Ein russischer Milliardär mit politischen Ambitionen bekommt Probleme
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Der russische Milliardär Michail Prochorow will angeblich seine Aktiva in Russland verkaufen. Hat sich seine Medien-Holding beim Panama-Skandal zu weit vorgewagt?
"Michail Prochorow verkauft alle seine russischen Aktiva", meldete die Moskauer Wirtschaftszeitung Vedomosti gestern. Der Milliardär, dem die Onexim-Gruppe gehört, hat nach Forbes ein Vermögen von 7,6 Milliarden Dollar. Prochorow ist leidenschaftlicher Basketball-Spieler. Ihm gehört der US-Club Brooklyn Nets.
Prochorow ist ein Liberaler mit einem loyalen Verhältnis zum Kreml. 2012 - in der Hochphase der russischen Protestbewegung gegen Wahlfälschungen - kandidierte er zu den russischen Präsidentschaftswahlen. 7,8 Prozent der Wähler gaben ihm ihre Stimme.
Die Zeitung Vedomosti beruft sich bei ihrer Meldung über Prochorows Verkaufspläne auf mehrere namentlich nicht genannte Quellen in der Onexim-Gruppe. Die Zeitung schreibt, es gäbe "Gerüchte", dass der Kreml den Verkauf der Aktiva angeregt habe. Das sei "völliger Unsinn", erklärte Putins Sprecher, Dmitri Peskow.
Update: Auf der Website der Onexim-Gruppe erschien inzwischen eine Stellungnahme von Generaldirektor Dmitri Rasumow. Er dementiert die Zeitungsmeldung vom angeblich geplanten Verkauf aller Aktiva der Gruppe. "In unseren zahlreichen Aktiva passiert immer irgendetwas, wir führen immer Gespräche über Kauf und Verkauf." Einige Verhandlungen dauerten "mehrere Jahre". Aus der Tatsache, dass Gespräche geführt werden, den Schluss zu ziehen, dass alle Aktiva in Russland verkauft werden, sei "nicht korekt". Die Investment-Gruppe Onexim bleibe ein wichtiger Spieler auf dem russischen Markt.
Zu der Onexim-Gruppe gehören die metallurgische Unternehmen UC Rusal und Uralkali, eine Versicherung und zwei Banken, ein Energiebetrieb, eine Immobilienfirma, die Medienholding RBC und das bekannte liberale Lifestyle-Portal "Snob".
Prochorow hatte 2011 mit Billigung des Kreml die liberale Partei "Rechte Sache" gegründet. 2011 sah man ihn auf einer Groß-Demonstration gegen Wahlfälschungen bei der Duma-Wahl. Dass Prochorow bei den Präsidentschaftswahlen kandidierte, war dem Kreml recht. Seine Kandidatur lenkte den Unmut der Protestierenden in legale Bahnen.
Durchsuchung der Onexim-Geschäftsräume
Die Gerüchte über Prochorows Verkaufspläne haben einen ernsten Hintergrund. Am 14. April durchsuchten Beamte des russischen Geheimdienstes FSB Geschäftsräume der Onexim-Gruppe. Anlass der Durchsuchung war angeblich die Bank Tawritscheski, die Prochorow zur Hälfte gehört und in Schwierigkeiten geraten war. Dass die Durchsuchung an dem Tag stattfand, an dem Wladimir Putin seine alljährliche Fernseh-Fragestunde abhielt, war wohl kein Zufall.
Vedomosti vermutet jedoch, dass die Durchsuchung im April in Wirklichkeit mit den Panama-Papers zu tun hatte. Die Zeitung RBK, welche der Onexim-Gruppe gehört, hatte ausführlich über die Verstrickung von Personen aus dem Umfeld von Wladimir Putin in den Panama-Skandal berichtet und dazu ein großes Foto des russischen Präsidenten veröffentlicht. Damit hatte die Zeitung eine rote Linie überschritten. Im Mai wurden mehrere leitende Journalisten der Medienholding RBK entlassen.
Der Direktor des Zentrums für politische Forschungen, Pawel Salin, erklärte gegenüber Kommersant FM, der Milliardär Prochorow habe keine politischen Ambitionen. Die Militärs und Geheimdienstleute im Staatsapparat hätten aber die Befürchtung, dass dem Kreml gegenüber loyale Geschäftsleute "beginnen, Oppositionsbewegungen zu finanzieren". Erfahrungen gäbe es bereits. So finanzierten Geschäftsleute bei den Moskauer Bürgermeisterwahlen den Wahlkampf des Bloggers Aleksej Nawalni.