Fair lebt sich's besser

Ungleiche Einkommensverteilung und Artensterben hängen offenbar zusammen

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Inwieweit Menschen für den Rückgang von Biodiversität verantwortlich sind, daran wird schon länger geforscht. Wie eine Studie von kanadischen Wissenschaftlern aktuell demonstriert, folgen die Forscher dabei auch Zusammenhängen, die auf den ersten Blick überraschen: So etwa jenen zwischen ökonomischer Ungleichheit und der Reduzierung von Artenvielfalt.

Die Wissenschaftler Gregory M. Mikkelson, Andrew Gonzalez et al. von der McGill University in Montreal bauten auf andere Forschung auf, die bislang einen allgemeinen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Ungleichheit und Umweltproblemen hergestellt hatte. Das Team, zusammengesetzt aus Mitgliedern von der McGill School of Environment und der philosophischen Abteilung, wollte nun genauer erfahren, wie im Besonderen „starke wirtschaftliche Ungleichheit mit dem Verlust an Artenreichtum verknüpft ist“.

Wie die Verfasser in ihrem Artikel, der aktuell im Fachmagazin Plosone veröffentlicht wird, hinweisen, existierten im Vorfeld ihrer Studie unterschiedliche theoretische Annahmen darüber, wie sich die Verteilung von Wohlstand auf die Umwelt auswirkt. So geht eine Hypothese davon aus, dass sich die Konzentration von großem Reichtum und Ressourcen in Händen von Wenigen günstig auf die Umwelt auswirken könnte, da es im Interesse der Wenigen, denen die Ressourcen gehören, läge, diese möglichst gut zu erhalten, unabhängig davon, wie sich die Ärmeren in dieser Gemeinschaft verhalten.

Auf der anderen Seite führen die kanadischen Forscher jedoch empirische Arbeiten an, die deutlich demonstrieren, wie solche Ungleichheit kollektive Handlungen, die für den Umweltschutz nötig sind, eher verhindert. Genauere Aussagen über die Stärke des Zusammenhangs zwischen sozioökonomischen Faktoren und der Umweltschädigung gab es bislang in der Forschung noch nicht, die zu liefern, war nun der Ehrgeiz der Kanadier.

Dazu verknüpften sie einen Indikator für wirtschaftliches Ungleichgewicht mit Indikatoren („number of plant and vertebrate species known to be threatened in 2004“) , die Artenverlust anzeigen, auf zwei verschiedenen räumlichen Vergleichsskalen: innerhalb 45 internationaler Staaten und innerhalb 45 Staaten der USA. Und fanden auf beiden Skalen den selben evidentenTrend: Gesellschaften mit einer deutlich ungleichen Einkommensverteilung erleben einen größeren Artenverlust.

Würden die USA eine ähnlichen Grad an Gleichheit der Einkommensverteilung erreichen wie etwa Schweden, dann, so soll die Kalkulation in der Studie implizieren , wären 44% weniger Pflanzen-und Wirbeltier-Spezies in den USA vom Aussterben bedroht.

„Die Studie legt nahe, dass wir, wenn wir ökonomische Ressourcen mit den anderen Kollegen aus unserer Spezies besser teilen können, auch lernen könnten, die ökologischen Ressourcen mit anderen Spezies fairer zu teilen“, so das Fazit von Greg Mikkelson.

In der Vergangenheit dachte man, dass die Größe der Weltbevölkerung das Hauptagens des Artenschwundes ist, dann zeigte man, dass die Größe der Wirtschaft eine bessere Erklärung bot. Diese Studie zeigt, dass die Struktur der Wirtschaft wichtig ist.

Garry Peterson, School of Environment and Department of Geography