"Es wehte homerische Luft"

Die Deutsche Wochenschau

Krieg als Bildungsreise

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Die Rettungspakete, die Griechen, die Nazis und wir - Teil 2

Teil 1: "Aus den Wolken kommt das Glück": Die Rettungspakete, die Griechen, die Nazis und wir

Wer Marschlieder mag, kommt bei der Berichterstattung der Deutschen Wochenschau über den Balkanfeldzug voll auf seine Kosten. "Wir stürmen dem Siege entgegen und säubern Europas Haus", singt der Chor beim Panzerfahren durch die Thermopylen, "und schlagen mit hämmernden Schlägen die Briten zum Lande hinaus." Dafür muss noch Kreta erobert werden. Die Formationsführer planen das "Unternehmen Merkur" mit gewohnter Sorgfalt, junge Männer in Badehosen ölen die Gewehre und beladen Flugzeuge, und dann: "Start frei!" Als die Flugzeuge abheben, erklingen die ersten Takte des Walkürenritts. Zur Musik von Richard Wagner fliegen wir über das Ägäische Meer, erkennen Kreta unter uns, sehen Bombern beim Bombardieren und Fallschirmjägern beim Fallschirmspringen zu. Wer denkt, dass Francis Ford Coppola den Luftangriff mit Walkürenritt erfunden hat (Apocalypse Now), der irrt. Ein Flugzeug fliegt rasch noch einmal über Athen und die Akropolis, die englischen Kriegsgefangenen schauen traurig aus, und "Ritterkreuzträger General der Flieger Student begrüßt die siegreichen Fallschirmjäger". Kreta wird "in vielen Einzelaktionen vom Feind gesäubert".

Massaker nur nach stichwortartiger Begründung

Auf der Insel gab es viele Widerstandskämpfer, die von Teilen der Zivilbevölkerung unterstützt wurden. Die Deutschen hatten hohe Verluste. General Kurt Student wollte Rache und erließ am 31. Mai 1941 einen Befehl, in dem vier mögliche Vergeltungsmaßnahmen aufgelistet sind: Erschießungen, Kontributionen, Niederbrennen von Ortschaften, Ausrottung der männlichen Bevölkerung ganzer Gebiete. Niederbrennen und Ausrottung nur nach "stichwortartiger Begründung" und mit Genehmigung des Generals. Weil ein ordentliches Gerichtsverfahren "für Bestien und Mörder nicht in Frage" komme, sei dies "Sache der Truppe". Und weiter: "Hierbei lege ich besonderen Wert darauf, dass die Sühnung selbst - nach Möglichkeit - durch diejenige Truppe erfolgt, die unter den bestialischen Greueltaten gelitten hat."

"Es ist einwandfrei festgestellt", steht am Anfang des Befehls, "dass sich die Bevölkerung von Kreta (auch Frauen und Jugendliche) im weitesten Umfange am direkten Kampfe beteiligt hat." Damit waren Männer, Frauen und Kinder zum Abschuss freigegeben. Wenn bei "Sühnemaßnahmen" kein direkter Täter zu finden war, wurden "Schuldige" aus der Zivilbevölkerung herangezogen. Wer schuldig war und wer nicht, entschieden die Eroberer je nach Bedarf. Der Student-Befehl setzte eine Spirale aus Gewalt und Gegengewalt in Gang. Mit zunehmender Partisanentätigkeit machte er Schule in ganz Griechenland, wo die deutschen Besatzer mit einer Grausamkeit gegen die Zivilbevölkerung vorgingen wie sonst nur an der Ostfront gegen das "slawische Untermenschentum". Kurt Student wurde 1945 von einem britischen Militärgericht zu fünf Jahren Haft verurteilt. 1947 scheiterte Griechenland mit dem Versuch, ihn ausliefern zu lassen. 1948 war er wieder ein freier Mann. 1998 gelangte das Verteidigungsministerium zu der Erkenntnis, dass der General nicht "traditionsfähig" sei. In der Franz-Josef-Strauß-Kaserne im bayerischen Altenstadt, wo der Bund Deutscher Fallschirmjäger alljährlich seinen Kreta-Gedenktag abhält, erhielten daraufhin die "Generaloberst-Student-Straße" und der "Generaloberst-Student-Saal" neue Namen.

Die Deutsche Wochenschau

Zurück nach Kreta. Die Wochenschau fliegt mit dem Flugzeug hin, mal mit den Stukas in Formation und mal mit dem Transportflugzeug, oder sie begleitet Soldaten auf dem Schiff. Die Artillerie schießt aus allen Rohren, deutsche Truppen rücken vor und Gebirgsjäger kämpfen nieder, der Chor singt dazu Sachen wie das "Fallschirmjägerlied" ("Wir wissen nur eines, wenn Deutschland in Not,/Zu kämpfen, zu siegen, zu sterben den Tod."), Ritterkreuzträger General der Flieger Student bespricht mit seinen Fallschirmjägern die Lage, die Stukas bomben und zerstören feindliches Kriegsmaterial, die Suda-Bucht ist hart umkämpft, und "Chania brennt!" wird als tolle Siegesmeldung präsentiert.

Die Deutsche Wochenschau

Beim Einmarsch in die völlig zerstörte Hafenstadt könnte man kurz darüber nachdenken, was aus den Bewohnern geworden ist, aber dann besucht General der Flieger Student, ein echter Kümmerer, auch schon verwundete deutsche Soldaten im Feldlazarett. Wie lange solche Bilder nachwirken, kann man daran sehen, wie schwer es der Bundeswehr und den Veteranen fällt, sich von den braunen Propagandastars zu verabschieden. In Chania wird ein guter Platz für die Fahne gefunden, weil da noch ein Kirchturm steht: "Nach zwölf Tagen Kampf ist Kreta fest in deutscher Hand. Eine der kühnsten Operationen unserer Wehrmacht ist siegreich beendet. Das Hakenkreuz weht über Kreta!" Juden lebten in Chania auch. Ritterkreuzträger General der Fallschirmtruppe Bruno Bräuer, der als Kommandant der "Festung Kreta" das von seinem Vorgänger Student errichtete Schreckensregiment fortsetzte, ließ sie im Mai 1944 zusammentreiben und auf einen Frachter bringen, der im Ägäischen Meer versenkt wurde.

Heroen ohne Badehose

Im Juni 1941 war ganz Griechenland von den Deutschen und ihren Verbündeten besetzt. Im Herbst 1942 erschien ein Buch, "von Soldaten für Soldaten geschrieben", das den Besatzern einen Eindruck davon vermitteln sollte, wohin sie "der Befehl des Führers gestellt" hatte und das sie zur Erinnerung mit nach Hause nehmen konnten, als Souvenir. Wenn man das Geleitwort von General der Flieger Mayer liest, dem Befehlshaber im "Luftgau Südost", weiß man schon sehr viel darüber, wie es den Griechen unter den Deutschen erging:

Es entspricht dem Geist des deutschen Soldaten, die Länder, in die das Schicksal des Krieges ihn führt, mit wachen Augen zu erleben und Stätten alter Kultur mit Ehrfurcht zu betrachten. So wie während des Feldzuges 1941 in Griechenland und Kreta kein einziges klassisches Kulturdenkmal durch unsere Waffen beschädigt worden ist, so bringen wir, wohin wir auch kommen, echter Kultur stets die Achtung entgegen, die ihr gebührt.

