Fessenheim-Betreiber: Offizielle Schließung im kommenden Jahr
Die neunte Ankündigung - aber jetzt scheint das definitive Ende der Uralt-Meiler am Oberrhein tatsächlich im Juni 2020 endlich zu kommen
Der französische Stromkonzern EDF hat heute offiziell bestätigt, dass die Schrottmeiler im elsässischen Fessenheim am Oberrhein, die zwischenzeitlich sogar schon einmal außer Kontrolle gerieten, am 30. Juni 2020 definitiv abgeschaltet werden. Ein entsprechender Antrag der EDF auf eine Aufhebung der Betriebsgenehmigung war der Stolperstein, weshalb auch weiterhin auf deutscher Rheinseite in Freiburg daran gezweifelt wurde, ob die neunte Ankündigung, dass Fessenheim stillgelegt wird, tatsächlich umgesetzt werden würde.
Denn die Abschaltung wurde immer wieder mit der Inbetriebnahme des neuen Meilers in Flamanville verkettet. Da der neue EPR jedenfalls vor 2022 sicher nicht in Betrieb gehen kann, weil immer neue Probleme dies verhindern, wurde angesichts der notorischen Stromknappheit im "Winter-Blackout-Land" vermutet, dass die Abschaltungen erneut verschoben würden.
Eigentlich sollte der EPR schon seit 2012 Strom liefern. Ob er das jemals tun wird, wird wohl auch für Frankreich immer fraglicher. Die Sicherheitsprobleme sind enorm, sogar die Atomaufsicht zweifelt an der Sicherheit des Reaktordeckels. Schon jetzt sind die Kosten für den Meiler von geplanten 3,5 Milliarden auf 11 Milliarden explodiert. Das ist der "billige" Atomstrom! Mit diesen Milliarden hätte man über erneuerbare Energien die Versorgungssicherheit längst gewährleisten können.
Endlich hat aber der Beinahe-Staatsbetrieb definitiv die Aufhebung der Betriebsgenehmigung bei der Atomaufsicht und beim Umweltministerium beantragt und damit die Verkettung mit dem EPR in Flamanville gebrochen. Das geht aus einer EDF-Presseerklärung hervor.
Das Atomunternehmen gibt als Datum für die Abschaltung von Block 1 den 22. Februar 2020 an. Reaktor 2, der zwischenzeitlich schon einmal abgeschaltet war, weil das Prüfzertifikat eines Dampfabscheiders gefälscht war, soll erst am 30. Juni vom Netz gehen. So müssen die Menschen am Oberrhein nur noch knapp ein Jahr unter dem Damoklesschwert Fessenheim leben.
Der hoch verschuldeten EDF, der auch noch die Abwicklung des staatlichen Pleite-Atomkraftwerkbauers Areva aufgebürdet wurde, wird der Antrag mit einer Geldspritze von 400 Millionen Euro für die "vorzeitige" Abschaltung "entschädigt".
Das Geld fließt in den nächsten vier Jahren aus dem Steuertopf des Staates in den Quasi-Staatsbetrieb. Man kann darin sicher eine illegale Subvention sehen, schließlich hatten beide Meiler die Laufzeit von 40 Jahren, für die sie einst ausgelegt waren, schon überschritten. Offiziell sollen mit den 400 Millionen entgangene Steuern und Einnahmen sowie Unkosten beim Rückbau abgegolten werden. Außerdem sollen die Kosten für Versetzung oder Weiterbildung der 850 Beschäftigten abgedeckt werden.