George Soros und der IWF: Ziemlich beste Freunde

Seite 3: "Verschwörungstheorie" nach Popper

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Ein weiteres Charakteristikum neoliberaler Ideologie ist, dass sie die Welt als Markt sieht, auf dem wenige "Sieger" einer Masse von "Verlierern" gegenüberstehen. Die Sieger werden heroisiert und Kritik an der ungleichen Verteilung von Vermögen als sozialistisch diffamiert. Konkrete Kritik an der Art des Vermögenserwerbs der Macht- und Geldeliten wird gern als "Verschwörungstheorie" abgetan, was schon auf den Ahnherren Popper zurückgeht. "Verschwörungstheorie" nach Popper entspricht:16

"...der falschen Theorie, daß, was immer sich in einer Gesellschaft ereignet, das Ergebnis eines Planes mächtiger Individuen oder Gruppen ist. Besonders Ereignisse wie Krieg, Arbeitslosigkeit, Armut, Knappheit, also Ereignisse, die wir als unangenehm empfinden, werden von dieser Theorie als gewollt und geplant erklärt.

Karl Popper

Dabei entlarvt sich Poppers simplifizierende Argumentation schon allein, weil offensichtlich jeder, der "was immer" sich ereignet, so erklären will, offenkundig ein Paranoider ist. Die flugs daraus zurecht gedrehte Behauptung, "Krieg, Arbeitslosigkeit, Armut, Knappheit" dürfe man nicht als von mächtigen Individuen geplant sehen, entbehrt aber so sehr jeder Glaubhaftigkeit, dass auch Popper sie in seiner antimarxistischen Kampfschrift "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" wenig später relativieren musste:17

Es muss also zugegeben werden, daß Verschwörungen vorkommen. Aber die auffallende Tatsache, die die Verschwörungstheorie trotz der Existenz von Verschwörungen widerlegt, ist, dass nur wenige Verschwörungen am Ende erfolgreich sind. Verschwörer genießen nur selten die Früchte ihrer Verschwörung

Karl Popper

Bleibt nur die Frage, woher Popper das wissen will. Wenn man bedenkt, dass man erfolgreiche Verschwörungen auch als geheim gebliebene Verschwörungen definieren könnte, entpuppt sich seine "Analyse" zudem als trügerischer Zirkelschluss.

Offensichtlich ist jedoch, dass eine Tendenz "Krieg, Arbeitslosigkeit, Armut, Knappheit", womöglich auch die Asienkrise, als in keinem Aspekt von irgendjemandem geplante, allein von der "unsichtbaren Hand der Märkte" gestaltete und damit quasi schicksalhaft vom Himmel gefallene Ereignisse zu sehen, wie ein Tarnschirm wirkt: Eine wunderbare Abschirmung für jene Leute, die wider Erwarten doch als verantwortlich dingfest gemacht werden können. Wie nach Ansicht vieler Betrachter George Soros für die Auslösung der Asienkrise.

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