Friendly Fire in Kiew?

Fussnoten

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Insgesamt erlitten 157 Menschen am 20. Februar 2014 in Kiew Schusswunden. Jedoch konnte die GPU nur für 80 der Verwundeten bislang Berkut-Schützen als Täter ausmachen, sagte ein GPU-Ermittler kürzlich dem ukrainischen Sender hromadske.tv. Wer die restlichen 77 Menschen angeschossen hat, sei bisher nicht zweifelsfrei zu ermitteln.

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Der Politikwissenschaftler hält das Maidan-Massaker nach Abschluss seiner Studie für eine "Operation unter falscher Flagge", mit der die Regierung gestürzt und die Macht durch Maidanführer übernommen werden sollte. Er habe verschiedene Hinweise auf die Beteiligung der rechtsextremen Gruppierungen Swoboda und Rechter Sektor sowie der Oligarchenpartei Vaterland entdeckt, erläutert Katchanovski. Schützen und Aufklärer (Spotter) seien in insgesamt 20 vom Maidan kontrollierten Gebäuden gesichtet worden, von denen aus am 20. Februar auf Menschen geschossen wurde.

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Demgegenüber hatten britische Ermittler damit bereits in den Tagen nach dem Massaker begonnen, wie ein BBC-Bericht zeigt.

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Wer ukrainisch versteht, siehe etwa hier oder hier. Im ARD-Magazin äußerte sich ebenfalls ein Betroffener namens Mykola.

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Aus rein journalistischer Sicht bleibt dieses Versäumnis unverständlich, denn anhand des Filmmaterials wäre es durchaus möglich gewesen, Kämpfer zu identifizieren und wieder aufzufinden.

Einer von ihnen, der Kommandeur, war höchstwahrscheinlich der heutige Parlamentsabgeordnete Wolodymyr Parasiuk, der bereits am 21. Februar eine gewisse Berühmtheit erlangen sollte, als er Vitali Klitschko auf der Maidanbühne das Mikrofon entriss, um das soeben ausgehandelte Abkommen mit Janukowitsch im Namen des Maidan zu verwerfen. Anschließend stellte er dem Präsidenten ein Ultimatum und drohte mit bewaffnetem Sturm der Präsidialadministration. Parasiuk war in den letzten Tagen des Maidan zum Kommandeur einer speziellen Truppe mit Schusswaffen und Kampferfahrung ernannt worden. Die Truppe wurde unter Beteiligung des Rechten Sektors aufgestellt und residierte im Konservatorium. Es ist also durchaus möglich, dass diejenigen, die von dort morgens das Feuer auf Berkut eröffneten, dieselben waren, die aus dem ZDF-Zimmer schossen.

Nicht nur verzichtete der öffentlich-rechtliche Sender auf weitere Recherchen dazu. Selbst die vorhandenen Bilder der Schützen landeten im ZDF-Archiv, ohne nochmals ausgestrahlt zu werden. So waren die Aufnahmen offenbar sogar der ARD-Monitor-Redaktion, die damals zu Schützen im Hotel Ukraina recherchierte, unbekannt. Im Beitrag aus dem April gibt es jedenfalls keinen Verweis auf das ZDF-Zimmer. Die Monitor-Redaktion und Beitrags-Autor Stephan Stuchlik äußerte sich hierzu auf Telepolis-Anfrage nicht.

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Einer der Maidankämpfer, der in den letzten Sekunden des RT-Videos klar zu erkennen ist, wurde von Social-Media-Nutzern schon vor einiger Zeit wohl als Soldat des rechtsradikalen Aidar-Bataillons, das in der Ostukraine kämpft, identifiziert. Pikanterweise posiert er auf dem Bild mit dem Abgeordneten Gennadi Moskal, der einer parlamentarischen Untersuchungskommission zur Aufklärung des Maidan-Massakers vorsaß.

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Das entsprechende Dokument wurde mittlerweile wieder entfernt, liegt dem Autor jedoch vor.

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Natürlich sei er als Präsident aber mitverantwortlich für das Gesamtgeschehen und das blutige Ende damals gewesen, sagte Janukowitsch. "Ich leugne meine Verantwortung nicht. Wahrscheinlich habe ich zu wenig getan." Auf seiner Flucht habe ihm schließlich der russische Präsident Wladimir Putin durch die Entsendung russischer Spezialeinsatzkräfte geholfen, die Janukowitsch und dessen Begleitpersonal aus der Ukraine heraus eskortierten. "Ich bin dankbar, dass er diesen Befehl gab. Er hat mein Leben gerettet", so Janukowitsch über Putin.

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Kiewer Gerichtsurteile aus dem November und Dezember 2015 würden jedoch indirekt darauf hindeuten, dass die Generalstaatsanwaltschaft nun auch Mitglieder des Rechten Sektors als Verdächtige behandelt, erläutert Katchanovski. Ein früherer Kämpfer der Neonazi-Einheit "Viking" vom Rechten Sektor habe bereits gestanden, dass er gemeinsam mit seinem Kommandeur vier Polizisten am 18. Februar in Kiew getötet habe.

Eine andere gerichtliche Untersuchung identifizierte beschlagnahmte Waffen von Kämpfern des Rechten Sektors als welche, mit denen auf dem Maidan am 18. Februar zwei Polizisten getötet und drei verwundet wurden. Zudem wurde bekannt, dass die GPU Büros des Rechten Sektors sowie dessen paramilitärischer Kampfgruppe "UNA-UNSO" durchsuchen ließ.

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