Frauen als Legitimation für den "Krieg gegen den Terror"?

Seite 2: Es ging nie um die Integration der Frauen

So endet die vermeintliche Befreiung afghanischer Frauen und ihre angeblich umfassende wirtschaftliche Integration in nationale und internationale Arbeitsmärkte nach 20 Jahren mit dem sogenannten "Frieden von Doha" zwischen den USA und den Taliban.

Er hat Afghanistan eine islamistische Regierung gebracht, die ihrer islamischen Verantwortung gegenüber Frauen und Kindern nicht gerecht werden kann.

Afghanische Frauen wurden Teil einer Geschlechterpolitik, die sie davon abhielt, sich angesichts ihrer diversen Lebenssituationen und -herausforderungen in Städten und Dörfern umfassend zu organisieren und die Rekonstruktion mitzugestalten, ohne dabei auf Geldgeber abhängig zu sein.

Die Berufswege afghanischer Frauen in Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft wurden ihnen vom liberalen Feminismus auferlegt und von internationalen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren sowie afghanischen Eliten im Rahmen einer lukrativen, unehrlichen und technokratischen Geschlechterpolitik vorgeschrieben.2

Mit dem Abzug der Nato-Truppen aus Afghanistan und der Rückkehr der Taliban hat sich herausgestellt: Es ging nie darum, nachhaltige staatliche und wirtschaftliche Infrastrukturen für die Integration von Frauen in Arbeit, Bildung und Gesellschaft zu schaffen. Genau davor hatten transnationale Feministinnen in den vergangenen zwanzig Jahren immer wieder gewarnt.

Liberale Kriegspolitik, internationale Entwicklungspolitik und nationale Eliten haben entschieden, wann und unter welchen geopolitischen Bedingungen afghanische Frauen und afghanisches Leben einen Wert erhält.

Mit dem Fall Kabuls und einer sanktionierten Taliban-Führung nimmt die Nato den Hungertod von unzähligen Menschen diesen Winter in Kauf.