"Endsieg" bis zum Untergang

Eine kleine Zeitungsschau vom März bis April 1945, zusammengestellt aus Originaltexten des "Anhalter Anzeiger"

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Die Texte wurden dem „Anhalter Anzeiger“, dem amtlichen Organ der NSDAP des Reichsstatthalters und der Behörden, entnommen. Sie erschienen in Dessau im Zeitraum vom 08.03.1945 bis 11.04.1945 zeigt die Verlogenheit und Brutalität des Naziregimes in den Tagen seines Unterganges. Das dokumentierte Zeitgeschehen soll bei alten und neuen Führerverehrern Denkvorgänge anregen, damit sie endlich erkennen, welchem unsäglichen Irrglauben sie aufgesessen sind. Nazi-Zeitungen wurden nicht für Idioten erschaffen - sie erzeugten sie. Bei spukhaften „Gedenk-Aufmärschen“ aus Anlass des Geburts- und Todestages Adolf Hitlers bringen die Ewiggestrigen vorbehaltlos und lauthals ihre Verehrung der Hitlerclique und deren menschenverachtenden Politik gegenüber zum Ausdruck. Dabei wird gleichzeitig immer wieder dementiert, dass Deutschland die Verantwortung für den Krieg und den Holocaust trägt.

So wurde in der damaligen Presse, obwohl der Krieg schon lange verloren war, der „Endsieg“ bis zum Untergang des Faschismus propagiert:

Anhalter Anzeiger, 08. März 1945

Noch lodern die Feuer in der Nacht der Schmerzen (Erläuterung des Autors: Über Dessau fielen in der Nacht des 7. März 1945 durch britische Lancaster-Bomber abgeworfen 1693 Tonnen Bomben, davon 744 Tonnen Spreng- und 949 Tonnen Brandbomben und legten die Stadt zu über 80 Prozent in Schutt und Asche. Allein durch diesen Angriff starben 668 Dessauer), [...] aber die Wende wird nach der Prophezeiung des Führers noch in diesem Jahr kommen und Deutschland wird Sieger sein in seinem härtesten Kampf.

[...] Geht an Euere Arbeitsplätze, packt wieder mutig zu in Gedanken an die Front, die gerade in den kommenden Wochen vor der großen Entscheidung von Euch erwartet, dass Ihr, die Ihr selbst den Gluthauch der Front verspürtet, nicht müßig seid und unser Schicksal wenden helft. [...]

Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar Rudolf Jordan am 08.03.45 an die Dessauer

Mühlhausen. Todesstrafe für Feldpostpäckchenräuberin. Das Weimarer Sondergericht, das in Mühlhausen tagte, hatte sich mit der Sühne für eine gefährliche Feldpostpäckchenräuberin zu befassen. [...] Die 37jährige Hilde Rabitz wurde zum Tode und ihre 41jährige Schwester Frieda Münzberg zu 6 Jahren Zuchthaus und 4 Jahre Ehrensrechtverlust verurteilt, weil sie 40 Feldpostpäckchen unterschlagen haben sollen.

Ein Bericht aus der Sparte „Gerichtssaal“ vermittelt dem Leser ein sehr eindrucksvolles Beispiel der Menschenverachtung durch die Nazis. Die 31jährige Herta Zimmermann aus Wolmirstedt fand etwa 8 Tage nach dem Bombardement auf Magdeburg am 16. Januar in den Trümmern einer Altstadtstraße eine Schürze und ein Paar Strümpfe. Für diese „Plünderung“ verhängte ein Sondergericht sofort die Todesstrafe.

Sonderzuteilung

Auf Veranlassung des Gauleiters und Reichsverteidigungskommissars Rudolf Jordan wird an alle über 18 Jahre alten Einwohner der Gauhauptstadt Stadt Dessau (mit Ausnahme des Stadtteils Rosslau) 50g Bohnenkaffee, ½ Flasche Spirituosen, sowie für jeden Raucherkartenberechtigten 10 Zigaretten und an alle Jugendlichen unter 18 Jahren eine Dose Kondensmilch ausgegeben. [...]

