Experten sicher: Russland kann Ölpreisdeckel der G7-Staaten leicht umgehen
Seite 2: Erdölgeschäft: Kann Russland G-7-Pläne umgehen?
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Die Diskussionen zwischen US-Regierung und Versicherungen, Händlern und Reedern konnten die Bedenken teilweise zerstreuen. Nun müssten aber alle Parteien einsehen, dass Russland den Plan mit eigenen Schiffen und Diensten weitgehend umgehen könne.
Ein Beamter des US-Finanzministeriums erklärte gegenüber Reuters: Zwischen 80 und 90 Prozent des russischen Öls werde voraussichtlich fließen, ohne von dem Preisdeckel beeinflusst zu werden. Geht man von den sieben Millionen Barrel pro Tag (bpd) aus, die Russland im September exportierte, dann trifft die Preisobergrenze nur eine Menge zwischen einem und zwei Millionen bpd.
Einen Hebel, die Preisobergrenze durchzusetzen, sahen die G7-Staaten in Versicherungen, ohne die Tanker nicht fahren dürfen. Sich bei westlichen Gesellschaften zu versichern, ist aber nicht nötig. Viele Schiffe könnten sich selbst versichern oder könnten über russische Gesellschaften Schutz- und Haftpflichtversicherungen abschließen, sagte Andrea Olivi vom Handelskonzern Trafigura gegenüber Reuters.
Auch bei der Bank J.P. Morgan blickt man skeptisch auf den Ölpreisdeckel. Seine Auswirkungen seien begrenzt, weil Russland das Verbot fast vollständig umgehen könne. Es könnten chinesische, indische und eigene Schiffe gechartert werden, deren Durchschnittsalter bei fast zwei Jahrzehnten liege, was relativ alt sei für die Branche.
Die Preisobergrenze scheint noch den Trend zu bestärken, dass sich der Schwerpunkt des Ölhandels zunehmend von Europa nach Asien verlagert. Norbert Rucker vom Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär, sagte gegenüber Reuters: Händler, die mit russischem Öl handelten, befänden sich nicht mehr in der Schweiz, Genf oder London. "Sie kommen eher aus dem Nahen Osten." Außerdem würden Käufer von Öl, Schiffen und Versicherungen ihre Geschäfte auch zunehmend in Asien tätigen.
Die G7-Staaten haben ihre Kontrolle über den globalen Ölhandel überschätzt, dessen ist sich auch Daniel Ahn, ein ehemaliger Chefökonom des US-Außenministeriums, sicher. Der Preisdeckel bewirke nur, dass Öl umgeleitet werde, sagte er gegenüber Reuters, und dass allen anderen das Leben schwer gemacht werde.
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