Gentechnik für alle?

Seite 3: Von Biohackern ausgehende Gefahren

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Mit dem Wachsen der Biohacker-Szene begann auch eine Diskussion um die von gentechnischen Arbeiten unter ihren Fittichen möglicherweise ausgehenden Gefahren. Deren Spektrum reicht von unbeabsichtigten Laborunfällen über kriminelle Nutzungen wie der Drogenherstellung bis hin zum Bioterror.

Die Fähigkeit zur genetischen Manipulation von Organismen ist vorhanden. Generell wird angenommen, dass Biohacker in ihren Möglichkeiten dafür stark eingeschränkt sind - noch. Das könnte sich nach einem Technologiesprung in der nahen Zukunft jedoch ändern.

Biohacker wehren sich gegen Vorwürfe, sie würden potentiell gefährliche biologische Materialien in die falschen Hände geben. Denn alle möglichen gefährlichen genetischen Sequenzen sind zum Beispiel bei GenBank frei verfügbar: von der Spanische Grippe über Ebola bis H5N1.

Die Gefahr von Bioterror, die von gentechnischen Experimenten im Hackerspace ausgeht, wird derzeit als sehr gering eingeschätzt, auch wenn Berichte in den Medien bisweilen Horrorszenarien heraufbeschwören. Mögliche Einzeltäter, die in den Laboren der mit der einschlägigen Forschung betrauten Institutionen arbeiten, werden zurzeit als größere Bedrohung angenommen.

"If DNA is a drug, then all life on Earth is high"

In den USA arbeiten Biohacker in einer rechtlichen Grauzone. Gentechnische Arbeiten werden hier bisher nicht generell reguliert, sondern aufgrund des im Einzelfall angewandten Verfahrens und des angestrebten Produkts. Dort haben Sicherheitsbehörden die Überwachung der Szene übernommen, vor allem das FBI, das auch Kontakt zu Biohackern in Europa aufnahm, dort aber auf Skepsis stieß.

Die US-Freizeit-Biologen wurden unter anderem angehalten, verdächtige Aktivitäten zu melden. Die Reaktionen innerhalb der Szene waren zunächst gespalten. Doch nun scheinen sich viele Biohacker mit den Behörden arrangiert zu haben. Sie versprechen sich davon ein besseres Image in der Bevölkerung, denn weiteres Ungemach droht von religiös motivierten Gegnern und Umweltschutzgruppen. Und von der FDA, der Behörde für Lebens- und Arzneimittel. Deren jüngster Vorschlag zur Regulierung absichtlich veränderten Erbguts in Tieren hat für Verärgerung in der Szene gesorgt.

Nach dem Willen der FDA soll absichtlich veränderte Tier-DNA künftig als "Tierdroge" verstanden werden - und deshalb ganz ähnliche Zulassungsprüfungen durchlaufen wie herkömmliche Arzneimittel auch. Tier-Genomics würden so undurchführbar - außer für große Unternehmen. Das geht auch professionellen Biologen zu weit. Die FDA ist mittlerweile auch bei Josiah Zayner vorstellig geworden - mit der Frage, ob das für die Herstellung seiner "Leucht-Hefen" verwendete grün fluoreszierende Protein ein Lebensmittelfarbstoff ist, der erst noch auf seine Sicherheit beim Verzehr getestet werden müsse.

Strengere Auflagen in Europa

Europäische Biohacker sehen sich vor allem mit einer weit verbreiteten Ablehnung der Gentechnik in der Bevölkerung konfrontiert. Die spiegelt sich auch in den strengen Auflagen wider.

In Deutschland zum Beispiel ist es Privatpersonen derzeit legal so gut wie unmöglich, gentechnische Veränderungen vorzunehmen. Die Biostoffverordnung ordnet einzelnen Risikogruppen von Biostoffen passende Schutzstufen zu, die dann in den Laboratorien umgesetzt werden müssen, um mit diesen Stoffen arbeiten zu dürfen: Je höher das Infektionsrisiko, desto höhere Anforderungen an die einzuhaltende Schutzstufe.

Für die Laborarbeit mit gentechnisch verändertem Material gilt nach GenTG und Gentechnik-Sicherheitsverordnung (GenTSV) eine ähnliche Einteilung in vier Sicherheitsstufen. Die Biostoffverordnung regelt außerdem die Abfallbehandlung, die Filterung der Abluft sowie Bauart der Anlage und die umfangreiche Dokumentationspflicht.

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