Erschreckende Zahlen: Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut
Fast jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut. Oft fehlt Geld für Möbel, Urlaub oder einen Computer. Droht mit der Inflation eine weitere Verschärfung der Lage?
Armut ist in Deutschland ein bedrückendes Thema, das besonders Kinder trifft. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) war im Jahr 2022 fast jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut betroffen.
Danach lebten 18,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren in Haushalten mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle. Diese liegt für einen Vier-Personen-Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern bei 2.421 Euro.
Die Studie, die auf Daten des Panels "Arbeitsmarkt und soziale Sicherung" (PASS) basiert, zeigt deutliche Unterschiede im Lebensstandard zwischen armutsgefährdeten und nicht armutsgefährdeten Kindern.
Traurige Realität: Kein Urlaub, keine neuen Möbel – Armut im Alltag
Konkret heißt das: Mehr als die Hälfte der Kinder lebt in Familien, die aus finanziellen Gründen zum Beispiel abgenutzte Möbel nicht ersetzen können. Auch jeden Monat einen festen Betrag zurückzulegen oder eine Woche in den Urlaub zu fahren, ist für sie kaum möglich.
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Für die Kinder bedeutet dies wiederum, dass viele beispielsweise kein regelmäßiges Taschengeld erhalten. Laut Studie betrifft dies 17 Prozent der Kinder. Sechs Prozent gaben an, keinen Platz zum Lernen und für Hausaufgaben zu haben. Kein Wunder, schließlich leben 22,1 Prozent der Kinder in beengten Wohnverhältnissen, die nicht allen Familienmitgliedern ein eigenes Zimmer bieten.
Digital abgehängt: Wenn sich Familien keinen Computer leisten können
Etwa jedes vierte bis fünfte armutsgefährdete Kind und seine Familie müssen aus finanziellen Gründen auf einen Computer mit Internetanschluss (19,2 Prozent) oder den regelmäßigen Kauf neuer Kleidung (22,5 Prozent) verzichten. In der Gruppe der nicht armutsgefährdeten Kinder sind die Anteile mit zwei bis vier Prozent deutlich geringer. Eine Unterversorgung kommt hier also selten vor.
Die Wissenschaftler identifizierten mehrere Faktoren, die das Armutsrisiko von Kindern erhöhen. Dazu gehören das Aufwachsen bei einem alleinerziehenden Elternteil, ein Migrationshintergrund, drei oder mehr Geschwister und ein Wohnort in Ostdeutschland.
Düstere Prognose: Verschärft sich die Kinderarmut weiter?
Ab 2022 könnte sich die Kinderarmut in Deutschland aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung weiter verschärft haben. Aktuelle Daten dazu liegen allerdings bisher nicht vor. IAB-Forscher Torsten Lietzmann: "Es bleibt abzuwarten, wie sich der Inflationsschub im Jahr 2022 auf die Lebenslagen von Kindern und ihren Familien ausgewirkt hat."
In einer weiteren finanziellen Unterstützung der Kinder sehen die Forscher ein zweckmäßiges Mittel, um die Kinderarmut zu lindern. Die "Höhe der materiellen Absicherung, die Förderung der Erwerbsbeteiligung der Eltern sowie ein einfacher Zugang zu Leistungen" seien sinnvolle Ansatzpunkte, erklärte IAB-Forscherin Claudia Wenzig.