Elektronische Tinte auf dünnen Plastikdisplays
Hochaufgelöste Bilder und Texte auf neuem Display, der vor allem für mobile Geräte interessant ist
Wenn es nach den Bell Labs und der E Ink Corporation geht, so wird es bald für die Bildschirme und das Papier eine Konkurrenz aus faltbaren Plastikdisplays mit elektronischer Tinte geben. Die Firmen haben jetzt den ersten Prototypen eines solchen aktiven Displays vorgestellt, der Bilder und Texte in hoher Auflösung darstellen kann.
Noch sind auf dem 12 Zoll großen Display die Bilder und Texte nur in einer Auflösung von einigen hundert Pixeln zu sehen, aber die Entwickler behaupten zuversichtlich, dass man damit im Prinzip und ohne große Kosten auch Bilder in hoher Auflösung und bester Qualität darstellen kann. Grundsätzliche technische Probleme gäbe es nicht mehr. Gegenüber früheren Versionen habe man überdies eine elektronische Tinte entwickelt, die sich 10 Mal schneller verändern kann und deren Kontrast größer wird, da die Farbe von Blau zu Schwarz wechseln kann.
Die Displays bestehen aus einem Gitter von Polymer-Transistoren, die mit der elektronischen Tinte von E Ink auf eine weniger als 1 Millimeter dicke Plastikschicht gedruckt werden. Diese weiche Lithographie, genannt "Mikrokontaktdruck", wird von John Roger und Kollegen in der neuesten Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Sciences beschrieben. Die "Tinte" besteht aus kleinen, mit einer gefärbten Flüssigkeit gefüllten Kapseln, in der sich wiederum noch kleinere weiße Kügelchen befinden. Durch die von den Plastiktransistoren erzeugten elektrischen Feldern können die Kügelchen in den Kapseln an die Oberfläche steigen und dort die eingefärbte Flüssigkeit verdrängen. Mit den aus den Kapseln bestehenden Bildpunkten lassen sich dann Texte oder Bilder erzeugen, die so scharf und kontrastreich sein sollen wie gedruckte Bilder oder Texte.
E Ink behauptet, dass die Displays für elektronische Tinte neben der billigeren Produktion durch den "Mikrokontaktdruck" drei Vorzüge gegenüber LCD- und CRT-Bildschirmen und Displays mit Leuchtdioden (LEDs) oder organischen Leuchtdioden (OLEDs) besitzen. Die elektronische Tinte sei, weil sie dieselben Farbstoffe wie die normale Druckfarbe enthalte, ebenso gut lesbar wie Gedrucktes auf Papier. Sie sei beispielsweise 6 Mal heller als LCDs, weise aber auch ein besseres Kontrastverhältnis als Texte in Zeitungen auf und könne sowohl bei schwachem Licht als auch in der Sonne gelesen werden. Die Buchstaben seien schärfer als auf den meisten Bildschirmen.
Interessant sind die Plastikdisplays vor allem für mobile Geräte, weil sie mit weniger Strom auskommen. Im Vergleich mit einem normalen Laptop werde für die Darstellung eines Textes mit der elektronischen Tinte nur ein Tausendstel der Energie benötigt. Ein Bild wird überdies auch dann weiter dargestellt, wenn die Stromzufuhr beendet wurde. Meist wird durch den weißen Hintergrund eine Beleuchtung von hinten unnötig. Für tragbare Geräte bedeutet das, dass sie aufgrund des Plastikdisplays gegenüber den Bildschirmen wesentlich leichter und dünner werden können, aber auch aufgrund des geringeren Stromverbrauchs kleinere Batterien benötigen. Überdies würde die elektronische Tinte die Augen weniger als andere Displays belasten.
Verwendung finden können sie nicht nur in Form von Büchern oder Zeitungen, sondern auch als Displays vor allem für tragbare Computer, PDAs, Handys oder Armbanduhren. Man könnte sich natürlich auch vorstellen, dass auf irgendwelchen Verpackungen bewegte Bilder auftauchen oder Plakate an Säulen aktuelle Meldungen bringen. Vor allem Werbung wird sich die Technik zunutze machen, wenn sie, wie behauptet, bald marktreif entwickelt sein sollte. Die elektronische Tinte lässt sich nur auf jedes Material drucken, sondern auch billig zu riesigen Displays machen. Ob es Printprodukte wie Bücher oder Zeitungen besser verdrängen kann als bislang die elektronischen Bücher wird man abwarten müssen. Immer wieder weisen die Wissenschaftler aber gerade auf die Ähnlichkeit der elektronischen Tinte mit dem Papier hin: "Sie hat das Aussehen und die Anmutung von herkömmlichen Papier", schwärmt John Rogers von den Bell Labs, "aber sie ist rekonfigurierbar wie ein normaler Computerbildschirm."