Erster Schritt hin zu gesunden Zigaretten?

Eine Studie der University of California in Davis zufolge sollen Oxidationsmittel die Hauptverantwortlichen für Lungenkrebs sein

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In einem Otto-Waalkes-Sketch aus dem 1970ern war die Rede von einer Zigarette, die den Vitamingehalt von 10 Salatköpfen aufweist. Tatsächlich gab es in den letzten 30 Jahren teilweise bemerkenswerte Entwicklungen bei vormals als schädlich angesehenen Nahrungs- und Genussmitteln: Vom Zahnpflegekaugummi bis zur Butterersatz aus Olivenöl. Einzig die Zigarette schien seit der Erfindung der nur mäßig wirksamen Filter aus Zelluloseacetat im Schädlichkeitsghetto zu verharren. Die Verwendung der Werbebegriffe "Light" und "Leicht" wurde in Europa 2003 als grob irreführend untersagt. Auch die Zusatzstoffe, mit denen die Industrie den Tabak anreicherte, gerieten zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik.

Nach Angaben des U.S. Center for Disease Control and Prevention ist Zigarettenkonsum immer noch für jährlich mehr als 400.000 Todesfälle allein in den USA verantwortlich. Bei den Lungenkrebserkrankungen führt man bei Männern 90 und bei Frauen 80 % auf das Rauchen zurück. Obwohl man durch Studien seit vielen Jahrzehnten sicher weiß, dass ein enger Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs besteht, ist die Art und Weise, wie der Rauch in gesunden Lungenzellen Krebs erzeugt, noch umstritten.

Nun meldeten Forscher an der University of California in Davis, dass sie den genauen Mechanismus entdeckt hätten, durch den Zigaretten Krebs erzeugen. In der Märzausgabe des FASEB Journal vertreten sie die auf eine neue Studie gestützte Auffassung, dass Oxidationsmittel im Zigarettenrauch die Hauptursache dafür sind.

Für die Studie setzte das Team um den Mediziner Tzipora Goldkorn im Labor zwei Gruppen menschlicher Lungenzellen Zigarettenrauch und Wasserstoffperoxid aus. Danach wurden die Zellen bebrütet und anschließend zusammen mit einer Vergleichsgruppe unbehandelter Zellen auf Krebsentwicklung hin untersucht. Dabei zeigten die Zellen, die Zigarettenrauch ausgesetzt waren, die gleichen auf eine Krebsentwicklung hindeutenden Molekülveränderungen wie jene, die man mit Wasserstoffperoxid in Berührung gebracht hatte.

Durch diese Entdeckung bietet die Studie nicht nur einen Anhaltspunkt für neue Behandlungsmethoden, sondern auch für die Herstellung potentiell weniger schädlicher Zigaretten. Allerdings entsteht beim Verbrennen von Zigaretten nicht zur Oxidationsmittel (wie beispielsweise Stickoxide), sondern mehr als 4.000 andere Stoffe – darunter mindestens 43 Karzinogene. Insofern dürfte die Herstellung wirklich gesunder Rauchtabakwaren noch in relativ weiter Ferne liegen.