Erdogans gefährliches Netzwerk in Deutschland

Seite 3: Baut die AKP paramilitärische Organisationen in Deutschland auf?

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Verschiedene Politiker fordern inzwischen ein Verbot der "Osmanen" und der UETD. Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl betrachtet die Vorgänge als inakzeptable Einmischung der türkischen Regierung in deutsche Innenpolitik.

Die Grünen-Fraktion im baden-württembergischen Landtag brachte eine Anfrage über die Verbindungen von "Osmanen" und UETD ein und forderte eine umfangreiche Untersuchung. Der Landesvorsitzende der FDP in Baden-Württemberg, Hans Ulrich Rülke, forderte, dass die UETD bundesweit beobachtet und dann verboten werden solle.

Burkhard Lischka, der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion in Bundestag, sagte, er sei überrascht darüber, "wie tief verstrickt offenbar Erdogan und sein Umfeld ins kriminelle Milieu in der Bundesrepublik sind". Sevim Dagdelen, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, forderte die "sofortige Einbestellung des türkischen Botschafters durch das Auswärtige Amt".

Im türkischen Parlament stellte der HDP-Abgeordnete Alican Önlü eine Anfrage zur Unterstützung der Osmanen Germania durch den AKP-Abgeordneten Metin Külünk. Von Ministerpräsident Yildirim will Önlü unter anderem wissen, ob es richtig sei, dass der türkische Staat die 2015 gegründete Gruppierung Osmanen Germania gegen in Deutschland lebende Kurden und Linke benutze, und ob die Regierung zu den genannten Behauptungen eine offizielle Stellungnahme abgeben werde.

Dass die Osmanen Germania äußerst brutal gegen Andersdenkende vorgehen, zeigt das Beispiel von Celal S. aus dem Februar dieses Jahres. Er war bis dahin Leiter der Osmanen-Filiale in Gießen. Weil er die Jagd auf Kurden nicht mehr mitmachen wollte, wurde er von seinen Kumpanen schwer gefoltert.

Die Abkehr von der Kurdenjagd kam einem Verrat gleich, denn, so berichtet die Stuttgarter Zeitung, der "Präsident" der Osmanen sei im Oktober extra in die Türkei gereist, um Erdogans Berater Ilnur Cevik mitzuteilen, dass er sicher sein könnte, dass die Osmanen den Anti-Terror-Kampf in Deutschland für die Regierung in Ankara übernehmen würden.

Levent Uzundal, Präsident der Osmanen in Stuttgart übernahm die Bestrafungsaktion von Celal S. Ihm wurde erst ein Schlafmittel verabreicht. Uzundal fuhr dann zum stellvertretenden Chef der Osmanen, Selcuk Sahin, um sich mit ihm zu beraten, was mit S. geschehen solle. Dieser verweigerte ihm die Erlaubnis, S. sofort umzubringen.

Es solle bei einer "Bestrafungsaktion" bleiben. Auf dem Rückweg sammelte Uzundal weitere Mitglieder auf und nahm sie mit in seine Wohnung. Dort schlug ein Mitglied dem Schlafenden mit einer Eisenzange ins Gesicht und auf den Kopf. Ein weiteres Mitglied schoss ihm mit einer Beretta-Pistole in den Oberschenkel. Dann schlugen sie solange auf S. ein, bis er ohnmächtig war. Mit einem Schlaghandschuh wurde weiter auf dessen Kopf geschlagen. Uzundal filmte angeblich die Szene

Eine herbeigerufene Altenpflegerin holte das Projektil mit dem Messer ohne Betäubung heraus. Ein weiter Osmane versuchte mit einer Rasierklinge bei S. einen Teil des Ohres abzutrennen. Nach drei Tagen gelang Celal S. die Flucht. Zwei der Täter flohen daraufhin in die Türkei. Mustafa K., der stellvertretende Chef der Stuttgarter Osmanen und Ibrahim I. verstecken sich dort vor den deutschen Ermittlungsbehörden.

Angesichts der Gewalttätigkeit und den zahlreichen Verbindungen zwischen AKP, UETD und den Osmanen könnte man mittlerweile von einer paramilitärischen AKP-Organisation in Deutschland sprechen. Dies zeigt auch anschaulich der Besuch des Osmanen Germania-Präsidenten im Oktober 2016 in Ankara.

Dort wurde er von Ilnur Cevik, dem wichtigsten Berater Erdogans empfangen. Der Besuch wurde in Ankara nach Informationen der FAZ, die aus einem Bericht des NRW- Innenminister Herbert Reul (CDU) an den Landtag zitiert, folgendermaßen kommentiert:

Unser verehrter Gründerpräsident und Chefberater des Staatspräsidenten, IInur Cevik, hat die Osmanen Germania im Präsidialamt empfangen. Er hatte ein T-Shirt mit ihren Symbolen angezogen und erklärte, als Präsidialamt werde man stets hinter den türkischen Staatsbürgern stehen, die im Ausland Terrororganisationen bekämpfen.

FAZ

In der Türkei werden seit Erdogans Aufruf zur "nationalen Mobilmachung" nach dem Putschversuch im Juli 2016 zunehmend paramilitärische Vereine gegründet und staatlich anerkannt. In Ankara wurde zum Beispiel der Verein "Volkssonderoperation" (HÖH) gegründet.

Der Verein "Ak Ocaklar", der sich "kontinuierlich für die staatlichen Traditionen einsetzt", unterhält Zweigstellen in Diyarbakir, Sirnak und Hakkari im Südosten. Die "Volksoperation Osmanische Mobilmachung" ("Osmanlı Seferberlik Halk Harekatı") sagt von sich, "sie hätten sich für den Staat auf den Weg gemacht". Anscheinend fühlt man sich in Ankara inzwischen sicher genug dass paramilitärisch-mafiöse AKP-Netzwerk auch in Deutschland weiter auszubauen.