Fleisch- und Käseberge wachsen in den USA wegen Handelskrieg
Mit 12 Milliarden US-Dollar sollen die Landwirte unterstützt werden, da die Exporte landwirtschaftlicher Produkte wegen der Gegenzölle einstürzen
Der Handelskrieg von Donald Trump zahlt sich bereits aus. Weil wegen der von den USA erhöhten Zölle auf Importe von den betroffenen Länder reagiert wird, bleiben Landwirte auf ihren Produkten sitzen. Da die Zölle als Gegenmaßnahmen zu Trumps Abschottungspolitik auch auf die Unterstützer des Präsidenten zugeschnitten sind, steigen die Preise für amerikanische landwirtschaftliche Exporte wie Getreide, Fleisch, Geflügel, Sojabohnen oder Äpfel in der EU, in China, Kanada und Mexiko.
So bleiben die Landwirte schon jetzt auf ihren Produkten im Wert von Milliarden Dollar sitzen. Sie werden vom Landwirtschaftsministerium gehortet, um die Preise in den USA nicht zusätzlich zusammenbrechen zu lassen, was die Folgen der Trumpschen Politik noch verschlimmern würde.
Im Weißen Haus weiß man um die prekäre Lage, die aus der Trumpschen Handelspolitik im Sinne von "Make America great again" folgt. Am Dienstag kündigte daher schnell das Landwirtschaftsministerium USDA an, dass man die Landwirte, die unter den Strafzöllen Einkommenseinbußen erleiden, mit bis zu 12 Milliarden US-Dollar unterstützen werde. Eine Krise der Landwirtschaft wäre kurz vor den Midterm-Wahlen fatal.
Landwirtschaftsminister Sonny Perdue verteidigte Trumps Politik und erklärte, die Unterstützung sei nur eine "kurzfristige Lösung, um es Präsident Trump zu ermöglichen, langfristig an Handelsabkommen zu arbeiten, die der Landwirtschaft und der ganzen US-Wirtschaft zugutekommen".
Schuld ist sowieso nicht Trump, Perdue zeigt mit dem Finger auf China. Amerikanische Landwirte seien durch "illegale Handelspraktiken" Chinas benachteiligt worden. Sie seien unverhältnismäßig stark durch die "illegalen Strafzölle" getroffen worden. Dem stimmt Trump, felsenfest überzeugt von der Richtigkeit seiner Politik, natürlich zu: "China greift unsere Landwirte an, da sie wissen, dass ich diese liebe und respektiere, um mich dazu zu bringen, ihnen weiter Vorteile gegenüber den USA einzuräumen. Sie sind brutal bei ihrem Versuch, der scheitern wird. Wir waren freundlich - bis jetzt! China verdiente von uns 517 Milliarden US-Dollar im letzten Jahr."
Das Landwirtschaftsministerium will Landwirte, die Sojabohnen, Getreide, Baumwolle oder Milch produzieren, mit Geld direkt unterstützen, um Verluste auszugleichen. Überdies will man Obst, Reis, Gemüse, Fleisch oder Milch aufkaufen, um die Preise stabil zu halten. Das soll dann etwa als Lebensmittelhilfen verteilt werden.
Lange werden 12 Milliarden US-Dollar nicht helfen. Schon jetzt haben sich alleine über 1,3 Milliarden kg bzw. 1,3 Millionen Tonnen Rind- und Schweinefleisch, Geflügel und Truthahn in den Lagerhallen des Landwirtschaftsministeriums angehäuft. Ende Juni waren über 440 Millionen kg Geflügel oder über 220 Millionen kg Rindfleisch tiefgekühlt gelagert. Die Preise, die die Landwirte im Mai für Fleisch erzielten, waren bereits um 8,5 Prozent geringer als vor einem Jahr. Für die gesamten landwirtschaftlichen Produkte sind die Preise gefallen. Ausnahme war im Mai noch Getreide.
Das Problem beschränkt sich keineswegs auf Fleisch. 700 Millionen kg oder 700.000 Tonnen Käse oder 500.000 Tonnen an eingefrorenem Fruchtsaftkonzentrat lagert das Ministerium. So viel Käse hatten die Amerikaner noch nie vorrätig. Es zeichnet sich ab, dass auch andere Produkte auf Rekordlagerungsstände zusteuern. Die Lagerungskapazitäten sollen bereits ihrem Ende zugehen. Für die Konsumenten sind fallende Preise für Fleisch, Käse, Getreide, Gemüse oder Obst von Vorteil, für kleinere und mittlere landwirtschaftliche Betriebe allerdings womöglich bedrohlich.
Beim Fleisch kommt hinzu, dass vegane oder vegetarische Ernährung auf dem Vormarsch ist. Das reicht bis in die Firmen hinein, die sich nun auch bei der Ernährung grün geben. So hat das Co-Working-Unternehmen WeWork mit weltweit 6000 Angestellten und Sitz in New York beschlossen, keine Ausgaben für Essen mehr zu bezahlen, das Fleisch enthält. Mitbegründer Miguel McKelvey erklärte, es habe sich gezeigt, dass der Verzicht auf Fleisch für den Einzelnen am meisten zur Reduktion der Umweltbelastung beiträgt, ein Elektroauto könne da nicht mithalten.
Die Fleischbranche ist auch wegen dieser Veränderung des Lebensstils beunruhigt und hat schon mal die Kampagnen IChooseMeat.com, My MeatUp oder Meat Mythcrushers gestartet, um die "Fleischverweigerung zu bekämpfen".