Auf klassische Kulturdenkmäler wurde Rücksicht genommen und auf die Griechen nicht, denn die hatten mit "echter Kultur" nichts zu tun. Die wahren Hellenen waren die Deutschen. Weil man sich trotz der Aufmärsche am Königsplatz in München, der "Acropolis Germaniae", nicht darauf verlassen konnte, dass das jeder Soldat verstanden hatte, wies Erhart Kästner, Autor von Griechenland: Ein Buch aus dem Kriege und vormals Sekretär von Gerhart Hauptmann, gleich im ersten Kapitel darauf hin, und dann immer wieder. Auf der "Fahrt nach Griechenland" mit dem Zug, bei einer Ausweichstelle, gibt es eine dieser aus der Wochenschau vertrauten Begegnungen von Deutschen im Ausland:

Es waren Männer von Kreta, die von dort kamen und nun einem neuen Ziel und einem neuen Kampf entgegengingen. Auf den offenen flachen Eisenbahnwagen […] saßen, standen und lagen gleichmütig die Helden des Kampfes, prachtvolle Gestalten. […] Da waren sie, die "blonden Achaier" Homers, die Helden der Ilias. Wie jene stammten sie aus dem Norden, wie jene waren sie groß, hell, jung, ein Geschlecht, strahlend in der Pracht seiner Glieder. Alle waren sie da, der junge Antenor, der massige Ajax, der geschmeidige Diomedes, selbst der strahlende, blondlockige Achill. Wie anders denn sollten jene ausgesehen haben als diese hier, die gelassen ihr Heldentum trugen und ruhig und kameradschaftlich, als wäre es weiter nichts gewesen, von den Kämpfen auf Kreta erzählten, die wohl viel heldenhafter, viel kühner und viel bitterer waren als alle Kämpfe um Troja. […] Um jeden von ihnen schwebte der Flügelschlag des Schicksals. Es wehte homerische Luft.

Und die Griechen, was umweht die? Höchstens der muffige Geruch von Faulheit und Unfähigkeit. Der Zug, der Kästner von Saloniki nach Athen bringt, ist schlecht geölt, die Abteilfenster sind zerbrochen, in den Polstersitzen der Ersten Klasse wohnen Wanzen, und dass er überhaupt noch fährt ist der Tatsache zu danken, dass die Maschine ein deutsches Modell von 1907 ist. Unterwegs wird dauernd angehalten, weil die Griechen keinen Fahrplan machen können. Einen dieser Aufenthalte nützen die Soldaten zu einem Bad im Meer, ohne "die Badehose, das Abzeichen christlich-neuzeitlicher Körperscham, zu tragen":

Unversehens ergab sich ein völlig klassisches Bild. Sprühend im Licht dieses Morgens und im Glanz ihrer jungen Nacktheit tummelte sich die Schar dieser Eroberer am fremden Meer, und es schien so, als sei ein verloren geglaubtes, unsterbliches Geschlecht wiedergekehrt und habe mit Selbstverständlichkeit Besitz genommen von diesem Ufer, oder als seien sie immer dagewesen und der Götterberg habe nie auf andere niedergeblickt als auf sie.

Passagen wie diese drehen den Prolog von Leni Riefenstahls Olympia-Film um. Die Nazis inszenierten die Olympiade von 1936 in Berlin als gigantisches Propagandaspektakel, als ein "The Olympics Are Coming Home" für Faschisten. Der Prolog des Films führt uns zu den Überresten eines antiken Tempels, und weil auch Riefenstahl mit den real existierenden Griechen nichts anfangen konnte, erwachen Statuen zum Leben, um olympische Sportarten vorzuführen (nackte Männer) oder eine Mischung aus Gymnastik und Tempeltanz (nackte Frauen). Die Träger des olympischen Feuers laufen durch Trümmer des antiken Griechenland, und weil der Weg zugleich nach Deutschland und in die Gegenwart führt, stehen staunende Griechen am Straßenrand wie später, in den Wochenschauen von 1941, beim Einmarsch der deutschen Truppen in Athen. Die Flamme erreicht Berlin pünktlich zur Eröffnungsfeier, bei der die Mannschaft Griechenlands, die Riefenstahl schlecht weglassen konnte, mit "deutschem Gruß" unter der Führerloge vorbeimarschiert.

Olympia

In Wunschkonzert trifft Ilse Werner Carl Raddatz bei der Olympiade in Berlin, verliebt sich und muss dann als deutsche Frau viel Geduld aufbringen, weil ihr Liebster, ein Offizier der Luftwaffe, bald mit dem Bombardieren anderer Länder beschäftigt ist. Bei Erhart Kästner sind die Heroen, die bei Riefenstahl ausziehen, das Feuer in die Reichshauptstadt zu bringen, zurück in Griechenland, als Reinkarnationen der Hellenen (Carl Raddatz ist nicht dabei, weil der gerade den Film Heimkehr drehen musste). Da der Repräsentant des faschistischen Heilsversprechens ein strahlender Held ist und kein Finsterling, ist das Licht ganz wichtig ("Sprühend im Licht dieses Morgens …"). Albert Speer schuf für den Reichsparteitag in Nürnberg einen pseudo-sakralen Raum aus Lichteffekten. Die Inhaltsangabe im Programmheft zum Olympia-Film endet so: "Die olympische Flamme verlöscht, da reißt sich die Kamera am Scheinwerferdom empor, der sich über dem Stadion wölbt. Das Dach des Lichtdoms grüßt als Feuerbotschaft - es ist dasselbe Licht, das einst über Akropolis aufging."

Wunschkonzert

Alpenländisches Delphi und Kehricht im Winkel

Und die Griechen, mit denen sich Kästner konfrontiert sieht, wenn er keine deutsch-homerischen Heroen trifft? Die haben keine Ahnung von Licht und wahrer Schönheit und das Land, in dem sie leben, nicht verdient, weil sie nicht einmal den vielen Sonnentagen etwas abgewinnen können: "Vielleicht kann deshalb auch nur ein Mensch und ein Volk, das vom Norden kommt, die Göttlichkeit und Gnade dieses Geschenkes voll empfinden." Überall findet Kästner Belege dafür, dass Griechenland (ohne die Griechen) wie ein in den Süden verlängertes Deutschland ist. Der Hymettos, ein Bergrücken auf der Halbinsel Attika, sieht aus wie das Riesengebirge. Athen wäre nichts weiter als eine Ansammlung "liebloser und schmutziger Lehmbuden an Straßen, die keine Straßen sind, […] Barbarei auf heiligem Boden", wenn es nicht die antiken Stätten gäbe und die Gebäude, die im 19. Jahrhundert von den Deutschen errichtet wurden, als Otto von Wittelsbach König von Griechenland war.

