Genmanipulierte menschliche Embryonen - Zweifel am Durchbruch
- Genmanipulierte menschliche Embryonen - Zweifel am Durchbruch
- Tatsächliche Fehlerrate von 50 %
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Unter Wissenschaftlern ist eine Kontroverse entbrannt, wie das Ergebnis einer scheinbar bahnbrechenden Studie zu deuten ist
Ein Eingriff ins Erbgut erregte vor wenigen Wochen große Aufmerksamkeit: US-Forscher nutzten die Genschere CRISPR, um menschliche Embryonen von einer Erbkrankheit zu befreien (Durchbruch bei der gentechnischen Veränderung des Menschen). Die Erfolgsrate schien außergewöhnlich hoch, unbeabsichtigte Schäden am Erbgut waren nicht auffindbar. Das Ergebnis wurde als Durchbruch gefeiert - oder auch als ethischer Dammbruch angeprangert.
Doch es dauerte nur wenige Tage, bis grundsätzliche Kritik aus den Reihen der Wissenschaft laut wurde. Die Qualität der Arbeit steht dabei außer Frage, im Gegenteil: Die Forscher um den Biologen Shoukhrat Mitalipov werden einhellig wegen ihrer sorgfältigen Bemühungen gelobt. Doch auf den zweiten Blick werden Unzulänglichkeiten sichtbar, die eine praktische Umsetzung wieder in weite Ferne rücken lassen. Und ein Fragezeichen steht auch hinter der Interpretation der Daten: Könnte das Ergebnis - trotz aller Sorgfalt - nur ein Artefakt sein?
Ergebnis wohl nicht übertragbar
Zu den ersten Stimmen zählte der Stammzellforscher Paul Knoepfler, der sich schon lange kritisch mit Fragen der Genmanipulation auseinandersetzt. Auch er zeigte sich beeindruckt von der geringen Zahl der unbeabsichtigten Schäden im Erbgut - allerdings äußerte er starke Zweifel, ob sich das Ergebnis auf andere Krankheiten übertragen lässt. Die US-Forscher um Mitalipov hatten anscheinend das Gen MYBPC3, Auslöser eines potenziell tödlichen Herzleidens, mit Bedacht ausgesucht: Komplikationen waren von Beginn an eher unwahrscheinlich.
Die Analyse des mutierten Gens hatte bereits im Vorfeld gezeigt, dass eine Korrektur mit CRISPR wohl nur geringe Schäden in anderen Teilen des Erbguts verursacht. Mitalipov hatte sich ein Gen ausgesucht, das Wissenschaftler als "niedrig hängende Frucht" bezeichnen - es verspricht hohen Erfolg bei relativ geringem Aufwand. Bei den meisten anderen Erbkrankheiten wird die Ausgangslage deutlich komplizierter sein.
Und obwohl die Forscher keine genetischen Schäden in den manipulierten Embryos fanden, bedeutet dies nicht zwingend, dass keine aufgetreten sind. Trotz unbestreitbar großen Aufwands - größer als je zuvor in einer derartigen Studie - wurde nur eine kleine Zahl der Embryonen mit der höchsten Gründlichkeit überprüft. Bei den übrigen Embryonen testeten die Forscher nur die anfälligsten Bereiche. Um jedoch Fehler im Erbgut vollständig auszuschließen, hätten alle Embryonen untersucht werden müssen.