Eine fingierte russische Cyber-Attacke und die Folgen

Seite 2: Der zweite Tag in westlichen Medien

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Die Infizierung des FSRU-Flüssiggasprojekts mit einem russischen Virus, der auf den Namen Putix getauft wurde, ist ärger als bislang angenommen. Zu diesem Ergebnis gelangt ein Team von Sicherheitsexperten aus der EU, den USA und Kanada. Auch gebe es neue Beweise, dass Moskau dahinter steht.

Die russische Regierung weist jede Beteiligung zurück. Zwar wird erklärt, dass die Cyber-Experten des FSB durchaus über Mittel für eine derartige Aktion verfügen, diese würden aber nicht eingesetzt, solange Russland nicht angegriffen wird. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg betrachtet diese Stellungnahme als Eingeständnis. In einem Interview der "Welt" äußerte er: "Sollte Russland tatsächlich in der Lage sein, Cyber-Angriffe zu starten, was von dort gerade bestätigt wurde, dann muss es durch eine präventive Abschreckung daran gehindert werden, diese zu wiederholen."

Die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaitė bedankt sich für die Solidaritätsadressen aus aller Welt. EU-Staaten, die für ihre zögerliche Haltung gegenüber Russland bekannt sind, wirft sie vor, Putin zu immer aggressiverem Verhalten ermuntert zu haben. Sie zeigt sich angesichts der Geschlossenheit der westlichen Gemeinschaft überzeugt, dass friedensgefährdende Attacken Moskaus künftig nicht ungestraft erfolgen werden.

Der dritte Tag in westlichen Medien

Der am Abend des Vortags einberufene UN-Sicherheitsrat hat den russischen Cyber-Angriff einhellig verurteilt. Alle Staaten mit Ausnahme Boliviens, Kasachstans und Chinas stimmten der Resolution zu, in der eine harte Reaktion verlangt wird. Offenbar konnten die von der US-amerikanischen UN-Botschafterin Nikki Haley vorgelegten Beweise überzeugen. Russland betrachtete diese als fragwürdig und legte sein Veto ein.

Kritische Internetmedien geben an, über Belege einer Beeinflussung des Stimmverhaltens der ärmeren Ratsmitglieder in Form zugesagter Budgethilfen zu verfügen. In Anschluss an die Abstimmung kündigen zwei amerikanische Lieferanten für Bergbau-Ausrüstungen ihre Kooperation mit der bolivianischen Regierung mit sofortiger Wirkung. Sie verweisen auf einen Druck der Trump-Administration.

Deutsche und holländische Experten sind in Helsinki eingetroffen, um frühere Virus-Attacken in Finnland und Estland anhand archivierten Materials zu untersuchen. Es soll geprüft werden, ob sich Elemente von Putix in der Malware früherer Cyber-Angriffe identifizieren lassen. Der finnische Ministerpräsident Juha Sipilä hält dies für wahrscheinlich.

Wladimir Putin hat in einer Fernsehansprache dem Westen eine Rufmordkampagne vorgeworfen, die sich auf keinerlei verifizierbare Angaben stütze. Er fordert eine unparteiische Untersuchung der Cyber-Attacke in Litauen, soweit eine solche überhaupt stattgefunden hat. Er bedauert die Unterbrechung des Nord Stream II-Projekts und betont, dass ein vollständiger Abbruch weder im Interesse Russlands noch der EU-Staaten liege.