Atomkraftwerke werden - erneut - wegen Hitze abgeschaltet
Das Atomkraftwerk Grohnde wird heute abgeschaltet, weil die Weser zu warm ist, schon zuvor kam es zu Abschaltungen und Drosselungen in Frankreich und der Schweiz
Dass es heißer wird, ist nun wirklich keine Neuigkeit mehr. Doch derartige Rekordtemperaturen von über 40 Grad in Deutschland, sogar 42,6 Grad in der französischen Hauptstadt Paris oder in der Schweiz, womit Allzeitrekorde gebrochen wurden, macht auch den Atomkraftwerken zu schaffen. Sie sollen eigentlich die Grundversorgung sichern, doch es zeigt sich - wieder einmal -, dass sie das nicht wirklich können und mit dem Klimawandel kommen immer größere Probleme hinzu.
Noch am heutigen Freitag soll das Atomkraftwerk Grohnde wegen der steigenden Weser-Temperaturen abgeschaltet werden. Dann werde das Wasser des Flusses voraussichtlich die die kritische Grenze von 26 Grad erreichen. Zum Schutz des Ökosystems der Weser darf dann kein wärmeres Wasser mehr in den Fluss geleitet werden. Erst wenn sich die Weser nachhaltig abkühle, werde der Betrieb wieder aufgenommen, teilte die Betreibergesellschaft Preussen Elektra mit. Sie geht davon aus, dass das Kraftwerk vermutlich ab Sonntag wieder in Betrieb gehen kann.
Die Erhitzung der Weser ist auch durch die Trockenheit beding, die derzeit vergleichsweise wenig Wasser habe. Das gilt auch für die große Garonne in Frankreich. Deshalb wurden schon am Dienstag die beiden Meiler im AKW-Golftech abgeschaltet, weil die Garonne zu warm wurde, die ebenfalls relativ wenig Wasser führt. In Chinon ist man an der großen Loire auch nur noch 0,3 Grad unter der Abschaltschwelle. Eigentlich müsste auch dieses AKW längst abgeschaltet sein, doch im Atomstromland Frankreich setzt man den Grenzwert auf für Flora und Fauna mörderischen 30 Grad an.
Im Atomstromland ist man inzwischen schon gewohnt, dass man praktisch jeden Winter vor dem Blackout steht. Zuletzt war das im Januar sogar der Fall, obwohl keiner der vielen Altmeiler ungeplant abgeschaltet werden mussten, sondern weil Kohlekraftwerke bestreikt wurden, die ohnehin nur sehr wenig zur Stromproduktion beitragen. Nun könnte es, weil die beiden Uralt-Meiler in Fessenheim 2020 vom Netz gehen sollen, bald auch im Sommer eng werden, da der Ersatz mit dem EPR bei der Stromproduktion ausfällt.
Mit steigender Hitze steigt der Bedarf an Kühlung nicht nur bei Atomkraftwerken, sondern auch in Firmen und Privathaushalten, womit wiederum der Strombedarf deutlich ansteigt. Müssen reihenweise Atomkraftwerke in einer Hitzewelle abgeschaltet werden, bekommt man die üblichen Stromsparaufrufe im Atomstromland vermutlich bald auch im Sommer.
In der Schweiz hat man inzwischen aus dem Fischsterben in der Aare im vergangenen Jahr gelernt und die Schwelle für die Kühlwasserentnahme für Atomkraftwerke auf 25 Grad gesenkt. Steigt die Wassertemperatur an drei Tagen über 25 Grad, muss abgeschaltet werden. Das Atomkraftwerk in Beznau hat deshalb schon die Leistung gedrosselt. Glück haben die Betreiber aber, da sich heute das AKW Gösgen ungeplant abgeschaltet hat. Damit wird die Aare nicht noch zusätzlich über dieses Kraftwerk belastet. Allerdrings tragen Gösgen und Leibstadt nicht so stark wie Beznau oder Mühleberg zur Aufheizung des Flusses bei, da sie über Kühltürme verfügen.
Da nun kühleres Wasser aus der Schweizer Aare in den Rhein fließt, kommt wiederum aber das Atomkraftwerk Fessenheim nicht ganz so schnell in Bedrängnis. Im Rhein-Seitenkanal, aus dem das Kraftwerk, das über keine Kühltürme verfügt, sein Wasser entnimmt, darf die Temperatur auf 28 Grad steigen, bevor die beiden Meiler abgeschaltet werden müssen. Im vergangenen Jahr war das bei den großen, alten und schrottreifen Tauchsiedern im Rhein schon der Fall.
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