Im Kapitel "Bayerisches Athen" wird nicht München beschrieben, sondern die griechische Hauptstadt, die froh sein muss, dass die Deutschen versucht haben, hier etwas zu schaffen, das an "die Gegend um den Odeonsplatz" (Feldherrnhalle, Siegestor und Königsplatz) erinnert. Da gibt es Ordnung, gerade Linien und Sauberkeit. Kästner muss allerdings auch dunkle Stunden durchleiden, "in denen man an der Haltbarkeit seiner Liebe zum wirklichen Griechenland verzweifelt, so viel lemurenhafte Verfallenheit und so viel Schmutz bekommt man zu sehen". Die einzige neugriechische Stadt, die "Ordnung, Anlage und Reiz hat" ist Sparta, eine "völlige Neugründung" von König Otto. Alle anderen: "Sie liegen in der göttlichen Landschaft wie Kehricht im Winkel."

Griechenland: Ein Buch aus dem Kriege

Die Schnellbahn von Athen nach Piräus hat wenigstens von Berliner Ingenieuren gebaute Bahnhöfe (gut), aber Piräus selbst hat von den Segnungen der deutschen Wohltäter nichts mehr abbekommen und ist eine der hässlichsten Städte der Welt, eine einzige Zumutung: "Unbeschreiblicher Schmutz, verfallende Buden dicht neben sechsstöckigen Reedereien und Hotels, die so geschmacklos gebaut sind, daß ein Hund jaulen möchte, Armut und zerlumpte Menschen, ein Heer von Hungernden und Bettelnden […] und über alledem, besonders im Sommer, ein schlimmer Gestank."

Ein paar Seiten danach ist Kästner auf der Halbinsel Akte, wo sein Ästhetenauge auch noch einen "Schwarm von häßlichen, vielzuvielen Häusern, Häuschen und Hütten" ertragen muss, "die über den Fels hinweglaufen. Sie hängen daran wie die Blattläuse." Wenn man weiß, dass die Nazis ihren Rasse- und Reinheitsidealen nicht entsprechende Menschen wie Ungeziefer behandelten, auch in Griechenland, kann einem da kurz mulmig werden. Zum Glück gibt es auch noch solche Orte wie das Pendant zum Olympiastadion in Berlin. Da ist man wieder daheim und nicht mehr unter Fremden, die schmutzig sind und stinken, da kennt man sich aus: "Kein Deutscher braucht in Olympia etwas dazuzulernen. Alles ist da, alles mitgebracht, längst erlebt, längst gewußt, urvertraut."

"Und doch nicht", schreibt Kästner im nächsten Absatz, und da hat er recht, denn Riefenstahl drehte ihren Prolog nicht in Olympia, sondern in künstlichen Kulissen im dorischen Stil und in Delphi, weil ihr das, was die "Neugriechen" mit Entzündung der olympischen Flamme und Fackellauf veranstalteten, nicht gefiel. Auch Kästner kommt in die "echte Alpenwelt" von Delphi und ist entzückt, weil es da Tannenwald gibt, weil das Quellwasser rauscht und weil es nicht mehr stinkt, sondern nach Holzfeuer duftet: "Zu dem Glück, hier zu sein, kommt das Heimatglück, daß hier, wo die Seele zu Hause ist, sich soviel wiederfindet, woran die Erinnerung hängt, die selige Täuschung, als sei man auf irgendeiner Alm in Tirol." Vielleicht hat er außer Olympia noch Riefenstahls Dolomitenfilm Das blaue Licht gesehen, und jetzt ist er enthusiasmiert vom "Licht der griechischen Erde" (auch dann am besten, wenn es blau ist). Am Ende des Kapitels sinnt er über den "seltsamen Traum des Griechenvolkes, eines Volkes im Süden!" vom Land der Hyperboreer nach, das "im Norden irgendwo" liegt. So verschmelzen die Germanen (Heimweh nach dem Süden) mit den Hellenen (Heimweh nach dem Norden): "Ein Heimwehtraum, dem nachzusinnen mit schwermütigem Trost erfüllt."

Aber was macht man mit den Einheimischen? Kästner will sie nehmen, wie sie sind, muss aber leider feststellen: "Natürlich ist blutmäßig von den alten Griechen verdammt wenig oder nichts übrig geblieben im heutigen Hellas." Die schönen griechischen Frauen der Antike sind verschwunden, denn deren Schönheit hing "natürlich mit der sorgfältig gewahrten Rassereinheit des dortigen Adels" zusammen. Schon "in den Spätzeiten des Griechentums", weiß der Wehrmachts-Cicerone, und sogar bei den Spartanern, begann "das gute Blut zu versickern", und jetzt ist eben nichts mehr übrig. Irgendwie sind sie trotzdem ganz nett, die "Neugriechen", wenn man sie nicht als Stinker in der Blattlaushütte trifft, sondern als Hirten, Bauern, Dorfbewohner oder Mönche. Die griechische Gastfreundschaft, die von Herzen kommt, hat allerdings auch ihre Tücken: man muss Begeisterung über "rezinierten Wein" heucheln und in verwanzten Betten schlafen. Wenigstens bei den Hirten glimmt noch "das heilige Feuer von einst […] wie ein Nachhall aus klassischer Zeit", während bei den Klosterbrüdern in Arkadien "von der einstigen geistigen Größe derzeit offenbar nicht mehr viel lebendig" ist.

Armut und Not

Den Besatzern gelang es nie, den Partisanenkrieg in Griechenland unter Kontrolle zu bekommen. Doch bei der Lektüre von Kästners "Buch aus dem Kriege" könnte man glauben, dass es diesen Krieg gar nicht gab, oder jedenfalls nicht unter Beteiligung der eroberten Griechen. Das ist wie in der Wochenschau, wo die Bevölkerung beim Einmarsch deutscher Truppen staunend am Straßenrand steht, als wäre es der Rosenmontagszug. Der Autor und sein Zeichner Helmut Kaulbach sind zwei Deutsche auf Bildungsreise, die eher zufällig eine Wehrmachtsuniform tragen, und ihr Fortkommen wird nur durch die miserable Infrastruktur behindert. Die Deutschen, schreibt Kästner, seien "als Freunde gekommen", und wenn sich mal ein paar Soldaten in ein griechisches Dorf verirren, dann als "Besucher" und nicht etwa, um die Bewohner auszurotten.

Tatsächlich ist man schnell im dreistelligen Bereich, wenn man anfängt, die zu "Sühnemaßnahmen" herangezogenen Dörfer zu zählen. Im dem Teil Griechenlands, den die Wehrmacht an ihre bulgarischen Verbündeten übergab (in der Wochenschau wird das groß gefeiert), fanden "Bulgarisierungen" und Vertreibungen statt. Die Deutschen raubten das Land systematisch aus. Für die Besatzung mussten die Griechen eine Art Gebühr entrichten, von den Nazis "Aufbaukosten" genannt. Sie wurden gezwungen, fast ihre gesamte Produktion, auch die Lebensmittel, zu exportieren. Wenn ich es richtig recherchiert habe, ging der Löwenanteil ins Reichsgebiet, wo die Zwangsexporte mit den "Aufbaukosten" (1942: 2,5 Milliarden Reichsmark) verrechnet wurden. Damit alles seine Ordnung hatte, wurde die "Deutsch-Griechische Warenausgleichsgesellschaft" gegründet.

