Gefährlichkeit der Masern, Herdenimmunität und ökologische Landwirtschaft
Seite 2: Wann und wie funktioniert Herdenimmunität?
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"Wenn deine Impfung nicht wirkt, warum brauche ich dann eine? Diesen Logikbruch konnte mir NIE ein Impfbefürworter erklären. Ein ‚Ja, aber wenn ich muss, dann musst du auch ...‘ Nur darum gings. Um nichts anderes!" Das fragt und kommentiert ein User zum Artikel "Corona-Maßnahmen: ‚Schwerer Eingriff in die Grundrechte" von Thomas Pany.
Bei diesem Einwand ist leider die Grundannahme falsch: Hier wird impliziert, eine Impfung würde zu 100 Prozent wirken oder eben gar nicht, also zu null Prozent.
Die Wirksamkeit von verschiedenen Impfungen liegt in der Regel irgendwo dazwischen. Die Wirksamkeit der Masernimpfung ist mit über 97 Prozent beispielsweise sehr hoch.
Wirksamkeit bedeutet hier: 97 von 100 Geimpften stecken sich nicht mit Masern an und können daher auch keine anderen anstecken. Daher lässt sich bei einer Impfung mit hoher Wirksamkeit auch leichter eine Herdenimmunität herzustellen, bei der dann auch nicht Geimpfte geschützt sind.
Im Falle der Masern bedeutet das, dass Babys, die noch nicht geimpft werden können, aber ein besonders Risiko für Komplikationen haben, gegen die Krankheit geschützt sind. Allerdings müssen 95 Prozent der Bevölkerung gegen Masern geimpft sein, damit die Herdenimmunität greift, so das Robert-Koch-Institut.
Am anderen Ende der Wirksamkeitsskala bewegt sich die Schutzimpfung gegen Grippe (Influenza). Diese fällt, da der Erreger sich jedes Jahr verändert und der Impfstoff mehr oder weniger gut an die aktuelle Variante angepasst werden kann, in jeder Saison unterschiedlich wirksam aus.
In europäischen und US-amerikanischen Studien lag die Wirksamkeit der Influenza-Impfung in Bezug auf die Verhinderung laborbestätigter, Influenza-bedingter Arztkonsultationen in den Saisons 2010/11 bis 2019/20 jeweils zwischen 20 und 60%. Bei einer mittleren Wirksamkeit von 41% bei älteren Erwachsenen (Coleman et al. 2021) bedeutet dies: Wenn im Laufe einer Influenzasaison von 100 ungeimpften älteren Erwachsenen 10 an Grippe erkranken, erkranken von 100 geimpften älteren Erwachsenen nur etwa 6.
Information des RKI
Wenn sich die Impfung bei nicht allen Geimpften als wirksam erweist, lässt sich dennoch der Kontakt mit dem Grippevirus meiden und auf diesem Wege Ansteckungen vermeiden. Daher empfiehlt das RKI eine Impfung gegen Influenza für medizinisches Personal, da dieses insbesondere Kontakt mit älteren und geschwächten Personen hat, bei denen die Grippe einen schweren Verlauf nehmen kann.
Im Idealfall sind also die Patient:innen oder Pflegebedürftigen und ihre Kontaktpersonen geimpft, dadurch kann das Risiko einer Ansteckung trotz nur geringer Wirksamkeit der Impfung weiter gesenkt werden. Wirkt die Grippeimpfung bei der Pflegebedürftigen nicht, aber bei deren Pflegerin, findet auf diesem Weg keine Ansteckung statt.
Ob dieses Prinzip eine Impfpflicht gegen bestimmte Krankheiten legitimiert, ist eine eigene Debatte. Es zeigt lediglich, dass sich der Schutz für die Schwächsten erhöht, je mehr Menschen geimpft sind.
Die Diskussion um die Impfung gegen Covid-19 wurde dabei zusätzlich durch die schnellen Mutationen des Erregers erschwert, das heißt die Impfstoffe zeigten sich gegen neue Varianten weniger wirksam als gegen den Wildtyp, das heißt, die Diskussion verlief vor einer sich ständig ändernden Datengrundlage.
Generell gilt aber auch hier das oben erklärte Prinzip: Je mehr Menschen geimpft sind, desto größer auch die Zahl derer, bei denen der Impfstoff wirkt. Auch wenn sich eine Herdenimmunität bei Covid-19 nicht herstellen lässt – die potenziellen Ansteckungen können so dennoch reduziert werden.
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