Gandhi hauen
Proteste gegen satirischen Arsch-Tret-Workout
"Geben wir diesen Pazifisten doch mal eine Lektion in Sachen Aggression. Jemanden zusammenzuschlagen ist mehr als nur ein Job für einen Tag. Wenn Sie es richtig machen, kann es zu einer großartigen Fitnessübung werden. Freuen wir uns also auf eine gesunde Gewaltkur, die aus einer ganzen Reihe von gewalttätigen Angriffen besteht",
empfiehlt der so genannte Arsch-Tret-Workout des Männermagazins Maxim.
Es folgen 21 Szenen, in denen ein gezeichneter (gezeichnet kann man hier ruhig im doppelten Wortsinn verstehen) Mahatma Gandhi getreten, gehauen, herumgeworfen und wahrscheinlich auch feste gekniffen wird. Dazu weiter im Text der Anleitung: "Fragen Sie Gandhi, ob er an Ihrem Körper schon einen Trainingserfolg sehen kann. "
Wenn E-Mails hauen, wenn sie treten oder wenn sie mindestens ein wenig zukneifen könnten, dann sähe das Hochglanzmagazin jetzt wahrscheinlich ganz schön zerknittert aus. Denn über 5000 entzürnte Zuschriften sind allein in zwei Tagen bei der Redaktion eingegangen, Folge einer Aktion der US-amerikanischen Gruppe Indiacause.com, die sich gegen Diskriminierung von Asiaten einsetzt.
In einem anderen Beitrag, der auch online zu finden ist, wird unter dem Titel Oh, Kalkutta - "Drei Gründe, Gandhi zu hassen" Gandhi als lausiger Ehemann und Vater bezeichnet, der ein unrealistisches Körperideal geschaffen habe, dem Friedensaktivisten wie Mutter Theresa und Dr. Martin Luther King, Jr ihre lebenslangen Essstörungen verdanken würden. Maxim entschloss sich aufgrund der Proteste zu einer Entschuldigung, man bedaure, wenn man jemanden verletzt habe, was in keiner Weise intendiert gewesen sei. Ein gewisser grenzwertiger Humor sei bei Maxim Usus. Man sei sich sehr wohl über Gandhis Rolle im Klaren und habe ihn deshalb für diesen satirischen Cartoon ausgewählt, weil es eben so unvorstellbar sei, ihm gegenüber aggressiv zu werden. Doch da hatten schon über 150 indische Abgeordnete und politische Aktivisten angekündigt, aus Empörung einen Fastentag einzulegen Wie so oft kam noch ein zweiter Stein des Anstoßes hinzu, nämlich die Show Clone High auf MTV, die einen Charakter namens G-Man eingeführt hat, welcher -ganz offensichtlich ein Gandhiklon - extravagante Ohrringe trägt und ein ziemlicher Partylöwe ist.
Obwohl MTV auf seiner Homepage den echten Gandhi (der übrigens am 30.Januar 1948 ermordet wurde, als er gerade auf dem Weg war, sein abendliches Gebet zu verrichten) ausdrücklich lobt und würdigt, schlugen die Wellen hoch und MTV wurde aufgefordert, Sendungen mit G-Man nie wieder auszustrahlen.
Auch die Organisation Tolerance org (Fight Hate And Promote Tolerance) und das M.K. Gandhi-Institut veröffentlichten Beiträge, welche die Maxim-Artikel als dumm, traurig und gefährlich bezeichneten. Sie seien zudem ausländerfeindlich, rassistisch und ganz besonders in Bezug auf den 11. September unakzeptabel und geschmacklos. Eine mögliche Klage wurde diskutiert. Ein Sprecher der Orange County Asian Pacific Islander Community Alliance warf dem Artikel vor, er würde Menschen direkt dazu auffordern, Asiaten und Pazifisten grün und blau zu schlagen. Maxim würde nicht begreifen, dass ein Muskelprotz gar nichts sei im Vergleich zu Gandhis großer spiritueller Kraft.
Die Zwischenfälle weisen darauf hin, dass es zwischen Indien und den USA anscheinend nicht zum besten steht, vielleicht auch weil George Bush nach den Anschlägen in New York sich deutlich an den pakistanischen Präsident Musharraf angenähert hat. In einem entspannteren Klima könnte so eine läppische Verballhornung nicht so viel Wut auslösen. Dass der 11.September sowie der wahrscheinlich bevorstehende Krieg immer wieder ins Handgemenge gemischt werden, ist einerseits verständlich; auf der anderen Seite sollten Krisenzeiten nicht der Zensur Vorschub leisten. Über Geschmack läst sich streiten. Aber Satire ist Satire und sollte es bleiben dürfen.
"Gandhi ist so groß, dass diese Pygmäen, die ihn lächerlich machen wollen, nur scheitern können", schrieb ein erboster Anhänger. Krishna sei Dank ist er auch so groß, dass die, welche ihn beschützen wollen, ihm nichts anhaben können.