Im "Schwarzen Winter" von 1941/42 gab es eine schreckliche Hungersnot, von der die Region Athen am stärksten betroffen war. Hauptgrund war die Ausplünderung des Landes. Dazu kamen kriegsbedingte Ernteausfälle. Die Kornkammern im bulgarisch besetzten Teil von Griechenland lieferten kein Getreide mehr. Die Briten mit ihrer Seeblockade waren auch nicht sehr ruhmreich und nahmen eine Hungersnot billigend in Kauf, weil sie hofften, dass diese zu Volksaufständen gegen die Besatzer führen würde. Die Rolle der Deutschen wird dadurch nicht besser. Wer unbedingt die Welt erobern will, ist dann auch verantwortlich für die Menschen in den Ländern, in die er einmarschiert. Allein im Großraum Athen verhungerten zwischen 60.000 und 100.000 Menschen. Die Griechen erlebten den Hungerwinter unter einer menschenverachtenden deutschen Verwaltung. Als die Deutschen abzogen, litt ein großer Teil der griechischen Kinder, die das Ausplündern ihres Landes überlebt hatten, unter schwersten Mangelerscheinungen. Das sollte jeder wissen, der einen Sparkommissar nach Griechenland schicken will. Bitte keinen, der deutsch spricht, Herr Kauder.

Kästner stößt bei seiner Griechenlandreise auf eine "beispiellose Armut und Not". Woher könnte das wohl kommen? In der Argolis ist er in einer Gegend unterwegs, wo er "auch einmal ein Griechenland" sieht, "das prangt und fruchtet, spendet und Gaben schüttet!" Weshalb? Antwort: "Das Land ist mit Fleiß und Umsicht bebaut." Alle anderen, heißt das im Umkehrschluss, sind faule Tagediebe ohne Ordnung und Sauberkeit, darum müssen sie hungern. Ein andermal erreicht er ein Dorf, "das wohl selten von deutschen Soldaten besucht wird". Die Kinder haben Hunger, und ein kleiner Junge ruft: "No mangeria! Nichts zu essen!", weil er die deutsche Uniform mit der italienischen verwechselt. Die Italiener kommen zum Requirieren von Lebensmitteln in das Dorf. Die deutschen Besucher, erfährt der deutsche Leser auf diese Weise, würden das nie machen, weil die Dorfbewohner dann hungern müssen.

Weil doch irgendwie Krieg ist, gibt es auch ein paar Tote. Am Strand von Itea findet Kästner ein Kreuz für vier ins Meer gestürzte deutsche Flieger, aber nur ein Grab: "Nur einen Mann der Besatzung gab das Meer heraus; es ist der Feldwebel, der bei Itea liegt. Dort harrt er der Kameraden, die wie Ikaros zur Sonne flogen, wie Ikaros stürzten und nun, wie Ikaros, noch immer unbestattet im Meer treiben müssen." Sapperlot! Wenn der Deutsche stirbt, dann mit Kultur. Und der Grieche? In einer Taverne fragt Kästner einen griechischen Polizisten "nach jener schlimmen Aprilnacht 1941, als die Stukas den großen Angriff auf Piräus flogen". "Die Leute schrien und liefen davon", sagt der Mann: "Alles brannte, das Wasser brannte, das Meer, der Himmel brannte, die Schiffe, die Masten." Dabei war das von den Deutschen gar nicht so beabsichtigt, mehr das Resultat eines dummen Zufalls: "Die Katastrophe entstand dadurch, daß die Stukas ein Öllager trafen, das dicht am Hafen lag."

Durch die Explosion eines im Hafen liegenden Schiffes mit Nitroglyzerin wurde alles noch viel schlimmer. Der Augenzeuge ist ein ehrlicher Mensch und sucht nicht die Schuld bei anderen: "Man hätte das Schiff vielleicht noch aus dem Hafen fahren können, aber das geschah leider nicht." Wieder faul und unorganisiert gewesen, diese Griechen. Und eine Verordnung über den richtigen Umgang mit Nitroglyzerinschiffen beim Stuka-Angriff haben sie scheinbar auch nicht. Also gibt es einen Knall, Häuser stürzen ein und keine Fensterscheibe ist mehr heil. Vergleiche mit Halbgöttern werden nicht gezogen, weil im "Neugriechen" kein Hellenenblut mehr fließt. Sollte es den einen oder anderen Toten gegeben haben, werden diese nicht erwähnt. Das ist wie in der Wochenschau. Da zerstören die Stukas englisches Kriegsgerät. Schiffe werden nicht mit Menschen versenkt, sondern in Form von Bruttoregistertonnen.

Kameraden unter’m Edelweiß

Solche Kollateralschäden wie in Piräus können mal passieren und sind keine böse Absicht. Das weiß auch der Grieche, der sich durch diese Missgeschicke nicht davon abhalten lässt, zum Besucher aus Deutschland aufzuschauen: "Auf einer Bergwiese stand ich lange bei einer Hirtenfamilie. Der Mann war Soldat an der Metaxaslinie gewesen. Wie überall in Griechenland hat der einfache Mann für Deutschland nichts als uralte Bewunderung." Gleich strömen weitere Hirten herbei, "mit natürlicher Würde und freier menschlicher Zutraulichkeit […] und freuen sich". Das ist mehr als die Realitätsverweigerung eines Bildungsbürgers in Uniform. Wie schrecklich solche Passagen sind, wird einem klar, wenn man sie zu Ende denkt. Wenn alle Griechen "zutraulich" sind, muss man wohl annehmen, dass die Männer, Frauen und Kinder, die keine "uralte Bewunderung" empfinden, nicht zu den Griechen gehören, sondern zu den von Ritterkreuzträger General der Flieger Student identifizierten "Bestien und Mördern". Die kann man dann bei "Sühnemaßnahmen" ausplündern und ermorden, ohne dadurch das freundschaftliche Verhältnis zur griechischen Bevölkerung zu beschädigen.

Wenn heute populistische griechische Politiker behaupten, dass Deutschland nach dem Krieg keine Reparationszahlungen leistete, ist das falsch. Richtig ist aber, dass die Griechen von allen westeuropäischen Ländern am meisten unter der deutschen Besatzung zu leiden hatten. Bei den Reparationszahlungen sind sie unterrepräsentiert. Das liegt daran, dass sie sich bei den Verhandlungen ungeschickt anstellten, dass sie über keine starke Lobby verfügten und dass sie Pech mit den komplizierten Bemessungsgrundlagen beim Opfer-Ranking hatten (Nicht-Slawen, die mit derselben Grausamkeit behandelt worden waren wie Slawen, waren schwer einzurechnen). Die wichtigsten Zahlen und Daten kann man in einem Welt-Artikel nachlesen; die Angaben entsprechen in etwa dem, was ich dazu herausgefunden habe (jeder rechnet anders).

