Es wird immer schlimmer

In Niedersachen droht ein Mützenverbot an Schulen

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Die Frauen, die auf diesen Bildern (Bild1, Bild2) zu sehen sind, haben gut lachen. Sie wohnen nicht in Niedersachen und können daher ungestraft ihre Mützen spazieren tragen. In dem Land zwischen Elbe, Harz, Nordsee und Weiß-der-Kuckuck droht nämlich jetzt ein Mützenverbot. Zum Glück kein allgemeines, sondern vorerst bekommen nur Lehrerinnen einen auf die Mütze.

Obwohl die Mütze ja an und für sich ein eher harmloses Bekleidungsstück ist, das im Winter hübsch den Kopf wärmt und im Sommer vor der Sonne schützt, könnte sie jetzt im Kampf der Kulturen zum Symbol des immer aufmüpfigeren Islams werden. Schuld an dieser Umwertung aller Mützen und Mützenträgerinnen hat eine moslemische Frau, die 50-jährige Tunesierin Noura Rouchou. Seit 15 Jahren arbeitet sie als Lehrerin und unterrichtet unter anderem Hoch-Arabisch an zwei Schulen in Wolfsburg. Lange Zeit war sie überzeugte Kopftuchträgerin. Und gab sich so für jedermann als Muslima zu erkennen. Doch dann bekam sie, wie sie der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) offenherzig verriet, wegen des Kopftuches immer mehr Probleme in der Öffentlichkeit. Und hatte eines Tages die folgenschwere Idee, ihr Kopftuch an den Nagel zu hängen und stattdessen ihre Haare mit einer damals noch unschuldigen Mütze zu bedecken.

Ein ausgebuffter Trick, auf den aber wackere niedersächsische Männer wie der Wolfsburger Hauptschulleiter Jürgen Kluth nicht hereinfallen. Nach Angaben Rouchous will er ihre Mütze auf seiner Schule nicht dulden und soll von ihr verlangt haben: “Ich will Ihre Haare sehen." Ein für einen Schulleiter auf den ersten Blick zwar seltsames Begehren, aber Vorsicht ist auch in Wolfsburg gerade angesichts des weltweiten Anti-Terrorkampfes eben die Mutter aller Porzellankisten.

Auch die niedersächsische Landesregierung, die erst am vergangenen Mittwoch ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen erlassen hat, hat bereits reagiert. Das zuständige Kultusministerium will den Fall überprüfen und hat die Lehrerin daher zu einem dienstlichen Gespräch gebeten. Dabei sollen dann, wie die HAZ tatsächlich schreibt, die genauen Beweggründe der Mützenträgerin erkundet werden. Wie auch immer das Ergebnis dieses ersten amtlichen Mützenträgerinnen-Gesinnungstestes ausfällt, eines scheint jetzt schon sicher: Die Mütze hat ihre Unschuld endgültig verloren.