Exklusiv: EU-Diplomaten sehen in Ukraine-Krieg "keinen Wendepunkt"

Seite 2: Ukraine bräuchte dreimal mehr Artilleriegeschosse

Außen- und Sicherheitsexperten der EU gehen nach dem Telepolis vorliegenden Papier indes davon aus, dass die ukrainischen Streitkräfte über rund 330 Artilleriesysteme des Kalibers 155 mm verfügen. Die ukrainischen Streitkräfte müssten ihren Verbrauch an 155-mm-Munition derzeit auf etwa 110.000 Schuss pro Monat beschränken.

Schätzungen zufolge bräuchten die ukrainischen Streitkräfte mindestens 357.000 Schuss dieses Kalibers pro Monat, um ihre Kampfziele angemessen verfolgen zu können, heißt es in dem EU-Dokument.

Diese Zahlen hatte im März auch der US-Regierungssender Radio Free Europe/Radio Liberty unter Berufung auf EU-Dokumente genannt. Dazu gehören auch Schätzungen, wonach die russischen Streitkräfte in den vergangenen Monaten täglich zwischen 20.000 und 50.000 Artilleriegeschosse abgefeuert haben, während die ukrainischen Verteidiger nur mit 4.000 bis 7.000 Artilleriegeschossen zurückschlugen.

Der Europäische Auswärtige Dienst hat vor diesem Hintergrund und im Hinblick auf weitere Militärhilfe für die Ukraine eine Risiko-Nutzen-Analyse erstellt. Darin heißt es

Bei der vorgeschlagenen Unterstützungsmaßnahme bestehen Risiken und Vorteile verschiedener Art:

a) Risiken im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Unterstützung:

1) Die Bereitstellung von Ausrüstung verstärkt den Kreislauf von Gewalt und Konflikt;

2) die unterstützten Einheiten begehen Verstöße gegen die internationalen Menschenrechtsnormen/das humanitäre Völkerrecht oder stehen in Verdacht, dagegen zu verstoßen;

3) die bereitgestellte Ausrüstung gelangt in die falschen Hände;

4) die Russische Föderation reagiert auf die Bereitstellung von Ausrüstung in einer Art und Weise, die den Interessen der EU abträglich ist.

b) Potenzielle Vorteile im Zusammenhang mit der Bereitstellung von Ausrüstung:

1) Die bereitgestellte Ausrüstung entspricht den von der ukrainischen Regierung formulierten operativen Erfordernissen der ukrainischen Streitkräfte;

2) die ukrainischen Streitkräfte verfügen über die notwendige Artilleriemittel, um die russische Kampfkraft besser ausgleichen und das operative Umfeld gestalten zu können, und sind dadurch in der Lage, die Zivilbevölkerung im Hoheitsgebiet der Ukraine zu schützen,

3) durch die gemeinsame Beschaffung wird eine koordinierte, gestraffte und effiziente Zuweisung von Ressourcen der Mitgliedstaaten an den Begünstigten gewährleistet.

Mit Blick auf diese Risikoabschätzung machen die EU-Außen- und Sicherheitsexperten der ukrainischen Seite eine Reihe von Auflagen, um "die Wahrscheinlichkeit und/oder die Auswirkungen der Risiken (zu) verringern".

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.