Bild gebastelt, doch der Sinn für das Ganze geht oft verloren. Ab und zu tauchen kommerzielle Dauerbrenner an Lesestoff auf. Die eifrig verschlungenen Bücher über Harry Potter werden nun schon wieder als Garant der Lesekultur betrachtet. Unterstrichen wird diese These durch die Kernaussage: Harry Potter wird sogar von Erwachsenen gelesen. Es gilt die Devise: Hauptsache es wird gelesen - und sei es die Bild-Zeitung. Dennoch gelten 30 Prozent der Deutschen als Nichtleser.

Pauken ohne Lehrer heißt die Doktrin der Edutainmentanbieter. Dabei dienen die Programme als Ergänzung zum Nachhilfelehrer. Laut Taschenbuch der Kinderpresse 2000 haben zum Beispiel in NRW 1998 zwischen 17 und 35 Prozent aller Schüler einen Nachhilfelehrer in Anspruch genommen. Hauptziele dabei sind eine Verbesserung der Schulleistungen und der Lernmotivation, um letztlich bessere Einstiegschancen in den Beruf zu haben. Nur selten gibt es eine Mischung von Nachhilfelehrer und entsprechender Software. Allerdings ist der Kauf von Lernsoftware zumindest auf den ersten Blick kostengünstiger.

Noch immer haben die Lernsoftwareanbieter in den rund 44.000 Schulen nicht ihren Hauptabsatzmarkt gefunden, sondern beliefern zunehmend den so genannten Nachmittagsmarkt. Traditionell werden sie ihre Neuproduktionen wieder mit allen Schulbuchverlagen in einem gemeinsamen Bereich vorstellen. Auch wenn manchmal die Trennung zwischen Computerspielen und Infotainment und Entertainment nicht ganz gelingt, sind die reinen Computerspielhersteller immer noch nicht vertreten. Die Buchmesse ist inzwischen für alle Aussteller wichtiger als manche andere "Schulmesse" geworden, denn hier trifft man wirklich den Fachbesucher aus den Kaufhäusern und dem Buchhandel. Hier werden die Kontakte und die Orderlinien für die nächsten Monate festgelegt. Auf der Buchmesse wird Umsatz gemacht und nur noch selten Beratung angeboten. Da sich in den letzten Jahren auch zunehmend ausländische Verlage darstellen, kommt es hier nicht selten zu den wichtigen Lizenzverträgen.

Auf der Buchmesse werden sich auch Anbieter in einem "Electronic Media Centre" präsentieren. Noch fast ganz neu sind die Bereiche von eBook, Print-on-Demand, Cross-Media-Production, eCommerce, Content-Management und Web-Based-Learning. Die Buchmesse rühmt sich deshalb im Vorfeld schon damit, den weltweit größten Marktplatz für das "Elektronische Publizieren" anzubieten.

Und wenn man schon dabei ist, neue Attribute zu schaffen, wird gleich aus der Infoseite für die Frankfurter Buchmesse auch ein Portal/, auf dem Verlage ihre Produkte werbewirksam in den Vordergrund rücken können. Ganz neu ist in diesem Zusammenhang auch ein Anklang von virtueller Buchmesse, denn man bietet nun sogar einen "eStand" an. Als Themenschwerpunkt hat man dieses Mal New Books - New Shops - New Jobs auserkoren.

Die 52. Frankfurter Buchmesse findet vom 18. bis 23. Oktober statt, wobei sich lediglich am 21. und 22. Oktober die Pforten für das allgemeine Publikum öffnen. Das diesjährige Gastland Polen präsentiert sich unter dem Slogan "(c) POLAND".