Falsche Ansprüche an die Gesundheitsversorgung und Fortschrittsverweigerung

Die Medizin ist meist ein kontinuierliches Verfahren von Versuch und Irrtum. Das Verständnis dafür fehlt immer häufiger wie auch für wichtige technische Neuerungen. Kommentar.

Anders als bei der checkheftgepflegten Fahrzeugwartung, die mit standardisierten Verfahren arbeiten kann, handelt es sich bei der Medizin um ein kontinuierliches Verfahren von trial and error, weil nicht jeder Mensch auf eine bestimmte Therapie gleich reagiert.

Zahlreiche Erkrankungen sind bis heute nicht zu heilen und es gibt für sie auch noch keine Impfung, um gegen Folgen dieser Erkrankungen vorzubeugen. Oft bleiben da nur Versuche mit ungewissem Ausgang.

Deutschland: Neue Krebstherapien haben es schwer

Bei vielen Krebstherapien ist am Ende der Krebs nicht besiegt, aber der Patient. Neue Krebstherapien, die nicht mit der chemischen Keule operieren, haben in Deutschland einen schweren Stand.

Dazu zählen die durchaus Erfolg versprechenden Versuche mit spezifischen mRNA-Impfstoffen, die anders als die auf dieser Technologie aufbauenden Corona-Impfstoffe ein Protein enthalten, um damit gezielt in Gene des Patienten eingreifen zu können.

Was bislang als Zukunftshoffnung für die deutschen Pharmaunternehmen galt, wurde jetzt ins Vereinigte Königreich verlagert. Die Krebstherapieentwicklung von BioNTech wurde aus Deutschland nach UK übergesiedelt, weil hierzulande die Widerstände zu groß wurden.

Medizin und Glaube

Da Menschen auf Therapien anders als erwartet reagieren können, bleibt oft nur ein Vorgehen auf Verdacht mit ungewissem Ausgang. Dieses Prinzip hat die Medizin mit anderen Wissenschaften gemeinsam. Das lernen Studierende schon im ersten Semester.

Das Prinzip von Versuch und Irrtum gilt nicht bei der Theologie, sie ist auch nicht einfach den Wissenschaften zuzurechnen. Bevor die Medizin entwickelt wurde, hatten die Menschen ihre gesundheitlichen Hoffnungen vielfach auf die Religion gesetzt. Beten, Pilgern und Gelübde waren die Hoffnungsträger. Und wenn diese offensichtlich nicht die erhofften Ergebnisse brachte, fielen die Menschen vom Glauben ab.

Sie wurden dann gerne bekehrt, indem man den Teufel an die Wand malte. Dabei wurde mithilfe einer Laterna magica ein Bild des Teufels an eine Wand geworfen, das sich aufgrund der flackernden Lichtquelle dort auch bewegte wie der leibhaftige Teufel.

Seit man glaubt, alle Vorgänge auf dieser Erde nach seinen eigenen Vorstellungen gesetzlich regeln zu können und hofft, über diese Gesetze mehr oder weniger demokratisch abstimmen zu können, keimt bei manchen die Hoffnung auf, auch naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten dem Willen der Bevölkerung unterwerfen zu können.

Risikoabsicherung

Komplexe Zusammenhänge, wie sie in der Medizin gelten, lassen sich jedoch auf diese Weise nicht greifen. Spätestens mit der nächsten Pandemie werden zahlreiche Erkenntnisse wieder über den Haufen geworfen und das spezifische Wissen muss langsam unter Inkaufnahme vieler Irrungen und Wirrungen neu aufgebaut werden.

Die dabei entstehenden Kosten haben gute Chancen, alle bestehenden Budgets zu sprengen. Im Unterschied zum deutschen Krankenversicherungssystem, das alle Risiken abdeckt, ist man in Fernost teilweise dazu übergegangen, nicht alle Risiken zu versichern und damit die Kostensteigerungen bei den Versicherungen einzugrenzen.

Im Falle einer Krebsdiagnose muss der Patient da in die eigene Tasche greifen und wenn er das nicht kann, bleibt nur die Hoffnung.