Europa hat ab Freitag einen (Schweizer) Schrottmeiler weniger
Am 20. Dezember 2019 wird das marode und gefährliche Atomkraftwerk Mühleberg endgültig abgestellt
Nach 47 Jahren Betrieb hat sich der Schweizer Betreiber des Atomkraftwerks Mühleberg entschieden, den maroden Meiler endgültig abzuschalten. Das geschieht offiziell aus wirtschaftlichen Gründen, wie in der Schweiz berichtet wird. "2013 hat das BKW-Management unter Chefin Suzanne Thoma entschieden, dass der Meiler zu wenig Profit abwirft, als dass sich die damals - nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima - geforderten Aufrüstungen gelohnt hätten." Der Meiler in Mühleberg bei Bern wird somit das erste kommerzielle Schweizer Atomkraftwerk sein, das komplett seinen Betrieb einstellt.
Auch die BKW spricht deshalb von einem "historischen Moment". Behauptet wird:"47 Jahre sicherer Betrieb gehen zu Ende." Das ist eine steife These angesichts der Tatsache, dass seit 1990 bekannt ist, dass der Kernmantel Risse aufweist. Allein zwischen 1999 und 2005 sind Risse in einer Schweißnaht um 1,1 Meter auf 2,5 Meter gewachsen. Damit war schon vor 14 Jahren ein Viertel der Schweißnaht beschädigt. Und betroffen waren schon bis zu 90 % der Wandstärke. Dazu gibt es weitere Risse an anderen Schweißnähten. Bis 2010 war ein Riss auf 3,5 Meter angewachsen. An einer weiteren Naht wurde festgestellt, dass ein Riss die Wand des Kernmantels schon vollständig durchdrungen hatte. Dazu kommen unter anderem ein Überflutungsrisiko und die Tatsache, dass Mühleberg wie das AKW Beznau, das nicht einmal über Kühltürme verfügt, auch stark zur Aufheizung der Flüsse beitragen. Deshalb müssen sie immer mal wieder herunter geregelt oder abgeschaltet werden.
So feiern vor allem die Umweltverbände das Aus für den maroden Meiler. Nie wieder Atomkraftwerke (NWA) lädt am Freitagabend zum Fest. Man will die Abschaltung mit "Nachglühwein und Kühlwasserbier" feiern. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz freut sich und gratuliert der Schweizer Umweltbewegung. "Wir freuen uns, dass das zweite abgestellte AKW der Schweiz sich nicht wie der Klein-Reaktor in Lucens mit einem GAU selbst 'abgestellt' hat", schreibt der deutsche Umweltverband.
Erinnert wird daran, dass nun alle verbleibenden vier Schweizer Atomkraftwerke an der Grenze zu Deutschland stehen und in Beznau noch "das älteste und damit eines der gefährlichsten AKW der Welt" läuft. Der Meiler 1 in Beznau ist schon seit 1969 in Betrieb und hat sogar eine unbefristete Betriebsbewilligung. Und, auch darauf weist der BUND hin, soll natürlich das Endlager, in dem der Schweizer Atommüll für eine Million Jahre gelagert werden soll, im Grenzgebiet am Hochrhein entstehen.
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