Aus dem Führerhauptquartier, 7. März. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Starke bolschewistische Angriffe bei Frankfurt a.O. und Küstrin gescheitert. [...]
Außerdem wurden Bomben auf die Reichshauptstadt geworfen.

Anhalter Anzeiger, 10. März 1945

Wie schwer dieser Kampf nun heute ist, das wissen wir alle. Was immer wir aber auch dabei verlieren, es steht in keinem Verhältnis zu dem, was wir verlieren würden, wenn er nicht erfolgreich seinem Ende entgegen ginge.

Adolf Hitler

Was uns Lebenden bleibt, ist der Stolz auf unsere Helden, ist der Wille ihrer Opfer würdig zu sein, ist der harte Befehl, den sie uns geben: Kampf und Sieg für Deutschland.

Reinhard Gerdes: Die toten Helden mahnen

Wichtige Mitteilung: In der Dessauer Zuckerraffinerie ist (Erläuterung des Autors: durch die Bombardierung) Syrup ausgelaufen, der durch Einwirkung anderer Stoffe gesundheitsschädlich geworden ist. Er darf deshalb nicht genossen werden.

Die Gültigkeit der Lebensmittelkarten der 72. Zuteilungsperiode [...] ist bis zum 18.3. wegen Versorgungsstörungen verlängert worden. Die Einzelhandelsgeschäfte sind angewiesen, soweit sie bevorratet sind, den Abschnitt 5 der Reichseierkarte mit einem Ei zu beliefern. Der Abruf kann sofort erfolgen.

Achtung Hitlerjugend! Das für die Zeit vom 11.-17.März 1945 vorgesehene Führerlager im Bannausbildungslager Kornhaus fällt aus und wird auf einen späteren Termin verschoben.[...].

Luftschutzbereitschaft herstellen! [...] Schutzraumgepäck und Volksgasmaske sind stets mit in den Schutzraum zu nehmen. Die Einwohner werden außerdem aufgefordert, die Straßen vom Trümmerschutt freizumachen.

Anhalter Anzeiger, 12. März 1945

Was wir zu tun haben ist jedem klar: Solange Widerstand leisten und auf die Feinde zu schlagen bis sie am Ende müde werden und doch zerbrechen.

Adolf Hitler

Ein Lump!
Der Wirtschaftsprüfer Engelmann hatte sich in Dessau weitere drei Fliegerschädensausweise ausstellen lassen, obgleich er bereits welche von Berlin und Stettin besaß. Der Volksschädling wurde verhaftet.
Der OB gibt bekannt: Infolge des Gas- und Stromausfalles werden an Haushalte zunächst je Haushalt 125 Gramm Kerzen für die nächsten Tage ausgegeben.

Verdunkelt wird heute 18.48 Uhr bis morgen (Dienstag) 6.03 Uhr.

Jeder Volkssturmmann muss mitmachen. [...] Es gibt keinen Raum für Drückeberger, denn der Dienst im Volkssturm ist Wehrdienst und jedermann weiß ja, dass es gegenüber pflichtvergessenen Soldaten keine Milde geben kann. [...]

[...] Rettet wichtige Güter! Kartoffeln und Kohlen, die noch aus dem Keller herausgeholt werden können, müssen nun geborgen werden. Alle Volksgenossen und Volksgenossinnen, die nicht berufstätig sind, werden nochmals aufgefordert, sich an den Sammelstellen zum Abtransport in die Landorte einzufinden.“ Petri, Kreisleiter e. h.

Aufruf des Kreisleiters

Anhalter Anzeiger, 13. März 1945

Aufruf des Führers an die Wehrmacht zum Heldengedenktag 1945 – „Nur wer zu leicht befunden, fällt – Die Feinde müssen am Ende doch zerbrechen!“ [...] Es erfülle deshalb jeder seine Pflicht! Hauptquartier, den 11. März 1945. gez.: Adolf Hitler.

