Fachkräftemangel in der Pflege: Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt
Bundesweit weniger Azubis in der Pflege. Einrichtungen können Ausbildungsplätze nicht besetzen. Warum zieht es weniger junge Menschen in die Pflege?
Die Coronapandemie hat Deutschland viel über die Arbeitsbedingungen in der Pflege gelehrt. Das Personal ist überlastet, zu schlecht bezahlt – kurz: Der Pflegeberuf erscheint vielen Menschen wenig attraktiv. Abhilfe wurde versprochen, doch junge Menschen strömen noch immer nicht in Scharen in den Beruf.
Natürlich gibt es auch positive Nachrichten. Die Helios-Kliniken in der Region Süd (Hessen, Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern) berichteten zu Beginn des diesjährigen Ausbildungsstarts von einem deutlichen Anstieg junger Bewerber für eine Ausbildung in der Pflege.
So verzeichnet allein das Bildungszentrum für Pflege in Bad Schwalbach eine Vervierfachung der Bewerberzahlen im Vergleich zum Vorjahr. In den zwölf Helios-Bildungszentren gingen rund 1.700 qualifizierte Bewerbungen ein. Ein Plus von 30 Prozent.
Bundesweit gibt es einen gegenläufigen Trend, wie das Statistische Bundesamt Ende Juli mitteilte. Demnach haben im vergangenen Jahr sieben Prozent weniger Menschen eine Ausbildung in der Pflege begonnen. Das sind rund 4.100 Personen weniger, die sich für diesen Beruf entschieden haben. Insgesamt wurden nur 52.140 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Ein Jahr zuvor waren es noch 56.259.
Über einen Mangel an Ausbildungs- und Studienplätzen in der Pflege kann man sich hierzulande nicht beklagen. Das geht aus einer Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor. Demnach können viele Einrichtungen ihre Plätze nicht vollständig besetzen: Nur 21 Prozent der befragten Pflegeschulen und 27,4 Prozent der Ausbildungsstätten wie Krankenhäuser und Pflegeheime waren voll ausgelastet.
Die Hauptgründe für unbesetzte Stellen sind fehlende Bewerbungen, mangelnde Eignung der Bewerber oder kurzfristige Absagen aufgrund anderer Angebote. Insbesondere Krankenhäuser lehnten Bewerbungen wegen unzureichender schulischer Qualifikationen ab. Auch mangelnde Sprachkenntnisse wurden häufig als Ablehnungsgrund genannt.
Interessant ist, dass 19 Prozent der Krankenhäuser angaben, dass sich die Bewerber kurzfristig für ein Studium entschieden haben, während dies bei den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen seltener der Fall war. Dennoch übersteigt das Angebot an hochschulischen Pflegestudienplätzen die Nachfrage: 2022 wurden 2.122 Studienplätze angeboten, aber nur 1.217 besetzt.
Im BIBB-Pflegepanel wurden im Zeitraum von Oktober 2022 bis Mai 2023 insgesamt über 6.000 Personen zur beruflichen und hochschulischen Pflegeausbildung befragt. Davon kamen 902 aus Pflegeschulen, 5.117 aus ausbildenden Einrichtungen und 49 aus Hochschulen, davon 29 aus primär qualifizierenden Hochschulen.
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