Fragestunde mit Rice
"Deutschland will Antworten"
"Deutschland will Antworten", weiß der Korrespondent der australischen Zeitung "The Age" und prophezeit der "knallharten" (SZ) amerikanischen Außenministerin Condoleezza Rice unerbittliche Fragen bei ihrem anstehenden Besuch. Über die geheimen Gefangenenflüge soll Rice Rede und Antwort stehen, so die öffentliche Erwartung, nachdem man erfahren hat, dass die CIA allein den Luftraum in Deutschland für über 400 solcher Flüge genutzt hat. Doch muss man kein Hellseher sein, um vorherzusagen, dass die entscheidenden Antworten von Rice ausbleiben werden. Wahrscheinlich werden nicht einmal die entscheidenden Fragen gestellt (vgl.Diplomatisches Theater).
Während sich britische Parlamentsmitglieder für den Besuch von Rice mit einem Rechtsgutachten - vom Zentrum der New Yorker Universität für Menschenrechte und globale Gerechtigkeit - versorgt haben, demzufolge das Dulden von Flügen im Namen der "Extraordinary Rendition" ein deutlicher Bruch gegen internationales Recht und Vereinbarungen darstellt, wäre ein öffentliches Insistieren der deutschen Regierung auf konkrete Antworten im Zusammenhang mit den CIA-Flügen eine große Überraschung. Zumal man viele Antworten ohnehin schon kennen dürfte - und nicht nur Ex-Innenminister Schily allein.
Außer Antworten auf die zentrale Frage: Was hat man bislang bei den Verhören (mit mutmaßlichen bzw. teilweise nachgewiesenen Foltermethoden) von Terrorverdächtigen herausgefunden? Hat man damit schon das Leben Tausender gerettet, was als legitimes Argument für die "Sonderbehandlung" ja immer wieder angeführt wird? Oder können die zweifelhaften Methoden nicht, wie von manchen amerikanischen Beobachtern angemerkt, zu anderen als den gewünschten Effekten führen. Wie wäre es, fragt beispielsweise der amerikanische Rechtsexperte Phillip Carter - zur Zeit als Soldat im Irak -, wenn man endlich Sarkawi habhaft werden würde. Anzunehmen, dass er über Informationen verfügt, die vielen Menschen das Leben retten könnten, wäre nicht unrealistisch, aber die Mathematik sollte hier nicht haltmachen:
Let me propose a simple equation: Zarqawi's intelligence value is roughly proportional to his PR value. He is a celebrity of sorts on the Arab street; a notorious figure whose name is known to millions. It is safe to assume that anything done to him will eventually become public. Any coercive or abusive treatment of him will simply enhance his stature as a martyr (which he would effectively be once captured), and play into his organization's propaganda. On balance, I think the costs of torturing Zarqawi (creating 1,001 additional Zarqawis) far outweigh the benefits of harvesting the intel he possesses.
Überrascht vom "Heiligen Krieg" gegen das US-Militär
Ein paar interessante Aspekte zur Rekrutierung und der Kampfvorbereitung der Dschihadisten durch die Qaida hat ein amerikanischer Gefangenenoffizier bei der Lektüre von sechshundert Biographien von Guantanamo-Häftlingen herausgefunden. So zeigt sich in den Biografien, dass der Großteil der Rekruten sich aus Abenteuerlust für ein Ausbildungscamp der Qaida in Afghanistan beworben hatten, um eine "Leere" zu füllen, um sich zu finden, Ehre und Sinn. Dies träfe vor allem für saudi-arabische Rekruten zu. Für andere habe die Arbeitslosigkeit in ihren Heimatländern, schulisches und geschäftliches Scheitern und eine kriminelle Vergangenheit eine wesentliche Rolle gespielt. Für viele war die Reise nach Afghanistan die erste Reise in ihrem Leben.
Die wenigsten hatten dabei erwartet, dass sie tatsächlich einmal kämpfen würden, und wenn, dann in Tschetschenien. Der amerikanische Angriff auf die Ausbildungslager in Afganistan im Herbst 2001 hat sie völlig überrascht - "schockiert", die Qaida hatte sie nicht darauf vorbereitet, dass sie gegen das amerikanische Miltär kämpfen müssten.
Auch andere blinde Flecken in der Vorbereitung überraschen angesichts der Tatsache, dass das Rekrutierungssystem der Qaida sehr ausgearbeitet ist. Die medizinische Versorgung in den Camps fehlte völlig und das bei unzumutbaren hygienischen Bedingungen. Ein Viertel der Rekruten wurde krank.
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung wurden die Kämpfer nicht auf eine mögliche Gefangennahme vorbereitet. Dass die Rekruten von ihren Ausbildern auch im Bestehen harter Verhöre geschult worden seien, ist demnach eine Legende.
Überrascht wurden die "heiligen Krieger" auch vom Ausbleiben jeder Hilfe seitens ihrer Landesvertretungen. Ohnehin fehlte den meisten die Papiere, sie waren ihnen von der Qaida abgenommen wurden, "um sie sicher zu verwahren". So wurden die meisten leichte Beute für die "Kopfgeldjäger" auf der Suche nach verdächtigen Ausländern.