Die Stunde der Kapitulation kommt nicht! Dr. Goebbels in den Frontstädten Lauban und Görlitz: „Der Feind ist zu schlagen, denn wir haben ihn oft genug geschlagen.“ [...]

Aus Antwerpen wird gemeldet, dass durch den fortgesetzten Beschuss mit der V1 und V2 es zu großen Schäden in der Stadt kommt. Im Laufe einer Stunde sollen bis zu 8 Ferngeschosse eingeschlagen sein. Die V1 vernichte dabei im Durchschnitt 40 Gebäude und die V2 alles im weiten Umkreis.

Für den Abtransport von Möbeln stehen Kraftwagen nicht mehr zur Verfügung. Derselbe muss durch Gespanne erfolgen.

Eine Stadt kocht für die andere. – Zerbster Frauen helfen der schwer heimgesuchten Gaustadt Dessau.
Nachdem feindliches Untermenschentum die Gaustadt heimsuchte und deutschen Brüdern und Schwestern ihr Heim nahm, rauchen draußen am Stadtrand die Schornsteine der Zerbster Großküche, rauchen so rege, so eifrig, wie sich hier das ganze Leben abspielt. [...]
Lustiges Singen klingt aus einem Raum; dort stehen und sitzen die Frauen beim Gemüseputzen und Kartoffelschälen. Wie kommt es überhaupt, dass man hier kein unmutiges Gesicht, nein, nur frohe und frische Menschen erblickt? Macht es, dass die Hilfskräfte im Wechsel schwere und leichte Arbeiten zugeteilt bekommen, ist es die gute Kameradschaft, oder doch wohl das Helfen dürfen und können in schwerer Zeit? Mit flinken Messern und heißen Wangen wird gearbeitet und viele gute Wünsche wandern mit den Schnittportionen in die glasklaren Zellophanbeutel, die der Wagen in Kürze mitnehmen wird. [...]

Einzelkämpfer sind Wegweiser des Sieges.
Ruhe und Kaltblütigkeit, tiefe Liebe zum Volk und lodernder Hass auf die roten Mordbrenner sind die Triebkräfte von Heldentaten. [...] Der einarmige SS-Mann Sieg erledigte per linker Hand und Panzerfaust einen Sowjetpanzer, bevor er vom Feuer der Sowjets tödlich getroffen wurde. [...]

Anhalter Anzeiger, 16. März 1945

Stockholm, 15.03. Der Korrespondent der US-amerikanischen Nachrichtenagentur UP, Clark, muss im Ergebnis von Gesprächen mit einer größeren Anzahl deutscher Kriegsgefangener feststellen, dass die deutsche Wehrmacht nach wie vor einen fanatischen Glauben an ihre eigenen Waffen besitze. Die Soldaten brächten weiterhin Hitler eine geradezu mystisch-fanatische Verehrung entgegen. [...]

Anhalter Anzeiger, 19. März 1945

Niemals wird die Stunde kommen, dass wir kapitulieren, und niemals hat es in der Geschichte ein Beispiel dafür gegeben, dass ein Volk verloren gewesen wäre, wenn es sich nicht selbst verloren gegeben hätte.

Joseph Goebbels

Aus dem Führerhauptquartier: [...] Am Sonntag gab das OKW bekannt, dass der Feindansturm im Osten überall abgewiesen oder aufgefangen wurde. Die Sowjets hatten dabei hohe Panzerverluste zu verzeichnen. [...]
Weiter wurde gemeldet, dass durch Standgericht Major Strobel, Major Scheller, Major Kraft, Oberleutnant Peters und Hauptmann Brattke teils wegen Feigheit, teils wegen schwerer Dienstpflichtverletzung im Felde zum Tode verurteilt wurden, weil sie es fahrlässig unterlassen haben, die Rheinbrücke bei Remagen rechtzeitig zu sprengen oder entschlossen zu verteidigen. Die Urteile wurden, außer bei Brattke (abwesend), sofort vollstreckt.

