Fake oder News: Über 200 Tote durch Bombardierung von Häusern in Mosul?

Seite 2: Es gibt auch eine türkische Version

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Zudem berichtet auch die türkische Nachrichtenagentur Anadolu, dass irakische Sicherheitskräfte sich bemühen würden, Menschen unter den Trümmern von bombardierten Häusern zu retten. Zitiert wird irakischer Offizier namens Jabbar Hassan, dass 35 Menschen, meist Frauen und Kinder, unter den Trümmern eines der zerstörten Häuser feststecken. Auch unter den Trümmern eines zweiten Hauses seien noch Menschen eingesperrt. Die Kämpfe in dem Gebiet seien aber so heftig gewesen, dass Rettungsteams nicht zu den Häusern vordringen konnten. Der IS habe das an sich befreite Gebiet mit Raketen beschossen. Schon am Mittwoch seien, so wird ein anderer Offizier wiedergegeben, 43 Zivilisten durch einen Angriff amerikanischer Flugzeuge "versehentlich" getötet worden. Man habe in den letzten Wochen um die 80 tote Zivilisten aus Trümmern zerstörter Häuser in Ost- und West-Mosul herausgeholt.

Der Verdacht richtet sich gegen die US-Koalition, ähnlich wie zuvor schon bei der Bombardierung der Schule in der Nähe von Raqqa. Der Verdacht besteht allerdings, dass die Türkei und mit dieser verbundene Gruppen oder Milizen versuchen, die USA in Misskredit zu bringen, da diese massiv die kurdischen SDF und deren arabische Mitkämpfer unterstützen (Haben die US-Flugzeuge eine Schule bei Raqqa bombardiert?). So haben amerikanische und russische Truppen den Vormarsch von türkischen Verbänden auf Manbij verhindert. Und jetzt haben die SDF mit massiver Unterstützung von US-Truppen einen Angriff auf die Stadt al-Tabqa westlich von Raqqa gestartet, um den IS vom Zugang zum Euphrat abzuschneiden. Primär soll der Tabqa-Damm unter Kontrolle gebracht werden. Anadolu sagt nicht nur, dass Flugzeuge der US-Koalition, zu der eigentlich auch die Türkei gehört, die Schule bombardiert, sondern auch 40 Zivilisten in al-Tabqa getötet hätten.

Seit der Offensive sind über 130.000 Menschen aus West-Mosul geflohen. 400.000 Menschen sollen dort noch in der Falle sitzen. Bild: Rudaw

Die türkische Regierung machte erneut deutlich, dass sie gegen jede Beteiligung syrischer Kurden bei der Offensive auf Raqqa ist. Man würde sich dieser anschließen, wie die Offensive nach dem türkischen Modell stattfindet, wie dies bei der Eroberung von Dscharablus und Al-Bab geschehen sei. Dort haben türkische Militärs mit syrischen Milizen, die als gemäßigte Kämpfer der Freien Syrischen Armee bezeichnet werden, aber zumindest teilweise mit islamistischen Gruppen wie Ahrar al-Sham und al-Qaida liiert sind und vor von diesen stammen, vermutlich Deals mit dem IS ausgehandelt. Der stellvertretende Ministerpräsident Numan Kurtulmus meinte so gestern, dass man dieses "Modell" für ganz Syrien übernehmen sollte.

Rudaw steht der Demokratische Partei Kurdistans (PDK) nahe, also der Partei des Clans von Barzani, der wiederum enge Beziehungen zur türkischen Regierung unterhält. Wichtig dabei ist nicht nur die Bekämpfung der PKK, sondern auch geschäftliche Beziehungen, beispielsweise die Pipeline vom irajischen Kirkuk in die Türkei. Masoud Barzani bleibt weiter als Präsident der Autonomen Region Kurdistan an der Macht, obgleich seine Amtszeit längst abgelaufen ist. Derzeit unterstützt Barzani das Vorgehen gegen die PKK im Sindschar und versucht, syrische Peshmerga, die ihm treu sind, in die von der PYD bzw. YPG kontrollierten Gebiete in Syrien eindringen zu lassen, um deren Macht in Royava zu brechen.