Wie immer gibt es einen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Bei der Pariser Reparationskonferenz von 1945/46 wurde die Höhe der deutschen Zahlungen festgelegt und wer welchen Anteil erhalten sollte. Im Londoner Abkommen von 1953 wurde der BRD ein beträchtlicher Teil ihrer Schulden erlassen und die Reparationszahlungen wurden auf später verschoben (die BRD leistete noch andere Formen von finanzieller Wiedergutmachung), weil man nicht die nach dem Ersten Weltkrieg gemachten, Hitlers Aufstieg erleichternden Fehler wiederholen wollte und weil sich die Westalliierten im Kalten Krieg eine stabile BRD wünschten, als Bollwerk gegen den Kommunismus. Das für Deutschland sehr günstig (und für Griechenland ungünstig) ausgefallene Londoner Schuldenabkommen gab auch denen Auftrieb, die forderten, dass man sich jetzt auf eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft konzentrieren sollte, statt ewig die alten Geschichten aus dem Dritten Reich aufzuwärmen.

Im selben Jahr, 1953, erschien die erste von vielen Auflagen von Erhart Kästners Ölberge, Weinberge. Das ist die entnazifizierte und mit Religionskitsch angereicherte Version seines Griechenland-Buchs von 1942, nun ohne Geleitwort des Befehlshabers im Luftgau Südost. 1953 ist überhaupt ein interessantes Jahr. Im Mai, am "Tag der Treue", trafen sich die "Kameraden unter’m Edelweiß" - organisiert im von Wehrmachtsgeneral Rudolf Konrad gegründeten "Kameradenkreis der Gebirgstruppe" - in München. Christlich inspiriert waren diese nun alljährlich stattfindenden "Pfingsttreffen" vermutlich nicht. Mir jedenfalls fällt nicht die Pfingstbotschaft dazu ein, sondern der Sprecher der Wochenschau von 1941:

Am Pfingstmontag gab das Oberkommando der Wehrmacht durch Sondermeldung bekannt: "Kreta ist frei vom Feind! Die Kämpfe sind beendet. England hat damit seine Schlüsselstellung zwischen Europa, Afrika und Asien verloren. Das gesamte östliche Mittelmeer liegt jetzt im Bereich der deutschen Luftwaffe!"

Die Edelweiß-Kameraden sammelten sich an der Feldherrnhalle und freuten sich gemeinsam auf die bald anstehende Wiederbewaffnung. Anschließend konnte man noch auf einen Sprung beim Königsplatz vorbeischauen und der Helden gedenken. Von den Ehrentempeln waren nur die Fundamente übrig, das zerbombte "Braune Haus" war abgerissen, aber der "Führerbau", der stand (und steht) da noch. Und General Konrad sprach: "Wir hoffen, dass in der neuen Schale die gleichen Männer, die alten Soldaten stecken, die einst Kraft und Ruhm des deutschen Heeres und Stolz des deutschen Volkes waren." Wer mal in Bad Reichenhall ist, sehe sich die dortige Kaserne der Gebirgsjäger an, benannt nach General Konrad und bei der Kretabrücke gelegen. Am Gebäude bei der Wache findet sich ein Wandgemälde aus alter Zeit und ein in Stein gehauener Reichsadler (das ist jetzt die Gegenwart, nicht 1953). Das Hakenkreuz von früher ist durch ein Edelweiß ersetzt. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Eroberer im fremden Züglein

Der Insel-Verlag, die neue Heimat des Autors Erhart Kästner, ersetzte das Hakenkreuz durch einen Stern (keinen roten, sondern einen guten). Im Klappentext zur Erstausgabe von Ölberge, Weinberge heißt es:

Ein guter Stern hat den Verfasser […] während des Krieges nach Griechenland geführt. Damals erschien sein jugendlich-helles Buch über das vielbesungene Land […]. Aber mit den skizzenhaften Eindrücken von damals hat Kästner sich nicht begnügt; im Abstand eines Jahrzehnts hat er das Buch noch einmal ganz von neuem geschrieben. Er mag gefühlt haben, daß er ein Thema anschlug, von dem keiner mehr loskommt, den es einmal ergriff: Griechenland, eines der ewigen Themen, das immer neuer Variationen bedarf.

Fürwahr. Die Variation von 1953 verzichtet auf die Rassereinheit der Spartaner, ist subtiler und arbeitet mehr mit Suggestionen. Einige Beispiele: Im Kapitel "Auf den ersten Blick" fährt Kästner im Frühjahr 1941 im "Züglein […] eine köstliche Weile am Meere entlang", vorbei an den "blauen Massen des Olympos": "Da die griechischen Bahnen eine Leidenschaft für Aufenthalte besitzen, entstand eine Rast." In der Fassung von 1942 ist das spöttisch gemeint. Der Zug ist dreckig und schlecht gewartet, die Griechen können keinen vernünftigen Fahrplan erstellen und die Bemerkung, dass die Strecke nur eingleisig ist, wird durch den Hinweis, dass es sich um die wichtigste Verbindung von Nordgriechenland nach Athen handelt, zum Vorwurf. In der Version von 1953 sind "Züglein" und eingleisige Strecke das Sinnbild für den griechischen Lebensstil, für eine vom Reisenden genossene Gemütlichkeit. Inzwischen sind wir wieder bei Variation 1 angelangt, bei den faulen und unfähigen Griechen mit ihrer vernachlässigten Infrastruktur.

Die Deutsche Wochenschau

Nach wie vor tummeln sich die "Fallschirmspringer von Kreta […] in junger Nacktheit […] am Fuß des Olympos", aber die Soldaten, die es "verschmähten, […] die Badehose zu tragen", sind nicht mehr "die ‚blonden Achaier’ Homers, die Helden der Ilias". Allerdings weht weiterhin "homerische Luft". Bei "Homer" denkt der Bildungsbürger natürlich an Troja. Schon sind sie wieder mit drin, die Helden der Antike, in Kästners "Erinnerungsbild" von den heroischen Kämpfern von Kreta, seien diese nun "Eroberer am fremden Meer" (1942) oder eine "landfremde Schar" (1953). Das Haupthindernis bei seinen hellenischen Wanderungen ist auch in der Fassung von 1953 der mangelnde Ausbau der Verkehrswege. Keine Autobahn in Hellas:

Es war damals kein reines Vergnügen, in Griechenland auf Reisen zu sein. Das Land sah sich in technischer Hinsicht in den Stand der Unschuld versetzt; es hatte ihn ohnehin nie recht verlassen. Nun komme aber einer ohne Motore im feindlich verschlossenen, bergigen, hungernden, mißtrauischen Lande zurecht!