Anhalter Anzeiger, 20. März 1945

Führerhauptquartier, 19. März. Das OKW gibt bekannt: [...] Breslau und Glogau weiter gegen starken feindlichen Druck verteidigt. Durchbruch an der Danziger Bucht vereitelt. Die Reichshauptstadt war Ziel eines Terrorangriffs starker amerikanischer Verbände. Der Feind verlor nach bisherigen Meldungen 38 meist viermotoriger Bomber. Durch Angriffe britischer Kampfflugzeuge in der Nacht wurde besonders Hanau getroffen. [...]

Der Reichsnährstand teilt mit, dass in Zukunft zwei unterschiedliche Fettsorten abgegeben werden. Dabei ist der verschiedene Fettgehalt zu beachten, wenn sie auf Lebensmittelkarte bezogen werden. Es gibt dann statt 125 Gramm Handelsfett 100 Gramm Reinfett, z. B. Butterschmalz oder Speiseöl.
1944 konnten 31 Millionen kg Wildfrüchte, 20 Millionen kg Pilze, 2 Millionen kg Teekräuter und 1,5 Millionen kg Wildgemüse zusätzlich zum Einsatz gelangen. In der Versuchsküche der Reichsarbeitsgemeinschaft „Ernährung aus dem Walde“ werden alte und neue Rezepte auf Nutzbarkeit überprüft.

Erleichterte Ehetauglichkeitsprüfung für Wehrmachtsangehörige. [...] Das OKW hat zugestimmt, dass die Nachprüfung der Ehetauglichkeit von Soldaten durch den für den Urlaubsort zuständigen Truppenarzt vorgenommen werden kann, sofern der Soldat sich schon auf Heiratsurlaub befindet und in dieser Zeit die Eheschließung durchführen will. [...]

[...] Die Verpflichtungsformel lautet: Ich verspreche allezeit meine Pflicht zu tun in Liebe und Treue zum Führer und zu unserer Fahne. [...]
Diesmal ist der Festtag kein Fest mit gemütlicher Kaffeetafel mit Kaffee und Kuchen, aber ein Tag des Stolzes auf unsere Jugend, die immer wieder als strahlender Frühling von der unversiegbaren Lebenskraft unseres Volkes zeugt.

„Verpflichtung der Jugend“ am 25.03.45.

Eisernes Kreuz für 12jährigen Jungvolk-Zugführer. [...] Der 12jährige Jungvolkführer Alfred Zeck aus Goldenau (Oberschlesien) erhielt das Eiserne Kreuz. Er barg 12 verwundete deutsche Soldaten, brachte 11 Kühe in Sicherheit und lieferte einen Spion bei der Polizei ab. [...]

Schwere Schäden in Antwerpen. Berlin, 21. März. [...] Über Antwerpen stürzen aus der Stratosphäre die V2 auf die Stadt und zermahlen alles am Orte und in der Umgebung zu Staub. Kürzlich sei eine V2 auf dem Bahnhof explodiert und habe dabei zahlreiche Soldaten getötet.

Anhalter Anzeiger, 22. März 1945

Das OKW gibt bekannt: In Oberschlesien Raumgewinn der Sowjets vereitelt. Angriffe bei Königswinter zum Stehen gebracht, schwere Kämpfe in Kaiserslautern. Generaloberst Guderian sagt: „Wir verlieren nicht die Nerven, sind wir doch von einer tiefen Gläubigkeit durchdrungen, dass wir die geschichtliche Wende, von der der Führer sprach, erzwingen werden.“

Wie lange muss Zucker reichen? [...] Einer Person stehen pro Tag 20 Gramm Zucker zu, vier Personen können in einer Woche 560 Gramm Zucker verbrauchen. Es empfiehlt sich, den Zucker für eine Woche abzuwiegen, um so Übergriffen vorzubeugen.

[...] 17jähriger Plünderer aus Wien, der es auf Kleidung und Lebensmitteln abgesehen hatte, in Dessau zum Tode verurteilt. Sein Komplize entwendete ein Stück Kesselputzseife und wurde ebenfalls sofort abgeurteilt.

