Extreme Hitzewellen in Meeren töten immer mehr Fische

Seite 2: Drohender Einbruch von 30 Prozent

Der Vorgang, so Thomas Frölicher von der Uni Bern, der dort unter anderem marine Hitzewellen erforscht, gegenüber dem Autor dieser Zeilen, habe in den folgenden Jahren zur verstärkten Erforschung dieses Phänomens geführt. Inzwischen sei klar, dass diese maritimen Hitzewellen zunehmen und extremer werden, je mehr der Planet sich erhitzt, und dass rund 90 Prozent der entsprechenden Ereignisse auf den Klimawandel zurückgeführt werden können.

In der derzeitigen Hitzewelle im Osten des Nordatlantiks, die von Westafrika bis zum Nordkap zu beobachten ist, vermutet Frölicher zwar einerseits eine natürliche Schwankung im Klimasystem. Andererseits liege ihr ein Erwärmungstrend zugrunde, was zu insgesamt höheren Temperaturen führe.

Und was bedeutet das für die Menschen? Die Auswirkungen der jüngsten Hitzewelle auf die großen Meeresfischbestände lassen sich so kurzfristig nicht nachweisen, meint Gerd Kraus vom Rostocker Thünen-Institut für Ostseefischerei. Die werde man gegebenenfalls "erst im Laufe der Zeit in den Langzeitdatenserien zur Entwicklung der Fischbestände sehen können". Im kleineren Maßstab sei es aber in der Vergangenheit im küstennahen Flachwasser im Zusammenhang mit Hitzewellen zu Fischsterben durch hohe Wassertemperaturen und Sauerstoffmangel gekommen.

Längerfristig rechnet das Thünen-Institut damit, dass durch die Erwärmung die Fischerei in allen Weltregionen außerhalb der Arktis Einbußen erleben wird. Abgemildert werden sie längerfristig – wenn sich die Ökosysteme in neue Gleichgewichte eingespielt haben – durch die Zuwanderung aus wärmeren Gewässern.

Nur am Äquator wird das nicht funktionieren, da es für die dortigen Gewässer keine Fische geben wird, die an noch wärmeres Wasser angepasst sind. Das Thünen-Institut rechnet für die dortige Fischerei daher mit Ertragsrückgängen von über 30 Prozent, und auch der Ozeansonderbericht des IPCC, des Weltklimarats, sprach 2019 davon, dass die tropische Fischerei vom Klimawandel besonders hart betroffen sein wird.

Das ist besonders fatal, da in den dortigen Ländern der ärmere Teil der Bevölkerung besonders von der Küstenfischerei abhängig ist, wie es in einem Bericht der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung FAO heißt. Meeresfrüchte stellen für diese Menschen, die meist weniger als alle anderen zum Klimawandel beigetragen haben, oft die günstigste Form tierischen Eiweißes da.