EXPO-Wahrzeichen mit fadem Beigeschmack

Pavillon der Hoffnung ist als EXPO-Wahrzeichen gewählt worden

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Bunte und das ZDF hatten mit zehn Vorschlägen zur TED-Abstimmung über das EXPO-Wahrzeichen aufgerufen. Mit dem Pavillon der Hoffnung wurde jetzt der Sieger gekürt. Doch es zeigt sich bei der ganzen Angelegenheit in mehrfacher Hinsicht ein fader Beigeschmack.

Kostenlos sollte die TED-Abstimmung für die Wähler sein, letztlich stellte sich aber heraus, dass die 0137-Nummer doch gebührenpflichtig war. Aber weder im ZDF noch in der Bunten hat man sich für die Falschinformation entschuldigt. Auch Telepolis hat sich auf die offizielle Ankündigung gestützt und leider zur Falschverbreitung beigetragen. An der Wahl haben sich nach der offiziellen Pressemeldung 250.000 Menschen beteiligt.

Temporäres Wahrzeichen

Abgesehen von der Tatsache, dass zwei Medien im Vorfeld zur nicht repräsentativen Abstimmung über ein EXPO-Wahrzeichen aufgerufen haben, erscheint die Auswahl in einem eher fragwürdigen Licht. Denn die Zuschauer und Leser konnten ihren Favoriten lediglich unter zehn Bauten aussuchen und bis auf das EXPO-Dach sind alle nur als temporäre Bauwerke geplant. Auch wenn der grüne Stadtrat Mönnighoff die Meinung vertritt, dass man erst einmal sehen muss, ob die EXPO-Aussteller wirklich alles abbauen. Eigentlich sind sie aber gemäß der Statuten der EXPO GmbH nach der Weltausstellung dazu verpflichtet. Nur für wenige Gebäude auf dem Ost-Gelände gibt es ein konkretes lokales Nachnutzungskonzept. So wird zum Beispiel aus dem französischen Pavillon ein Sportartikelgeschäft. Doch zwei der drei erstplatzierten Pavillons, also der Wal als "Pavillon der Hoffnung" und die "Postbox", sollen abgebaut werden. Lediglich das EXPO-Dach, das den zweiten Platz erreichte, wird auf dem Messegelände verbleiben.

Total überrascht?

Zugeben, der Pavillon der Hoffnung mit seiner Walform ist ein wirklich formschönes Gebäude geworden und wird nicht nur die jugendlichen Besucher beeindrucken. Doch so überrascht, wie ein Vertreter des Pavillons heute im Rundfunk tat, konnten die Verantwortlichen nicht sein. Denn sie hatten ihre Lobby per Email zur Wahl aufgerufen. Unter dem Betreff "Wa(h)l" schrieben sie an Christen aus Gemeinden, Hochschulen und der Jugendarbeit. Zitat aus der Mail: "Wichtig ist, dass so viele Leute wie möglich an der Wahl teilnehmen. Deshalb bitten wir Sie, diese Mail an Christen aus Gemeinden, Hochschulen und der Jugendarbeit weiterzuleiten oder sie telefonisch über die Wahl zu informieren - mit der Bitte die Information ebenfalls weiterzuleiten. Am Sonntag, 7.5. bietet sich auch die Möglichkeit, im Gottesdienst über die Wahl zu informieren, denn die Telefonleitungen für die TED-Abstimmung sind an diesem Tag bis um Mitternacht freigeschaltet. Übrigens: Auch aus dem Ausland kann gewählt werden. Mit Ihrer Stimme können Sie ein (Wahr)Zeichen setzen!"

Wer immer diese Mail aufgesetzt hat, mit ihr (from: Projektbüro Pavillon der Hoffnung e.V.) wurde zugleich eine Anleitung verschickt, wie man dem Empfänger verschleiern kann, wer die Mail noch bekommen hat. Der christliche Kettenbrief scheint funktioniert zu haben und niemand sollte sich allzu überrascht zeigen...

Der Wahrzeichen-Wa(h)l-Sieger

Als Gemeinschaftsprojekt von CVJM, der Deutschen Evangelischen Allianz und dem humanitären Hilfswerk World Vision gilt der Glaspavillon in Wal-Form als "Pavillon der Hoffnung". Durch seine Gestalt soll er an Hoffnung und Freiheit im Sinn der biblischen Geschichte von Jonas und dem Wal erinnern. Aber er gilt auch als Symbol eines Neuanfangs durch Umkehr. So heißt es in der gleichen Email weiter "Das Thema "Hoffnung" steht auch im Inneren des Wals im Vordergrund. Nach einem computeranimierten Trickfilm, der die Geschichte des Verlorenen Sohnes in eine futuristische Welt überträgt, können die Besucher in der Erlebnisausstellung "Fenster der Hoffnung" sehen, wie Hoffnung Menschen beflügeln kann. Junge Leute aus aller Welt stellen Hilfsprojekte vor, mit denen sie sich gegen Armut, Kinderarbeit, Hunger und Drogensucht engagieren. Ein "Raum der Hoffnung" lädt auf dieser Ebene des Wals zum Gebet ein. Die einzelnen Stationen im Pavillon der Hoffnung sollen Resignation hinterfragen und vor einem christlichen Hintergrund Hoffnungsperspektiven aufzeigen."

Während als Motto für den Pavillon "Welcome to the future" gewählt wurde, zeigen sich die Macher eher von der konservativen Seite. Denn die freiwilligen Mitarbeiter müssen sich zu einer Mitarbeit von mindestens vier Wochen entscheiden. Leider wird so viel Engagement nicht belohnt, denn gleichzeitig werden jedem Mitarbeiter 20 DM pro Tag für Unterkunft, Verpflegung und freien Eintritt während der Zeit der Mitarbeit in Rechnung gestellt. Nichtverheirateten Mitarbeitern steht laut Mitarbeiterrichtlinien nur eine getrennte Unterbringung zu. In einem umfangreichen Fragebogen müssen aber auch Referenzen aus der bisherigen christlichen Arbeit insbesondere über missionarische Einsätze dargelegt werden. Ob das wirklich neue Impulse für das neue Jahrtausend setzen wird?