Fake News aus dem Pentagon?
Nach den Military Times sind die Angaben des Pentagon über die Zahl der Luftangriffe im Irak, in Syrien und Afghanistan nicht korrekt
Das Pentagon listet regelmäßig die Zahl der Luftangriffe in Syrien und im Irak auf und gibt die Ziele an. Das sieht nach Transparenz aus, die Zahlen werden den Medien und der Öffentlichkeit, aber auch den Abgeordneten präsentiert, wobei es kaum Möglichkeiten gibt, die Korrektheit der Angaben zu verifizieren. Jetzt hat Military Times die Angaben geprüft und kommt zu dem Ergebnis, dass das Pentagon tausende Luftangriffe, die während der letzten Jahre in den Kriegsgebieten Afghanistan, Syrien und Irak ausgeführt wurden, nicht aufgeführt bzw. verschwiegen hat.
Danach wären die Angaben des Pentagon, wie man heute sagen würde, Fake News, allerdings sind Militärs nicht nur in den USA für Strategische Kommunikation bekannt, die sich nicht nur gegen Bevölkerung in gegnerischen Ländern richtet. Wenn schon die Zahlen über die Luftangriffe irreführend sind, dürfte der Zweifel berechtigt sein, inwieweit Angaben über Erfolge, getötete "Extremisten" und Zivilisten oder Kosten der Wahrheit entsprechen oder auch geschönte Fake News sind. Da beispielsweise praktisch zuerst immer erfolgreiche Luftanschläge gegen Extremisten durchgeführt werden und das Pentagon regelmäßig erst mögliche Zivilopfer eingesteht, wenn sonst die Lüge zu offensichtlich wäre, ist eine schon lange gefahrene Strategie. Bei den Pentagon-internen Untersuchungen werden regelmäßig nur ganz wenige Zivilopfer bestätigt, ansonsten werden gerne einmal Prüfungen angekündigt, die aber nur bei besonders schweren Fällen mitgeteilt werden - in der Regel zugunsten des US-Militärs.
Hauptkritikpunkt ist, dass das Pentagon bzw. das Cental Command seit Jahren aus den Angaben über Luftangriffe durch die Army ausgeklammert hat. Die Army setzt Kampfhubschrauber, aber auch bewaffnete Drohnen wie MQ-1 Gray Eagles an. Ein Pentagon-Mitarbeiter meinte gegenüber Military Times, dass man doch Einsätze von Apache-Kampfhubschraubern nicht als Luftangriffe verstehen könne, da sie meist direkt zusammen mit Bodentruppen eingesetzt würden. Seit 2001 wurden jedenfalls Angriffe mit Kampfhubschraubern nicht vom Pentagon als Luftangriffe gezählt - und damit gar nicht aufgeführt. Die Luftwaffe berichtet monatlich über die Luftangriffe der "combined forces", darin sind aber eben die der Army nicht eingeschlossen, sondern nur die der Luftwaffe, der Marine und des Marine Corps.
Verwiesen wird aber auch darauf, dass aus dem Pentagon der Öffentlichkeit völlig unterschiedlichen Zahlen vorgesetzt werden. So berichtet das Pentagon, dass 2016 die Koalition 17.861 Luftangriffe gegen den Islamischen Staat im Irak und in Syrien durchgeführt habe, davon 13.989 von US-Flugzeugen, während die Luftwaffe von 23.740 spricht (einen Nachweis dafür haben wir nicht gefunden), immerhin eine Differenz von fast 6000 Einsätzen in einem Jahr. Aber die Luftwaffe erklärt gleichzeitig, bei nur 11.825 der 21.181 Einsätze sei zumindest eine Waffe ausgelöst worden. Es scheinen einige unterschiedliche Zählmethoden verwendet zu werden - oder man passt die Zahlen jeweiligen gewünschten Aussagen an.
In Afghanistan wurden nach der Luftwaffe 2016 insgesamt 615 Einsätze geflogen, bei denen mindestens eine Waffe abfeuert wurde. Die Gesamtzahl von Lufteinsätzen wird mit 5.126 angegeben, insgesamt sind danach 1.337 Waffen eingesetzt worden. Gegenüber Military Times räumte ein Sprecher der US-Streitkräfte in Afghanistan ein, dass 1.071 Luftangriffe geflogen worden seien, also erheblich mehr als zunächst angegeben. Nicht einbezogen worden seien 456 Luftangriffe mit Kampfhubschraubern und Drohnen der Army.
Der Bericht wird in russischen und iranischen Medien wie in RT, Sputnik oder PressTV verbreitet, als ob Transparenz die hervorragende Eigenschaft der russischen oder iranischen Streitkräfte wäre. Bis auf FoxNews haben sonst keine größeren Medien darüber berichtet. RT verweist auf den berüchtigt gewordenen Apache-Einsatz im Irak im Jahr 2007. Das Video hatte Manning WikiLeaks weitergegeben, es zeigt, wie US-Soldaten auf Zivilisten schießen und dabei auch Journalisten ermorden ("Schieß weiter, schieß weiter, schieß weiter, keep shoot'n").