Seite 2: Berlin, Donezk, ein Satellit und ein quasi-russischer Bulgare

Als Streich des russischen Komikerduos Wowan und Lexus erwies sich die Meldung, dass die EBU bereits Maßnahmen ergriffen und den Wettbewerb von Kiew nach Berlin verlegt habe. Dass ausgerechnet die für Bauskandale und Verzögerungspannen bekannte deutsche Bundeshauptstadt als schneller Ausweichort genannt wurde, hatte bereits vorher auf den Scherzcharakter der Meldung hingewiesen. Ebenfalls wahrscheinlich weniger ernst gemeint war der Twitter-Vorschlag des russischen Oberhausabgeordneten Alexej Puschkow, Samoilowa "an einem Ort in Donezk, außerhalb der Jurisdiktion Kiews, auftreten" zu lassen.

Ernst gemeint war dagegen der bereits im März gemachte Kompromissvorschlag der EBU, die russische Teilnehmerin über Satellit zuzuschalten: Für Kirilenko wäre das jedoch (ebenso wie eine persönliche Einreise) ein Verstoß gegen die ukrainische Rechtsordnung und für das russische "Erste" ein Verstoß gegen die ESC-Regeln. Auch die von Kirilenko geforderte Nominierung eines neuen russischen Kandidaten, der "keine Probleme mit dem ukrainischen Gesetz hat", lehnt die russische Seite als Verstoß gegen das ESC-Reglement ab, obwohl sich Robbie Williams dazu zur Verfügung gestellt hätte (vgl. Ukrainischer Geheimdienst lässt russische ESC-Kandidatin nicht einreisen).

Findet sich bis zum 9. Mai keine Lösung, der sowohl die Ukraine als auch Russland zustimmen, haben die Russen in Kiew zwar keine offizielle Vertreterin, aber eine Art inoffiziellen Kandidaten: Der für Bulgarien antretenden 17-jährige Kristian Kostov ist nämlich in Moskau geboren und aufgewachsen, wo er unter anderem am russischen The-Voice-Äquivalent Golos teilnahm. Kostovs Vater ist Bulgare, seine Mutter stammt aus Kasachstan.