Erstaunliches Ausmaß an Inkompetenz

Seite 2: Man hätte gekonnt, wenn man gewollt hätte

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Man stelle sich einmal vor, die "Luxusunterkunft" wäre tatsächlich belegt worden. Wie lange hätte es wohl gedauert, bis sich die Bewohner Verlängerungskabel, Mehrfachsteckdosen und elektrische Kochplatten besorgt hätten (vorausgesetzt es gibt überhaupt eine nutzbare Steckdose pro Wohnblock)?

Wieviel Phantasie braucht es, um sich unter solchen Zuständen gesteigerte Brandgefahr und Aggressivität, destruktive Hackordnungen und sinnlose Verteilungskämpfe vorzustellen? Und was wären wohl die Kommentare der braven Schwaben gewesen, wenn Bastelei und Trickserei wirklich zu einem Brand, wenn die besagten Hackordnungen zu Schlägereien oder schlimmerem geführt hätten? Wer von denen, die diesen Bockmist verbrochen haben, würde auch nur einen Tag in so einem Haus verbringen wollen?

Foto: Marcus Hammerschmitt

Zwei Dinge machen die Sache besonders bitter. Erstens ist da das bereits bestehende Heim nebenan, auf das die ALHO Systembau ein wenig stolz ist und das von der neuen Blamage durch einen Zaun getrennt wird. Man hätte gekonnt, wenn man gewollt hätte. Und zweitens ist da dieser Zaun.

Denn während man in der Unterkunft Steckdosen und Küchen "vergessen" hat, hat man bei allem "Zeitdruck" und bei allen "Fehlplanungen" doch nicht die y-förmigen Zaunpfähle vergessen, die so schön schnell mit NATO-Draht bestückt werden könnten, um dann den lagerartigen Charakter der Anlage zu komplettieren.

Es ist erst die Kombination von Gleichgültigkeit und Gründlichkeit, die das Bild hier perfekt macht. Sie sagt: "Es ist uns egal, wie es euch da drinnen geht, aber es ist uns wichtig, euch rechtlos, abgeschottet und isoliert halten zu können, wenn uns das so passt."

Und das ist es, was eine elf Millionen Euro teure Dummheit in einen Skandal verwandelt.