Frankenstein-Lebensmittel
Experiment über negative Auswirkung von gentechnisch veränderten Pflanzen bestätigt
In Großbritannien wird zur Zeit heftig über Lebensmittel von genmanipulierten Pflanzen, liebevoll Frankensteinessen genannt, gestritten. Gefordert etwa wird von English Nature ein Moratorium für den Anbau aller herbizidtoleranten und insektenresistanten Pflanzen, bis weitere Forschungen durchgeführt wurden, um ihren Einfluß auf die Natur zu überprüfen. Die Cosumers' Association forderte Tony Blair auf, den Verkauf aller neuen Lebensmittel aus genmanipulierten Pflanzen in Geschäften zu verbieten, bis die Regierung stärkere Schutzmaßnahmen ergriffen habe.
Neuer Auslöser für die schon lange währende Diskussion ist die Rehabilitierung eines Forschers des staatlichen Rowett Instituts im schottischen Aberdeen (siehe Genetisch veränderte Lebensmittel). Arpad Pusztai hatte im August letzten Jahres in einem Fernsehinterview gesagt, daß er aufgrund eigener Forschung keine gentechnisch veränderten Lebensmittel essen würde und es sehr ungerecht empfinde, wenn man die Bevölkerung als Versuchspersonen benutze. Bei seinem Experiment wurden Ratten nur 10 Tage lang mit Kartoffeln gefüttert, die genetisch durch die Hinzufügung von Lectin verändert waren, um sie gegen Pestizide resistent zu machen. Die Ernährung mit den Kartoffeln hemmte das Wachstum der Ratten und beschädigte deren Immunsystem sowie andere Organe wie den Magen oder die Leber. Seiner Zeit wurde Pusztai schnell vom Institut entlassen, weil die Studie angeblich, wie eine Überprüfung des Institutchefs erwiesen haben soll, mangelhaft war und solche Aussagen nicht zulassen.
So hat Stanley Ewen, Pathologe an der Aberdeen University, bestätigt, daß Ratten, die mit Kartoffeln ernährt wurden, wie sie Pusztai in seinem Experiment verwendet hatte, nach 10 Tagen zu Magenschäden führen. Inzwischen haben sich 20 renommierte Wissenschaftler aus 13 Ländern für eine erneute Überprüfung des Experiments eingesetzt, da sie seine Ergebnisse als richtig ansehen. Und ein dänischer Wissenschaftler hat eine Website zur Unterstützung von Pusztai eingerichtet.
Erst vor wenigen Wochen hatte das Advisory Committee on Releases to the Environment in einem Bericht bestätigt, daß gentechnisch manipulierte Pflanzen keine Gefahren bergen, und für einen stärkeren Anbau plädiert. Während der britische Landwirtschaftsminister Jack Cunningham zwar versprach, jetzt sehr gründlich und schnell die neuen Aussagen zu überprüfen, meinte er dennoch, daß er es für sehr überraschend hielte, wenn andere Experimente die Forschung von Pusztai bestätigen sollten. Der Labour-Abgeordnete Alan Simpson hingegen meinte, daß Pusztai völlig rehabilitiert sei, und forderte ein Moratorium für gentechnisch veränderte Lebensmittel.
Kritiker sind nicht nur über die Gesundheit der Menschen besorgt, sondern glauben auch, daß Pflanzen, die gegen Herbizide resistenter gemacht wurden, nur dazu führen, daß noch stärkere Herbizide in Gebrauch kommen. Überdies würden durch Herbizide eben nicht nur Unkraut, sondern auch andere Tiere vernichtet, die sich davon ernähren.