Finanzbildung an Schulen: Verbraucherschützer fordern Unabhängigkeit und Qualität

Zwei Jungen zählen in der Schule Geld

(Bild: Dmytro Zinkevych / Shutterstock.com )

Finanzbildung in der Schule ist wichtig, sagt eine Umfrage. 93 Prozent wollen sie, 90 Prozent unabhängig. Doch nicht alle Materialien erfüllen die Anforderungen.

Geld regiert die Welt, sagt ein Sprichwort. Doch wie lernen Kinder und Jugendliche den richtigen Umgang damit? Eine aktuelle Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) liefert dazu interessante Erkenntnisse: 93 Prozent der Befragten halten Finanzbildung in der Schule für wichtig. Dabei wünschen sich 90 Prozent unabhängige Unterrichtsmaterialien ohne wirtschaftliche Interessen. 86 Prozent plädieren zudem für werbefreie Inhalte.

"Finanzbildung ist wichtig. Entscheidend ist, wer diese wie vermittelt", betont Vera Fricke, Leiterin des Teams Verbraucherbildung im vzbv. "Inhaltliche Einflussnahme und Werbung haben in der Bildung nichts zu suchen. Unabhängigkeit ist gerade bei Geldfragen ein hohes Gut."

Vorsicht bei Angeboten aus der Wirtschaft

Doch nicht alle verfügbaren Unterrichtsmaterialien erfüllen diese Anforderungen. Der vzbv warnt: Einige Angebote von Banken und Finanzdienstleistern weisen Mängel auf. Eine Analyse des Materialkompasses, einer Datenbank für qualitätsgeprüfte Unterrichtsmaterialien des vzbv, zeigt: Von 33 untersuchten Materialien aus der Finanzbranche erhielten 18 nur die Note befriedigend oder schlechter.

Die Gutachter bemängeln unter anderem, dass einige Materialien keine kritische Urteilsbildung zu Finanzthemen ermöglichen. "Wenn Finanzbildung in den Händen der Finanzwirtschaft liegt, wird es immer ein Risiko der Einflussnahme geben", warnt Fricke.

Tipps für Eltern und Schüler

Was können Eltern und Schüler tun, um qualitativ hochwertige Finanzbildung zu erkennen und einzufordern? Hier einige praktische Tipps:

  1. Hinterfragen Sie die Quelle: Wer steht hinter dem Unterrichtsmaterial?
  2. Achten Sie auf Werbung: Gute Materialien sollten frei von kommerziellen Interessen sein.
  3. Nutzen Sie den Materialkompass: Der vzbv bietet eine Datenbank mit geprüften Unterrichtsmaterialien.
  4. Qualität einfordern: Sprechen Sie Lehrkräfte und Schulleitungen auf die Qualität der Finanzbildung an.
  5. Bleiben Sie kritisch: Ermutigen Sie Kinder, Finanzinformationen zu hinterfragen.

Nationale Strategie in Arbeit

Die Bundesregierung erarbeitet derzeit eine nationale Strategie zur finanziellen Allgemeinbildung. Grundlage sind Vorschläge der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Der vzbv fordert, dass dabei verbindliche Standards für eine unabhängige und qualitativ hochwertige Bildung festgelegt werden.

"Finanzbildung verbindet die Themen Finanzen, Bildung und Verbraucherschutz. Einen Gewinn für die Finanzbildung wird es nur geben, wenn Expertise aus diesen drei Bereichen auch berücksichtigt wird", betont Fricke. Verbraucherschutzexpertise müsse daher strukturell in die geplante Stiftung zur Umsetzung der Strategie eingebunden werden.

Fokus auf finanzielle Grundbildung

Der vzbv fordert darüber hinaus, dass die Strategie einen Schwerpunkt auf die finanzielle Grundbildung legt. Insbesondere Jugendliche und andere bildungsferne Gruppen sollten gestärkt werden. Etablierte, unabhängige Angebote sollten gefördert und ausgebaut werden.

Für Verbraucher bleibt es wichtig, die Entwicklungen im Bereich der Finanzbildung aufmerksam zu verfolgen und sich für hohe Standards einzusetzen. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch künftige Generationen in der Lage sind, fundierte Finanzentscheidungen zu treffen – ohne dabei in die Werbefalle zu tappen.