Anhalter Anzeiger, 23. März 1945

Aus dem Führerhauptquartier. 21. März. Das OKW gibt u. a. bekannt: Gesteigerter Feinddruck in Ost und West.
In Ungarn warf der Feind weitere schnelle Kampfverbände an die Front und verstärkte seine Durchbruchsversuche.
In Oberschlesien ließen die Angriffe des Feindes gegenüber den Vortagen nach. Die Abwehrschlacht an der Danziger Bucht nahm an Heftigkeit bei hohen Verlusten beiderseits zu Unsere Kurlandkämpfer vereitelten auch gestern die Durchbruchsversuche der Bolschewisten unter höchstem Munitionseinsatz. Am Mittelrhein hält der starke Druck der Amerikaner auf Bonn an. In der mittleren Rheinpfalz haben sich die Kämpfe bei Bad Dürkheim und Neustadt an der Weinstraße an den Ostrand der Hardt verlagert.
In Mittelitalien blieben feindliche Vorstöße an der ligurischen Küste erfolglos. Bei starker Lufttätigkeit über dem Reichsgebiet wurden am Tage neben Bremen und Plauen besonders Orte im Rheinland, Westfalen und in Südostdeutschland betroffen. Ergänzend wird gemeldet: Leutnant Hanstein, Zugführer der 1. Marineinfanteriedivision, schoss südöstlich Stettin aus einem Rudel von 28 angreifenden Sowjetpanzern in 15 Minuten 7 Panzer ab und zerschlug damit den gesamten Angriff.

Anhalter Anzeiger, 27. März 1945

Die Jugend Adolf Hitlers muss das Zentrum unseres nationalen Widerstandes sein.

Reichsjugendführer Axmann

Die „Nationalsozialistische Parteikorrespondenz“ meldet: Als der Bolschewismus im Ansturm vernichtungsrasender Waffen an die Tore des Kontinents anbrandete, flüchteten mit den Hunderttausenden deutscher Volksgenossen, Kriegsgefangene oder Arbeiter aus den Ostgauen in das Innere des Reiches zurück. Ihre Parole hieß: Rette sich wer kann ins Reich, hinter uns rast die bolschewistische Weltpest. [...]

Anhalter Anzeiger, 02. April 1945

Reißt hoch die Herzen und überwindet alle Schwächen. Jetzt gilt nur noch eine Parole: Siegen oder fallen! Es lebe Deutschland! Es lebe Adolf Hitler!

Reichsleiter Bormann, Leiter der Parteikanzlei

Aufruf der Bewegung „Werwolf“, einer Bewegung der nationalsozialistischen Freiheitskämpfer in den besetzten West- und Ostgebieten des Reiches, an das deutsche Volk: „Hass ist unser Gebet und Rache unser Feldgeschrei!“ [...]

In der Nacht vom 2. zum 3. April wird im Großdeutschen Reich wieder die Sommerzeit eingeführt. Die Uhren werden um 2 Uhr eine Stunde vorgestellt.

Auf die Abschnitte 4 und 5 der Kontrollkarte IV wird je Abschnitt 500 Gramm Zwiebeln abgegeben.

Anhalter Anzeiger, 03. April 1945

Rasender deutscher Widerstand im Westen (in der Gegend um Paderborn). [...] Die Blitzoffensive der Amerikaner wurde gebremst. Köln unter amerikanischer Knute. Negersoldaten zwingen deutsche Frauen zum Latrinenreinigen. [...]

Der große Krieg steht nahe vor seinem Ende. Noch liegt ein dichter Nebel über seinen Ausgang gebreitet, doch schon bald wird er sich zerteilen, und allen wird dann offenbar, wer Sieger ist. Keiner von uns hätte geglaubt, dass der Gegner so schnell die Rheinlinie überwinden würde. Nun kann es keine Illusion mehr geben, dass der Kampf bis aufs Messer geführt werden muss.

Herbert Schmidt im „Anhalter Anzeiger“ vom 03.04.45

Anhalter Anzeiger, 10. April 1945

Wenn wir jetzt noch einmal die Zähne zusammenbeißen und uns geschlossen hinter den Führer stellen, dann gibt es keinen Zweifel, dass wir die Krise meistern werden.

