Eine Viertelmillion Tote, mindestens 4 Billionen US-Dollar an Kriegskosten
Eine US-Studie hat versucht, eine Bilanz des Kriegs gegen den Terror zu ziehen
Der Globale Krieg gegen den Terror (GWOT), den US-Präsident Bush 2001 nach den Anschlägen auf das WTC und das Pentagon ausgerufen hat, war nicht nur ein teures und verschwenderisches Unternehmen, das noch immer nicht beendet ist, sondern hat auch vielen Zivilisten in Afghanistan, im Irak, in Pakistan und in anderen Ländern das Leben gekostet.
Das Eisenhower Research Project an der Brown University hat versucht, in einer multidisziplinären Studie die Kriegskosten für die Menschen und die Wirtschaft abzuschätzen, auch um zu eruieren, ob es nicht bessere Möglichkeiten gibt, um in Zukunft Ziele ohne militärische Interventionen dieser Größenordnung zu erreichen.
Todesopfer unter den US-Soldaten hat es in den Kriegen seit 2001 relativ wenige gegeben. 6.051 Soldaten sind bislang gestorben, unbekannt aber sei, wie viele Soldaten verwundet, krank und traumatisiert zurückgekehrt sind. Bis letzten Herbst wurden 550.000 Anträge auf Behindertengeld wurden eingereicht. Von den alliierten Soldaten sind 1.192 getötet worden, 18.678 Sicherheitskräfte in Afghanistan und im Irak kamen ums Leben, in Pakistan waren es 3.520. Dazu kommen 2.300 Todesopfer bei den US-Söldnern, hier wisse man aber die genauen Zahlen nicht.
44.000 US-Soldaten sind im Kampfeinsatz verletzt worden, rechnet man die übrigen Verletzten und Erkrankten hinzu, steigt die Zahl schon fast auf 100.000, wobei Traumatisierungen (170.000) und andere psychische Erkrankungen nicht einbezogen werden. Rechnet man die Verletzten unter den Alliierten hinzu, kommt man auf mehr als 200.000 Soldaten.
Mindestens 137.000 Zivilisten seien im Irak (125.000) und in Afghanistan(12-14.000) durch die Kämpfe und Anschläge getötet worden. Für den unerklärten Krieg in Pakistan geht der Bericht von mindestens 35.000 Todesopfern aus, die Mehrzahl starb in den Jahren ab 2006. Rechnet man Todesopfer bei den Zivilisten und Soldaten zusammen, kommen die Wissenschaftler auf 225.000, konservativ geschätzt.
Dazu kommen noch viele Flüchtlinge. Allein im Irak haben 3,5 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen oder sind vertrieben worden, davon sind 1,8 Millionen ins Ausland geflohen. 58 Prozent der Haushalte haben keine Lebensmittelsicherheit. Allein in Bagdad soll es 250.000 Obdachlose geben. Insgesamt sollen 7,8 Millionen Menschen vor dem Krieg geflüchtet sein.
Eine Folge des Kriegs gegen den Terror ist die Einschränkung der Bürgerrechte im eigenen Land und zahlreiche Menschenrechtsverletzungen in den Kriegsgebieten. Profitiert haben vor allem Rüstungsindustrie und private Sicherheitsunternehmen. Umweltbelastungen sind auch nicht gering zu schätzen. Im Krieg steigt der Treibstoffverbrauch, werden Gifte verbreitet, das Wasser mit Öl und Giften von Waffen belastet und nicht zuletzt abgereichertes Uran durch die Munition in der Umwelt abgeladen.
Über Alternativen zum Krieg wurde nicht nachgedacht
Die wirtschaftlichen Kosten gehen weit über die reinen Kriegskosten hinaus. Vom Pentagon wurden schätzungsweise 1,3 Billionen US-Dollar ausgegeben. Konservativ geschätzt geht der Bericht von Kosten und noch zu zahlenden Schulden in Höhe von 4 Billionen US-Dollar aus, was in etwa so viel ist, wie auch die Harvard-Ökonomin Linda Bilmes und der ehemalige Weltbank-Chef und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz geschätzt haben (Der Billionen-Krieg im Irak als Ursache für die Wirtschaftskrise?). Die Kriege wurden von der US-Regierung durch Schuldenaufnahme bezahlt. In den zehn Jahren musste dafür alleine schon 185 Milliarden US-Dollar an Zinsen bezahlt werden. Zum Krieg gehören nicht nur die direkten Kriegskosten, sondern beispielsweise auch die Gelder, die an Militärhilfe für befreundete Staaten flossen. Auch Gelder in Höhe von vielen Milliarden vom Außen- und Entwicklungshilfeministerium dienten Kriegszielen.
Dazu kommt die Aufrüstung für die innere Sicherheit an der Heimatfront, der Bericht geht von 400 Milliarden USD aus. Kriege belasten auch die Zukunft und die nächsten Generationen. Erst in 30-40 Jahren werden die Kosten für Behinderungen und medizinische Versorgung der Veteranen einen Höhepunkt erreichen. Insgesamt könnte das allein eine Billion USD kosten. Und dann kommen noch die Schulden. Auch hier könnten bis 2020 eine Billion USD alleine für die Zinsen fällig werden.
Die Wissenschaftler sagen, dass sie viele Faktoren der Kriegskosten überhaupt nicht einberechnet haben, vor allem nicht den Schaden, der in Afghanistan, im Irak und in Pakistan entstanden ist, aber auch indirekte Folgen für die Wirtschaft der USA und der Aliierten. Viele Folgen könne man auch gar nicht quantifizieren, zumal Kriege immer die Welt verändern. Man habe nur einen Anfang gemacht.
Die Wissenschaftler halten aber fest, dass die Regierenden nach dem 11.9. über Alternativen zum Krieg gar nicht wirklich nachgedacht haben. Erfolg versprechender sei es nach einer Analyse staatlichen Vorgehens gegen Terrorismus, wenn dieser mit den Mitteln der Polizei und der Geheimdienste bekämpft werde oder man eine friedliche politische Verständigung finde. Gefordert wird jedenfalls von der US-Regierung, die Kriegskosten transparent zu berichten und diese nicht zu verschleiern.