Feindlich verschlossen und misstrauisch: Wie das? Da wohnen doch die zutraulichen Hirten, dachte ich, in uralter Bewunderung zu den deutschen Freunden entbrannt? Mit dem Krieg hat es nichts zu tun. Den muss es gegeben haben, aber nicht, wenn Erhart Kästner auf Reisen ist. Höchstens, dass er mal wo hinkommt, wo früher etwas Schicksalsmäßiges stattgefunden hat, das man jetzt nur noch bedauern kann. Irgendwie sind er und Helmut Kaulbach, sein später in Russland gefallener Illustrator, den aktuellen Geschehnissen auf wunderbare Weise enthoben: "So waren wir denn dem Untier Militarismus auf Haupt und Schultern geflogen und genossen die Aussicht von Herzen." Wer ein solches Geschwurbel braucht, hat meistens etwas zu verbergen.

Arn Strohmeyer hat recherchiert, dass sich Kästner im September 1939, einige Tage nach Kriegsbeginn, freiwillig zur Wehrmacht meldete. Im Dezember 1939 trat er in die NSDAP ein. Im Juni 1941 wurde er als Unteroffizier der Luftwaffe nach Thessaloniki geschickt und weiter nach Athen. Dort schrieb er Artikel für deutsche Frontzeitungen, und irgendwie gelang es ihm und Helmut Kaulbach, den Auftrag für ein Griechenland-Buch an Land zu ziehen, das sich an den einfachen Soldaten wenden sollte. Dafür wurden sie im Januar 1942 freigestellt. Finanziert und unterstützt von der Wehrmacht, reisten sie durchs Land. Da wird sich auch der eine oder andere von diesen Panzerwagen gefunden haben, die in der Wochenschau durch die Gegend brettern, obwohl die Straßen in einem miserablen Zustand sind.

Nun wird keiner von einem durch die Wehrmacht finanzierten NS-Propagandabuch erwarten können, dass da die Massaker an der Zivilbevölkerung beschrieben werden. Wer zur immer noch beachtlichen Lesergemeinde des 1974 verstorbenen Erhart Kästner gehört und ihn unbedingt für sich retten will, kann es mit Stellen wie dieser aus dem Griechenland-Buch von 1942 versuchen:

Das Ausgrabungsfeld von Alt-Korinth gibt wenig Griechisches her; dies allein aber suchen wir. Wenn die Römer es zuerst für notwendig hielten, die alte herrliche Stadt so zu vernichten, wie eben nur Römer ihre Feinde vernichteten: indem sie sie nämlich nicht nur besiegten, sondern sie ausrotteten, Städte und Menschen ehrfurchtslos auslöschten, Männer und Frauen als Sklaven auf den Markt stellten […] so bleibt ein bitterer Geschmack daran haften […].

Ist das ein versteckter, durch die Zensur geschmuggelter Hinweis auf die "Sühnemaßnahmen" mit Ausrottung ganzer Dörfer und die Sklavenarbeiter in den KZs? Oder ist es das übliche Verfahren der NS-Propaganda, die eigenen Verbrechen den anderen anzulasten, den Juden und den Bolschewisten und zur Abwechslung auch mal den alten Römern? Ich persönlich würde sagen, es ist einer von Kästners Seitenhieben gegen die italienischen Verbündeten, die er nicht besonders leiden konnte. Wer sich trotzdem für die erste Möglichkeit entscheidet, für den versteckten Hinweis, muss dann auch diese Passage erklären:

Jannina, das einzige größere Städtchen in Epiros, liegt reizend an einem Bergsee. Wenn es nicht so schmutzig wäre, könnte man es mit irgend etwas am Vierwaldstätter See vergleichen. So aber wird der fremdartige Eindruck verstärkt. […] Eine Moschee ist immer noch elegant in ihrem Schmutz. In der Altstadt gibt es ein richtiges Ghetto. Was an Christen hier allenfalls wohnt, hat ein weißes Ölfarbenkreuz an der Haustür.

Die Ghettojuden stigmatisieren also die christliche Minderheit. Oder wie sonst soll das ein Soldat der deutschen Wehrmacht verstehen, wenn er dieses Buch liest? Saloniki, wo Kästners Griechenland-Reise 1941 beginnt, hatte beim Einmarsch der Deutschen eine große jüdische Gemeinde mit etwa 50.000 Menschen. Im Sommer 1942 mussten sich alle arbeitsfähigen Juden zwischen 18 und 45 Jahren zum Arbeitsdienst melden. Am 29. September 1942 schrieb das Oberkommando der Wehrmacht, das Kästners Buch "herrlich" fand, einen Brief an Joseph Goebbels: "Eine baldige Veröffentlichung ist erwünscht!" Am 6. Oktober 1942 beantragte Kästner die Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer, der Standesvertretung der Schriftsteller. Wer da nicht Mitglied war, konnte kein Buch veröffentlichen (Aufnahme nur mit Ariernachweis).

Griechenland: Ein Buch aus dem Kriege erschien zu Weihnachten 1942 in einer Auflage von 5000 Exemplaren. Da hatte man gerade den 500 Jahre alten jüdischen Friedhof von Saloniki eingeebnet. Am 6. Februar 1943 wurden in Griechenland die Rassengesetze des Dritten Reichs in Kraft gesetzt. Ab dem 8. Februar mussten Juden den gelben Stern tragen, jüdische Viertel wurden gekennzeichnet. Am 15. März 1943 wurden die ersten der in Saloniki lebenden Juden nach Polen deportiert; insgesamt waren es mehr als 46.000. Etwa 2000 der Juden von Saloniki überlebten. Ioannina lag im italienisch besetzten Teil Griechenlands, als Kästner die Stadt am See zum ersten Mal besuchte. Im September 1943 rückte dort die Wehrmacht ein. Am 25. April 1944 umstellten deutsche Truppen das jüdische Viertel. 1700 Menschen wurden nach Auschwitz gebracht und ermordet. Von Erhart Kästner, dem Freund der Griechen, erfuhr man darüber kein Wort, als er nach dem Krieg "das Buch noch einmal ganz von neuem" schrieb.

Widerwärtige Geistesverfassung

Ein letztes Beispiel für seine Vorgehensweise in Ölberge, Weinberge. Im Kapitel "Auf den ersten Blick" erläutert er, mit welchen Argumenten er im Krieg der Wehrmacht ein Buch über Griechenland schmackhaft machte:

[…] daß es nicht unwichtig sei, dem einfachen Manne ein Bild von diesem Lande zu geben und ihm begreiflich zu machen, daß man es lieben und wertschätzen solle: in der Tat war es widerwärtig, anhören zu müssen, wie sich, einer damals oder immer herrschenden Geistesverfassung gemäß, jeder dieser hergelaufenen Tüchtigen überhob und sich in Beschimpfungen des faulenzenden und betrügenden Südvolks erging, ohne zu ahnen, daß jeder einzelne Grieche so viel uralte Erfahrung im Blute besitzt, daß es sich sehr wohl empfahl, etwas davon zur Kenntnis zu nehmen.