Gauleiter Jordan

Berlin, 10. April. Eisenhower und seine Generale stellen mit Erschrecken fest, dass ihre Truppen, je tiefer sie in das deutsche Land eindringen, eine immer unheimlichere Atmosphäre vorfinden. Der deutsche Werwolf springt den Gegner gnadenlos und unbarmherzig an, wo er ihn fasst. So beantwortet das deutsche Volk den satanischen Hass des Feindes mit noch flammenderen Hass- und Rachegefühlen.

Die „Nationalsozialistische Parteikorrespondenz“ meldet: Der Führer hat verfügt, dass alle bisher auf der Ebene des Kreises noch bestehenden Personalunionen zwischen Ämtern des Staates und der Partei oder zwischen verschiedenen Parteiämtern aufzulösen sind. Das enge und kameradschaftliche Zusammenwirken zwischen Partei und Staat, wird durch eine klare Trennung selbstverständlich nicht berührt.

Wie einst die Reiter des türkischen Sultans Suleiman, so sind jetzt die Horden Stalins mit ihren Panzern vor den Toren Wiens erschienen. Unter anderen Formationen werden vor allem die bekannten kampferprobten SS-Männer die Verteidigung Wiens übernehmen.

Kriegsberichter A. Kurschat

Führerhauptquartier: Der Führer verlieh das Eichenlaub mit Schwertern an Oberst Arthur Jüttner, Kommandeur eines schlesischen Grenadier-Regimentes, als 141. Soldaten der deutschen Wehrmacht.

OKW meldet: [...] Im Thüringer Wald setzten in Flanken und Rücken der Amerikaner angesetzte Jagdkommandos und Stoßtrupps diesen hohe Verluste zu.
Westlich Schweinfurt zerschellten wiederholt amerikanische Angriffe In Pforzheim wurde der eingedrungene Feind wieder hinausgeworfen. Amerikanische Bomberverbände richteten Schäden in Plauen, Hamburg, Stendal, Halberstadt und Dessau an. Die Bevölkerung lässt sich durch die plutokratischen Mordflieger nicht entmutigen und wird sich in unermüdlichen Anstrengungen zur Erringung des Endsieges äußern.

Anhalter Anzeiger, 11. April 1945

Aufruf: Schlagt den Gerüchte- und Miesmachern und allen Defätisten aufs Maul, dass es ihnen die Sprache verschlägt! Lasst euch nicht bluffen! Bewahrt eure Ruhe, euer Vertrauen und euren Glauben an die Führung. Mit unserem fanatischen Widerstand bis zum Letzten ist der Feind zu schlagen.

Das OKW meldet: Zwischen Drau und Wiener Wald zerschlugen unsere Truppen die Mehrzahl der feindlichen Angriffe. Sowjets greifen Königsberg von allen Seiten an.
Göttingen ging nach hartem Kampf verloren. [...]
Hohe Verluste des Feindes durch Kleinkrieg der im Rücken der Angreifer operierenden Einheiten. Amerikanischen Versorgungskolonnen wurden große Verluste zugefügt.

[...] Reichsminister Speer, Generalinspekteur des deutschen Straßenwesens, gestattet durch Anordnung das versuchsweise Radfahren auf der Reichsautobahn. Das Wenden über den grünen Mittelstreifen ist erlaubt.

Der „Anhalter Anzeiger“ stellte zum Ende der Nazi-Ära sein Erscheinen ein.

Der Rest kommentiert sich selbst:

30.04.1945
Hitler begeht im Berliner Führerbunker Selbstmord und sein Leichnam wird verbrannt.

02.05.1945
Berlin ist gefallen. Die Sowjetflagge weht vom Brandenburger Tor. Im Frühling 1945 wurde ganz Deutschland von den Sowjet- und den Westtruppen besetzt.

09.05.1945
Der Krieg in Europa ist vorbei und Deutschland wird unter den Alliierten aufgeteilt.

...und schon wieder marschiert der braune Mob!