EXPO schön gerechnet

Auf einmal ist die EXPO kein Verlustgeschäft mehr

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Für Bundeskanzler Gerhard Schröder war es bei seinem Abschlussbesuch auf der Weltausstellung klar: Die EXPO ist ein voller Erfolg. Die EXPO sei auch finanziell kein Misserfolg und der ideelle Nutzen sei sowieso nicht mit Geld aufzurechnen. In das gleiche Horn bläst nun auch der niedersächsische Ministerpräsident Gabriel und rechnet die EXPO schön. Das erwartete Defizit werde mit den Steuermehreinnahmen abgedeckt, gab er heute auf einer Pressekonferenz bekannt.

Angesichts der prognostizierten Besucherzahl von 40 Millionen EXPO-Gästen erscheint die inzwischen sehr wahrscheinlich erreichbare Zahl von 18 Millionen ein finanzielles Debakel bestätigen zu wollen. Schon seit Wochen geistert die Zahl von einem Defizit von 2,4 Milliarden DM durch die Medien. Dieser Verlust sollte trotz leerer Haushaltkassen zu 50 Prozent von Niedersachsen getragen werden. Andere Bundesländer sind sich einig, dass es eine Angelegenheit zwischen Bund und dem Land Niedersachsen sei. Dieser Ansicht war auch Bremens Bürgermeister Henning Scherf in einem Gespräch mit Telepolis: "Das werden die schon in den Griff bekommen, da mache ich mir keine Sorgen."

Bei der Abschlussveranstaltung mit Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte sich am Donnerstag bereits angedeutet, dass die volkswirtschaftliche Bilanz der Expo positiv ausfallen werde. Anscheinend wusste der Bundeskanzler da schon mehr. Ministerpräsident Sigmar Gabriel sprach jetzt auf einer Pressekonferenz in Hannover davon, dass es Prognosen gebe, die eine Steuermehreinnahme von 2,74 Milliarden DM verspräche. Zwar sei ihm klar, dass es wieder einmal nur eine Prognose wäre, aber er hätte "auch kein Problem damit, das politisch zu rechtfertigen, wenn es bei 1,5 Milliarden Mark Steuermehreinnahmen bleibt".

Genau wie Schröder ist Gabriel der Auffassung, dass die EXPO das Ansehen Deutschlands in der Welt gesteigert habe und das Land die Chance genutzt habe, sich als moderner und demokratischer Staat darzustellen. Gabriel macht sich auch keine Sorgen mehr, wenn Niedersachsen letztlich doch die 50 Prozent, also 1.2 Milliarden Mark, zahlen müsse. Er sieht das Defizit als Investition in die Zukunft Niedersachsens. Diese Gelassenheit kann er wohl nur deshalb in der Gewissheit ausstrahlen, dass der Bund das Land Niedersachsen nicht im Regen stehen lassen wird.