Anders formuliert: Der einfache deutsche Soldat respektierte die Griechen nicht und beschimpfte sie als Faulenzer. Er, Kästner, fand das widerwärtig und schrieb ein Buch, das den "einfachen Mann" dazu bringen sollte, den Griechen den ihnen gebührenden Respekt zu erweisen. Dabei lässt er weg, dass er in seinem Werk die "uralte Erfahrung im Blute" höchstens noch den ihn bewundernden Hirten attestierte, allen anderen Griechen aber nicht. Deren "wahre Nationalleidenschaft" ist in der Version von 1942 das faule Herumsitzen im Café. 1953 distanziert er sich von sich selbst, indem er das, was er 1942 geschrieben hat, auf die mit ihm in Griechenland stationierten Soldaten projiziert, deren Vorurteile er widerwärtig findet. Auf die Schliche kommt man ihm, wenn man beide Fassungen vergleicht. Dann stellt man auch schnell fest, dass die von 1953 den "Neugriechen" gegenüber nicht viel freundlicher geworden ist.

Das mit der widerwärtigen Geistesverfassung der anderen Deutschen in Griechenland steht in der Erstausgabe von Ölberge, Weinberge auf Seite 20. Auf Seite 17 erwähnt Kästner en passant die Hungersnot von 1941/42. Da ist er soeben in Athen angekommen:

Ein kurzer Krieg war zu Ende gegangen, die Straßen voll Jugend, die nicht in Uniform war. Die Hungerkatastrophe des kommenden Winters, die schreckliche Zukunft des ganzen Erdteils war noch keinem bewusst; in südlicher Sorglosigkeit aß man die Vorräte auf.

Der Krieg war nur aus Sicht von Wehrmacht und SS vorbei, die nun gegen die Angehörigen der griechischen Widerstandsbewegungen, die Zivilbevölkerung und "rassisch Minderwertige" wie die Juden kämpften und sich nicht an das Kriegsrecht gebunden fühlten, weil die Gegner (oder die Menschen, die bei den "Sühnemaßnahmen" stellvertretend ermordet wurden) keine anerkannte Uniform trugen. Die Hungersnot war das Resultat des deutschen Überfalls auf Griechenland und der systematischen Ausplünderung. Bei Kästner verhungern die Griechen, weil sie nicht haushalten können und in "südlicher Sorglosigkeit" die Vorräte aufessen. Hätte ihm einer Griechenfeindlichkeit vorgeworfen, hätte er immer auf Seite 20 verweisen können, wo er Liebe und Wertschätzung einfordert. Von seiner Besatzungsidylle wollte er sich auch nicht trennen, als der Krieg wirklich zu Ende war. Die Mönche in Arkadien, die ihn in der Version von 1942 sehr gastfreundlich bei sich aufnehmen, wurden einige Monate nach seinem Besuch von der Wehrmacht liquidiert. In der Fassung von 1953 gibt es wieder die Wanzen im Gästebett. Was aus den Gastgebern wurde, erfährt man nicht.

"Über Dunkles muss man schweigen"

Kästners Schreibstil ist Geschmackssache. Ich finde ihn abgehoben und preziös. Andere lesen ihn gern und loben die geschliffene Sprache, die kunstvolle Komposition der Sätze und so weiter. Wenn jemand versucht, der Nazi-Barbarei eine bildungsbürgerliche Sprache entgegenzusetzen, kann ich das nachvollziehen. Dann würde ich mir aber auch, zumindest nach 1945, die Genauigkeit erwarten, die etwa Joachim Fest auszeichnet, einen Bildungsbürger ganz anderer Art. Kästners Sprache hilft ihm dabei, im Vagen zu bleiben, vom Konkreten ins Allgemeine und Schicksalhafte abzuheben:

Das Tal endet am Wegkreuz, wohin man die mörderische Begegnung des Oidipus mit dem Vater verlegt. Hier war ich auf die große Straße gelangt und wollte sie eine Zeitlang verfolgen […]. Wenn ich so ging, konnte ich das Dorf Distomo meiden, das vor acht Jahren, im Krieg, der Schauplatz eines ungeheuerlichen Blutbades war: der Pappas des Dorfes, mit oder ohne Willen, hatte zwei Lastwagen voller Soldaten in den Hinterhalt der Partisanen bei Steiri geschickt, darauf folgte eine planvolle Rache, sinnloses Morden an Frauen und Bauern, wie es ein Land noch nach hundert Jahren im Gedächtnis behält.

Wer waren diese Soldaten? Aus welchem Land kamen, zu welcher Einheit gehörten sie? Wie reagierte die Besatzungsbehörde auf das ungeheuerliche Blutbad? Wurden die Soldaten zur Rechenschaft gezogen? Bei Kästner, der das Massaker als Einzelfall behandelt, erfährt man darüber gar nichts. Distomo liegt in der Nähe von Delphi. Am 9. Juni 1944 kamen Partisanen durch den Ort und zogen nach Stiri weiter. Am Vormittag des 10. Juni erreichte eine deutsche Einheit Distomo und verhörte den Popen und den Bürgermeister. Eine motorisierte Kolonne brach nach Stiri auf, wurde angegriffen und musste sich zurückziehen. Drei Soldaten starben. Am Abend des 10. Juni, gegen 17:30 Uhr, rückte ein Regiment der 4. SS-Polizei-Panzer-Grenadier-Division in Distomo ein. Bei der Wehrmacht galt eine "Sühnequote" von 1:10 (zehn tote Griechen für einen toten Deutschen), bei der SS von 1:50.

In Distomo wütete die SS noch schlimmer und richtete eines der grausamsten und schockierendsten Massaker eines an solchen Vorkommnissen nicht eben armen Krieges an. Ermordet wurden 218 Menschen, darunter 34 Kinder bis zu zehn Jahren und vier Säuglinge. Mit Ödipus hatte das nichts zu tun. Für das Blutbad, fürchte ich, hätte man sich in Deutschland kaum interessiert, wenn die Hinterbliebenen der Opfer nicht eine Entschädigungsklage gegen die BRD eingereicht hätten. Anfang Februar 2012 scheiterten die Kläger in letzter Instanz vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Die Bundesrepublik Deutschland errang damit einen juristischen und finanziellen Sieg, keinen moralischen.

Im Nachhinein das Verhalten von Leuten während der NS-Zeit zu beurteilen, ist immer schwierig. Aber Erhart Kästner war mit Unterstützung der Wehrmacht als deutscher Unteroffizier in Griechenland unterwegs, als dort die Verbrechen begangen wurden, und er müsste etwas davon mitbekommen haben. Das gilt auch für die Nachkriegszeit, als er wieder dorthin reiste, um die neue Version seines "Buches aus dem Kriege" vorzubereiten. Bei Ölberge, Weinberge gab es keinen Zensor mehr, der ihn daran hätte hindern können, über diese Verbrechen zu schreiben. Er blieb bei seiner Besatzungsidylle, flüchtete sich ins Nebulöse und in die Verdrängung ("Über Dunkles muss man schweigen."). Es gibt keine Entschuldigung, keine Scham, kein Reflektieren seiner Rolle als Autor eines NS-Propagandawerks.

