Geld für mehr Demokratie

Seite 3: Alte Hüte und neue Technik

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Man könnte sagen, wir stehen an einer Zeitenwende. Dieser Satz passt immer. Besser und genauer ist die Erkenntnis, dass wir organisatorisch hinter der Technik weit zurückhängen, besonders im politischen Bereich, bei der Ordnung der Finanzen und im Bereich der Massenkommunikation.

Ein erster Impuls sollte der sein, dass diejenigen, welche die Technik verstehen und wissen, wie sie funktioniert, sich auch um die Organisation der Menschen im System kümmern. Das sollen nicht Technokraten sein, sondern Techniker und Wissenschaftler, die analog zur Technik und mit Hilfe der modernen Technik neue Organisationsformen entwickeln und in der Öffentlichkeit propagieren.

Das Geld neu erfinden

Zentrales Problem ist das System von stabilem Geld, Kreditvergabe, Schulden und Zinsen. Der Geldüberfluss ist eine Folge davon und eine andere Folge ist die riesige Menge an faulen Krediten, die nie zurückgezahlt werden können. Würde man sie einfordern, müssten sehr viele Staaten, zehntausende Banken und Millionen Firmen und Einzelpersonen in Konkurs gehen.

Wo sind die prinzipiellen Fehler im Geldsystem? Ist ein anderes System denkbar?

Der Dollar, hat schon seit 1972 keine Deckung mehr. Damit ist Geld nur noch eine Zahl, die einen Sachwert symbolisiert, der von allen, die dieses Geld benutzen, akzeptiert wird. Es wird so getan, als ob dieser Wert stabil sei wie Gold, aber es steht kein Gold dahinter, nur Vertrauen und Akzeptanz.

Andererseits können Notenbanken und auch Privatbanken immer mehr Geld generieren und sie tun das auch. Die Geldmenge steigt unkontrolliert. Wäre es nicht besser, Geld zu haben, das kontrolliert weniger werden kann? Ist das überhaupt möglich?

Es ist mit digitaler Technik jetzt möglich: Eine degressive Währung.

Das neue Geld hat nicht die Eigenschaft einer festen Zahl auf einer Münze oder einem Schein. Nein, die Zahl ist nicht gleichbleibend, sondern degressiv; das heißt, das Geld wird zahlenmäßig weniger wie die Menge Wasser in einem Glas, das langsam in der Sonne verdunstet. Dieses Geld kann nur auf digitalen Konten und Geldkarten oder in einer App auf dem Smartphone existieren.

Degressive Digitale Mark

Das neue Geld braucht einen Namen. Wir nennen es Degressive Digitale Mark, kurz DDM und erklären die Funktionsweise an einem Zahlenbeispiel.

Die Degressive Digitale Mark verringert ihren Betrag in jeder Woche um 1%, zum Beispiel in der Nacht von Montag auf Dienstag um null Uhr. Am Samstag waren 100 DDM auf der Geldkarte und wenn nichts ausgegeben oder gutgeschrieben wurde, sind es am Dienstag nur noch 99 DDM. Diese Reduktion nennen wir einen wöchentlichen Abschlag von einem Prozent.

Das hört sich gemein an, aber es kommt der natürlichen Situation im Leben einen Schritt näher als festes Geld. Hätte man am Samstag Gemüse oder Obst gekauft, wären am Dienstag ein paar Teile im Abfall gelandet.

Das bisherige Geld-Postulat, dass Geld seinen Wert behält und sich durch Zinsen immer weiter vermehrt, ist unnatürlich. Geld ist nämlich ein Gebrauchs-Gegenstand mit einer bestimmten Funktion in der Wirtschaft und im Geschäftsleben. Kein Gebrauchsgegenstand behält ewig seinen Wert. Weder Werkzeuge, noch Computer, noch Kleidung, noch Maschinen und schon gar nicht die völlig unverzichtbaren Lebensmittel.

Der wöchentliche Abschlag von einem Prozent auf DDM hört sich gering an und ist auch gering im Vergleich zu Preisschwankungen und Preisunterschieden, aber auf längere Sicht ist der Abschlag sehr wirkungsvoll. Wenn man das Degressive Digitale Geld nur ein halbes Jahr nicht anrührt, schlägt der Abschlag 26 mal zu und es bleibt nach Zinseszins-Rechnung nur noch die Hälfte vom Guthaben übrig.

Das ist für reiche Geldbesitzer äußerst ungünstig!

Durch den wöchentlichen Abschlag konvergiert die gesamte Geldsumme, die in Verkehr ist, gegen Null. Und dann ist es gar nicht verkehrt, wenn immer wieder neues Geld herausgegeben wird. Die Degressive Digitale Mark ist konvergentes Geld, sie wirkt der expansiven Kraft der Billionen von Dollars und Euros auf den sogenannten Märkten systematisch entgegen.

Wirtschaft von unten

Degressives Geld schadet nicht der Wirtschaft. Im Gegenteil, es kurbelt die Wirtschaft an; denn wer DDM auf der Karte hat, gibt sein Geld besser heute als morgen aus. Die Wirtschaft wird von unten angereizt, von den Verbrauchern.

Der Umsatz wird nicht gefördert von reichen Investoren, damit sie Profit machen. (Und die neoliberale Ideologie wollte uns erzählen, dass dann alle miteinander profitieren!) Der Effekt der DDM ist unmittelbar mit Handel und Wirtschaft verbunden, das ist viel direkter als die Spekulation auf einen Gewinn. Deshalb ist DDM das Geld der Demokratie und der demokratischen Wirtschaft, während das goldähnliche Geld immer das Geld einer Oligarchie geblieben ist.

Wer große Mengen vom degressiven Geld einnimmt, muss sich Gedanken machen, wie lange er das Geld behält, und was er damit anfangen will. Es lohnt sich nicht, Millionen oder gar Milliarden zu horten; denn dieses Kapital verschwindet von selbst. Dadurch entsteht der Anreiz, sofort etwas zu unternehmen, anstatt mit Geld zu spekulieren.

Das Geld drängt zum Handeln, es fließt in Handel und Produktion, am besten in die Produktion von bleibenden Gütern guter Qualität. Güter, die langlebiger sind als das degressive Geld selbst, die nicht pro Woche ein Prozent an Wert verlieren. Geldbesitzer sind jetzt nicht mehr im Vorteil gegenüber Geldverdienern, sondern es ist umgekehrt. Wer degressives Geld verdient und bald wieder ausgibt, ist im Vorteil gegenüber denen, die es ansammeln.

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