Feindpropaganda unerwünscht

Aus Angst vor Propaganda haben Indien und Pakistan die Ausstrahlung von gegnerischen TV-Programmen verboten

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Nach dem Aufmarsch von Truppen beider Länder an Grenze, scheint der Kaschmir-Konflikt in eine neue Phase der Eskalation einzutreten. Indien will alles tun, um den grenzüberschreitenden Terrorismus zu verhindern und wird in dieser Ansicht von den Vereinigten Staaten unterstützt. Zwar heißt von beiden Seiten noch offiziell, man wolle einen Krieg verhindern, doch das Verbot der pakistanischen Regierung, indische Fernsehsendungen in den pakistanischen Kabelnetzen auszustrahlen, verspricht nichts Gutes. Auch der indische Satellitensender Star TV darf keine Programme mehr senden. "Wir haben das unbedingte Recht, unsere Ideologie zu schützen", sagte Shahzada Alam Malik, der Leiter der pakistanischen Telekommunikationsbehörde PTA, zur Begründung des Verbots.

Vorgeworfen wird den indischen Sendern, dass sie einseitige "vergiftete Propaganda" anstatt objektiver Information oder Unterhaltung guter Qualität verbreiten. Das Verbot, das vorläufig bis zum 25. Januar 2002 besteht, sei notwendig, um die nationale Ideologie und Integrität aufrechtzuerhalten. Zur Zeit würden 800 Kabelsender im Land arbeiten, aber die würden von patriotischen Menschen geleitet. Wer gegen das Verbot verstößt, werde bestraft. Die PTA habe das Recht, auch die Lizenzen zu entziehen.

Das Verbot betrifft nur indische Sender. Weiterhin ungehindert zugelassen seien alle anderen ausländischen Sender wie BBC oder CNN. Verhindern lässt sich freilich nicht der Empfang der Sender über Satellitenschüsseln. Dem pakistanischen Verbot vorausgegangen ist allerdings das Verbot der indischen Regierung, den pakistanischen Sender PTV im Inland in Kabel einzuspeisen. Dem Sender wird vorgeworfen, die Seite der Kaschmir-Befreiungsbewegungen zu verbreiten. Schon im letzten Konflikt mit Pakistan 1999 hatte die indische Regierung die Ausstrahlung der gegnerischen Fernsehsender verboten und den Zugriff auf die Website der pakistanischen Zeitung Dawn sperren lassen (Kaschmir-Konflikt im Cyberspace).

Die ausgesprochenen Maßnahmen reihen sich in den Katalog der Kriegsvorbereitungen ein. Erst wurden die Botschafter abgezogen, das Militär in Alarmbereitschaft versetzt und schließlich Truppen an den Grenzen zusammengezogen, die sich bereits Feuergefechte liefern. Viele Menschen befinden sich seitdem auf der Flucht, weil sie die Grenzgebiete verlassen haben. Die Bus-, Zug- und Flugverbindungen zwischen beiden Ländern wurden eingestellt. Angeblich sollen auch schon die Raketen auf die jeweiligen Ziele im Nachbarland umprogrammiert worden sein. Typisch für eine moderne Kriegsführung ist die Zerstörung der gegnerischen Medien, um dann die eigene Propaganda besser zu positionieren.