Liebe zu Griechenland

Die 5000 Exemplare von Griechenland fanden schnell Abnehmer, im April 1943 orderte die Wehrmacht weitere 10.000 Stück, und da hatte die Reichsschrifttumskammer bereits darum gebeten, eine Ausgabe des populären Buches für Nicht-Wehrmachtsangehörige zu veröffentlichen. Der Bitte wurde entsprochen. Jetzt konnten es auch die Zivilisten lesen. "Während des Krieges", schreibt Kästner in Ölberge, Weinberge, habe er "das Unwahrscheinliche durchgesetzt, auf eigene Faust meine eigenen Wege zu gehen". Im August 1943 führten ihn die eigenen Wege nach Kreta, weil er als nächstes ein Buch über die griechischen Inseln schreiben sollte. Auf Kreta wurde er vom Kommandanten empfangen. Ritterkreuzträger General der Flieger Bruno Bräuer, 1947 als Kriegsverbrecher hingerichtet (unter anderem wegen der Deportation von 8000 jüdischen Griechen), ließ eine Bescheinigung für ihn ausstellen, in der angeordnet wurde, ihn "in jeder Weise zu unterstützen", ihn zu verpflegen und "ihm durch Mitnahme in Pkws, Lkws, durch Gestellung von Maultieren und ev. nötiger Begleitung zu ermöglichen, seine Marschziele zu erreichen".

Weil doch irgendwie Krieg war, konnte das fertige Buch nicht mehr wie geplant erscheinen. Es kam erst 1946 in einer bereits entnazifizierten Version auf den Markt. Der Krieg findet auch dort nur irgendwo am Rande statt, wenn überhaupt. Beim Lesen hat man den Eindruck, dass es böse Partisanen gibt (Kästner nennt sie "rote Banden" wie in der NS-Propaganda üblich), die korrekten deutschen Besatzer und die Griechen, die zu den Soldaten ein gutes Verhältnis haben, weil diese dabei helfen, ihr rückständiges Land voranzubringen (darum wurde die Ausplünderung auch unter "Aufbaukosten" verbucht). Mich erinnert das fatal an die Deutsche Wochenschau. Da wird gegen Briten, Australier und Neuseeländer gekämpft, und manchmal sogar gegen die griechische Armee, aber nicht gegen die Griechen. Die stehen am Straßenrand und freuen sich, wenn der Panzerwagen kommt.

Erhart Kästner leistete einen nicht unerheblichen Beitrag zum Entlastungsmythos von der idyllischen Besatzungszeit in Hellas, indem er eine Art Fortsetzung zur Kriegsberichterstattung der Deutschen Wochenschau verfasste, keine Gegendarstellung. Als sich die Deutschen von Eroberern in Touristen verwandelt hatten, reisten viele von ihnen mit seinen Büchern im Gepäck nach Griechenland. Andere vertieften sich auf dem Sofa in Ölberge, Weinberge und in Kreta: Aufzeichnungen aus dem Jahre 1943 und machten sich so ein Bild vom Lande der Hellenen. "Meine Liebe zu Griechenland stammt aus dem Krieg", schreibt Kästner in Ölberge, Weinberge:

Ich hatte mich als griechischer Dolmetscher gemeldet, ohne ein einziges neugriechisches Wort zu verstehen. Mich wundert noch jetzt, wie man so viel Glück auf eine so dreiste Lüge aufbauen kann.

Mich wundert das gar nicht. Wer mit der Maschinenpistole kommt, braucht keinen Dolmetscher. In der Adenauerzeit gelang Kästner ein zweites Kunststück. Er etablierte sich als "Humanist" und "Philhellene". Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass seine Landsleute die "dreiste Lüge" nur zu gern lesen wollten. Während man doch hin und wieder etwas davon hören musste, wie deutsche Truppen (nicht nur die SS) im Osten gewütet hatten, war aus dem Einmarsch in Griechenland nach kurzem Krieg eine Urlaubsreise in Uniform geworden, nur gestört durch kommunistische Partisanenbanden und ein paar unangenehme Einzelfälle; ein Aufenthalt in einem gastfreundlichen Land mit viel antiker Kultur, zu der der Deutsche ein besonders inniges Verhältnis hat (ein viel innigeres als der Grieche).

Am frühen Morgen des 16. August 1943 umstellte eine Kompanie der 1. Gebirgsdivision das Dorf Kommeno. Zwei Tage vorher hatten Widerstandskämpfer Lebensmittel aus dem Dorf geholt. Das sollte jetzt "gesühnt" werden. Die Gebirgsjäger waren mit Granatwerfern, Maschinengewehren und Maschinenpistolen ausgerüstet. 317 Männer, Frauen und Kinder wurden ermordet, 38 der Opfer verbrannten in ihren Häusern. Einige der Beteiligten standen kurz vor einer Meuterei, weil sie das Töten nicht mehr ertragen konnten. Offenbar kam es zu sadistischen Gewaltexzessen und zu einem ähnlichen Blutrausch wie in Distomo (und an anderen Orten in Griechenland).

Hier jetzt die "Was wäre gewesen wenn"-Frage: Was wäre gewesen, wenn Erhart Kästner einen wahrheitsgemäßen Bericht über den Krieg in Griechenland abgeliefert, wenn er sich und seine Leser mit der Realität konfrontiert hätte, statt über "das Dunkle" zu schweigen? Wäre es den "Kameraden unter’m Edelweiß" dann etwas schwerer gefallen, sich 1953, als Ölberge, Weinberge erschien, an der Feldherrnhalle zu versammeln, um in nostalgischen Kriegserinnerungen zu schwelgen und sich auf die Wiederbewaffnung einzustimmen? Hätten die Hinterbliebenen der Opfer dann bessere Chancen gehabt, die "Entschädigung" zu erhalten, auf die sie bis heute warten, oder wenigstens eine Entschuldigung, die in solchen Fällen oft wichtiger ist? Oder wäre Kästner dann nie als Humanist, Philhellene und Griechenlandkenner in die deutsche Literaturgeschichte eingegangen, weil man ihn schlicht nicht hätte lesen wollen? Jedenfalls hat er gar nicht erst versucht, es herauszufinden.

Ich weiß nicht, wer wie viel Schuld am griechischen Staatsdefizit trägt, ob es schlimmer für die Griechen ist, wenn man sie gleich in die Insolvenz entlässt oder erst nach Merkels Wiederwahl, und wer das alles bezahlen wird. Aber ich weiß, dass wir den Griechen etwas schuldig sind: den von Kästner nur behaupteten Respekt zum Beispiel. Der kostet nicht mal was, kein Geld zumindest. Allerdings müsste man sich dann ernsthaft fragen, warum die Griechen unsere Kanzlerin in eine Uniform stecken und ihr einen Hitlerbart anmalen, statt verständnislos den Kopf zu schütteln.

Zum Schluss noch eine Leseempfehlung und ein berühmter Satz. Wer wissen will, worin der Unterschied zwischen mit Kulturschwulst übertünchter Arroganz und echtem Interesse an anderen Menschen und ihrer Kultur besteht, der vergleiche Kästners Griechenland-Bücher mit denen von Patrick Leigh Fermor, Mani und Rumeli vor allem. Der berühmte Satz ist von Alexander Mitscherlich: "Geschichte, die nicht erinnert wird, holt uns ein." Das erleben wir gerade wieder mal.

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