Erdgas könnte übergangsweise Braunkohle ersetzen

Seite 2: Erdgas nicht der Weisheit letzter Schluss

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Aber natürlich kann die Verfeuerung von Erdgas nur eine Übergangslösung sein. Zum einen, weil zwar weniger, aber noch immer zu viele Treibhausgase freigesetzt würden. Zum anderen, weil auch die Förderung von Erdgas alles andere als harmlos ist. Auch bei der konventionellen Förderung wird zum Beispiel Benzol freigesetzt, das in Niedersachsen in Verdacht steht, für die dortige Häufung von Krebsfällen in der Nachbarschaft zumindest eines Teils der Bohrlöcher verantwortlich zu sein. Die Erdgasförderung hat hierzulande eine lange Tradition und deckt mit rasch abnehmender Tendenz derzeit noch 8,3 Prozent des Inlandsbedarfs.

Mittelfristig muss also Ersatz für das in Gaskraftwerken verbrannte Erdgas her. Dafür bietet sich unter anderem an, das Potenzial der Abfallvergärung besser auszunutzen. In Biogasanlagen können kompostierbare Abfälle vergärt und so Methan hergestellt werden, das auch der wesentliche Bestandteil des Erdgases ist. Doch damit wird der Gasbedarf für die Kraftwerke nicht annähernd zu decken sein, auch wenn es noch erhebliches Ausbaupotenzial gibt, da bisher nicht viel mehr als ein Sechstel des geeigneten Bioabfalls entsprechend genutzt wird.

Letztlich wird vermutlich der Einsatz von sogenanntem Windgas eine zentrale Rolle zu kommen. Greenpeace Energy weist darauf hin, dass die Umwandlung von überschüssigem Strom in Wasserstoff schon jetzt die Stromkunden entlasten könnte. Es würde nämlich die Notwendigkeit für Netzausbau minimieren und der Wasserstoff könnte zugleich ins Gasnetz eingespeist werden.

Auch zur Optimierung von Biogasanlagen kann Strom eingesetzt werden. Wird in dieser zusätzlicher Wasserstoff per Elektrolyse erzeugt, dann würde das Rohbiogas deutlich weniger Kohlendioxid aber mehr Methan enthalten.

Viel Sonne

Und zu guter Letzt die gute Nachricht der Woche: Die Climate-Action-Plattform des UN-Umweltprogramms UNEP berichtet von einer :Untersuchung des internationalen Marktes für Solaranlagen, die von einem neunprozentigen Wachstum in diesem Jahr ausgeht. Demnach würden 2017 weltweit bis zu 85 GW neue Solarleistung installiert werden. Das Gros davon, fast drei Viertel, werde auf China, Indien, die USA und Japan entfallen. 2016 waren es 78 GW gewesen, im Vorjahr erst 51 GW.

Nachdem vor einem knappen Jahr in China drastische Kürzungen der Einspeisevergütungen angekündigt wurden, waren viele Beobachter davon ausgegangen, dass der chinesische Markt erheblich schrumpfen würde. Bei hiesigen Modulherstellern war leichte Panik angesichts der befürchteten gewaltigen Überproduktion und den damit zu erwartenden Dumpingpreisen zu verspüren gewesen. Wie es aussieht ist es nicht so schlimm wie erwartet gekommen. Die Preise sind zwar deutlich zurückgegangen - hierzulande waren Module im Februar im Großhandel 13 bis 20 Prozent günstiger als im Januar 2016 -, doch in China wurden so viele Solaranlagen installiert wie nie zuvor. Rund 34 GW Solarleistung kamen hinzu, mit 30 GW wird für dieses Jahr gerechnet.

Auch Indien hat Großes vor: Die Regierung plant die installierte Solarleistung bis 2022 auf 100 GW zu bringen. Das heißt, in den kommenden fünf Jahren müssten 90 GW hinzukommen. Für dieses Jahr wird mit 14 GW gerechnet, ein Ausbautempo, das noch weiter gesteigert werden muss, um das Ziel zu erreichen.

Der Beitrag auf der UNEP-Seite verweist auf die Bedeutung der gesunkenen Preise für die Erschließung neuer Märkte für Solarmodule. Wenn die Preise für Module und Speicher weiter wie im bisherigen Maße sinken, könnte Indien bis 2050 vollständig auf Kohlekraftwerke verzichten.