Folgen des Ukraine-Krieges: Eiszeit zwischen Russland und Japan

Seite 2: Japan im Gleichschritt mit den USA und der EU?

Der japanische Premierminister Fumio Kishida sagte in einer politischen Rede vor dem Parlament, dass Tokio sich weiterhin rundum für Verhandlungen über die von Japan sogenannten Nördlichen Territorien und die Unterzeichnung eines Abkommens zur Beendigung des Zweiten Weltkriegs engagiere. Kishida sagte auch, dass die Unterstützung der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland durch seine Regierung "nicht ins Wanken geraten" würden.

Medwedew antwortete auf X: "Wir scheren uns einen Dreck um die 'Gefühle der Japaner' bezüglich der sogenannten Nördlichen Territorien." Er fügte hinzu: "Es handelt sich nicht um umstrittene Gebiete, sondern um Russland." Dies ist bezeichnend für die Haltung, die die russische Regierung gegenüber Japan als "unfreundliches" Land eingenommen hat.

Japan hat auch wirtschaftliche Initiativen zum Wiederaufbau in der Ukraine ergriffen, die Moskau nicht gefallen.

Zankäpfel Kurilen und Ukraine

Mitte Februar veranstaltete die japanische Regierung die japanisch-ukrainische Konferenz zur Förderung des Wirtschaftswachstums und des Wiederaufbaus. Die von der japanischen und ukrainischen Regierung sowie von Wirtschaftsverbänden und Jetro organisierte Konferenz kann nur als Indikator für die geopolitischen Prioritäten Japans zur Unterstützung des Status quo in Europa gewertet werden.

Ferner sind die japanischen Bemühungen, den Wiederaufbau anzuführen, ein klares Zeichen dafür, dass die Prioritäten Japans mit denen der Vereinigten Staaten und der Europäischen Union verbunden sind.

Nach Angaben des japanischen Außenministeriums unterzeichneten japanische und ukrainische Regierungsstellen und Unternehmen mehr als 50 Verträge, Japan sagte der Ukraine 15,8 Milliarden Yen (105 Millionen US-Dollar) an Hilfe zu, um Minenräumung und andere dringend benötigte Wiederaufbauprojekte in den Bereichen Energie und Verkehr zu finanzieren.

Präsident Kishida kündigte außerdem die Eröffnung eines neuen Handelsbüros der Regierung in Kiew an.

Die russisch-chinesische Entente

Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat sich die militärische Zusammenarbeit mit China verstärkt. Japan sieht in der zunehmenden militärischen Zusammenarbeit eine noch nie dagewesene Bedrohung, da das Land in der Region isoliert werden könnte.

Daher versucht es weiterhin, sein Engagement für den Status quo zu demonstrieren, indem es die internationale Souveränität sowie Recht und Ordnung unterstützt. Japans Eliten würden zwar gerne die Stabilität beibehalten, die das Militärbündnis aus dem Kalten Krieg mit den Vereinigten Staaten und Südkorea bot, doch sie wissen, dass die USA möglicherweise nicht mehr dieselben Interessen in der Region haben.

Zudem sind die Beziehungen zu Südkorea zerrüttet und können das Bündnis mit den Vereinigten Staaten zeitweise dysfunktional machen. Daher muss Japan weiterhin nach Möglichkeiten suchen, mit Russland in Kontakt zu treten, die in seinem eigenen nationalen Interesse liegen.

Beziehungen unverzichtbar

Die Abe-Regierung mag den Höhepunkt der russisch-japanischen Beziehungen erreicht haben und ein solches Niveau der Beziehungen kann kurzfristig nicht wieder erreicht werden (insbesondere, solange sich Russland noch im Krieg mit der Ukraine befindet). Dennoch liegt es sowohl im Interesse Russlands als auch Japans, freundschaftliche, wenn auch nicht gänzlich freundschaftliche Beziehungen durch geschäftlichen, kulturellen und anderen nicht-staatlichen Austausch zu fördern.

Japanische Unternehmen haben nach wie vor den Wunsch, ihre Geschäftstätigkeit wieder aufzunehmen und in Russland zu investieren, sobald der Krieg in der Ukraine beendet ist. Im April 2022 wurden die Verhandlungen zwischen den beiden Ländern über die Lachs- und Forellenfischerei abgeschlossen, und in der Zukunft könnten weitere Fischereiabkommen geschlossen werden. Außerdem kamen im Januar 2024 doppelt so viele russische Besucher nach Japan wie im Januar 2023.

Dies sind nur zwei Bereiche, in denen positive Interaktionen möglich sind. Es wird jedoch ein erhebliches Maß an Zurückhaltung erforderlich sein, da ein langer Krieg mit der Ukraine die Möglichkeiten selbst in diesen Bereichen aushöhlen könnte.

Der Artikel erscheint in Kooperation mit dem US-Magazin Responsible Statecraft und findet sich dort im englischen Original. Übersetzung: David Goeßmann.


Redaktionelle Anmerkung: In einer früheren Version des Textes wurde Dmitri Medwedew als russischer Präsident bezeichnet. Richtig ist, dass er Ex-Präsident ist.