Freie Stellen bei der Propaganda-Abteilung der islamistischen Terroristen
Die Terroristen nehmen in ihrem weltweiten Kampf offenbar neben der blutigen "Propaganda der Tat" die Medienpropaganda immer wichtiger
Terrorismus ist von Beginn an eine Medienstrategie gewesen. Als „Propaganda der Tat“ suchen Terroristen, die bei einem regulären Kampf unterlegen wären, die jeweils herrschende Macht mit Anschlägen herauszufordern und bloß zu stellen. Gleichzeitig sollen die Bevölkerungsteile, die hinter der Macht stehen, in Angst und Panik versetzt werden, weil jeder zum Opfer der Anschläge werden kann. Die Effizienz der Anschläge ist deren Echo in den Medien, denn nur über die mediale Verbreitung gewinnen die Terroristen die gesucht Aufmerksamkeit und werden gleichzeitig zum Rivlen der herrschenden Macht, denen sie auf medialer Ebene auf gleicher Augenhöhe begegnen. So können Terroristen, auch wenn sie nur Chefs von kleinen Gruppen sind, zu Gegenspielern der mächtigsten Herrscher werden, wenn sie medienwirksame Anschläge ausführen.
Um ihre Ziele zu „kommunizieren“, setzen daher auch die islamistischen Terroristen nicht mehr nur auf spektakuläre Anschläge, sondern auch auf Medienprodukte, die vor allem im Internet veröffentlicht werden: Videos, Tonbandaufnahmen, mehr und mehr regelmäßig erscheinende Zeitschriften, die auf ein regionales Publikum gerichtet sind und optisch immer stärker aufgemotzt werden, oder Mitteilungen in Foren. Vor kurzem wurde ein 16-minütiges Video Sout Al-Khilafa (Die Stimme des Kalifats) verbreitet, in dem etwa der Orkan Katrina angeblich von al-Sarkawi als göttliche Strafe bezeichnet wurde und das nun wöchentlich erscheinen soll.
Die Publikation dienen höchst unterschiedlichen Interessen, haben aber oft den Zweck, Rekruten und Unterstützer zu finden, die Aktivitäten zu belegen sowie den Medien vorgefertigte Inhalte anzubieten. Die Videos von Anschlägen, vor allem die Videos mit den Köpfungen von Gefangenen im Irak, haben die Wirksamkeit dieser Propaganda demonstriert. Sie schleusen sich mit ihren Produkten in die Massenmedien gewissermaßen wie Viren in ihre Wirte ein, die dann die Botschaft reproduzieren, weil sie im Konkurrenzdruck über terroristische Innovationen oder Schrecklichkeiten meinen, berichten zu müssen und so für eine weitaus größere Resonanz sorgen. Wenig erstaunlich also, dass nun islamistische Terroristen nun auch für ihre Propaganda-Abteilung, die man al-Qaida zurechnet, in einer Art Stellenausschreibung in einem Internetforum nach geeigneten Mitarbeitern für die Analyse und Aufbereitung von Informationen sowie für die strategische Kommunikation sucht. Sollte die Meldung in Asharq al-Awsat zutreffen, dass in einem nicht genannten Forum eine solche Anzeige veröffentlicht wurde, so könnte dies freilich unterschiedlich zu interpretieren sein. Möglicherweise haben die islamistischen Extremisten der „Global Islamic Media Front“, die sich als unabhängige Gruppe bezeichnet und den Kampf der Islamisten auf der ganzen Welt mit Propagandamaterial unterstützen will, nun mehr Geld, um ihre Aktivitäten auszuweiten. Möglicherweise deutet dies auch an, dass die islamistischen Terrorgruppen sich weltweit noch enger verbinden und in einer zentralen Propaganda-Abteilung eine Chance sehen, ihren Kampf erfolgreicher zu machen. Es könnte aber auch umgekehrt sein, dass die Propaganda der Anschläge, die oft genug Zivilisten und Unbeteiligte treffen, nicht mehr zieht und man vermehrt auf Kompensation durch Medien setzt.
Gesucht werden für einige „freie Stellen“ jedenfalls Menschen, die Berichte und Videos von Aufständischen im Irak zusammen stellen und in Medien schriftlich oder audiovisuell veröffentlichte Berichte über islamistische Gruppen in Palästina, im Irak oder in Tschetschenien sammeln. Überdies sucht man Sprachenexperten mit einer ausgezeichneten Kenntnis des geschriebenen und gesprochenen Arabischen und Englischen. Dabei geht es also um eine Arbeit, wie sie auch Geheimdienste ausführen. Zudem wird aber auch ein Experte zur Herstellung von Videos gesucht. Die Stellenangebote enthalten keine Angaben zu etwaigen Gehältern, sondern es wird appelliert an das Pflichtgefühl eines jeden Muslim, sein Leben für die Umma, die weltweite Gemeinschaft der Muslime, zu opfern:
Jeder Muslim muss wissen, dass sein Leben nicht ihm gehört, sondern das Eigentum dieser geschändeten Nation, für die Männer ihr Leben gegeben haben.
Wer Interesse hat, soll zuerst beten, dann ein Formular ausfüllen und auf eine Antwort warten.