George Soros und der IWF: Ziemlich beste Freunde

Seite 2: Die Popper-Mont-Pèlerin-Connection

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Die Soros-Leaks enthüllten, wie Soros Hillary Clinton mit seiner Expertise in Sachen Kosovo zur Seite stand - kein Wunder, wenn er schon in die blutige Zerschlagung des sozialistischen Vielvölkerstaats Jugoslawien verwickelt war. Seine ungarisch-jüdische Herkunft führte Soros ab 1984 zum Engagement hinter dem Eisernen Vorhang, wobei ihm sein intellektueller Ziehvater Karl Popper das Ziel vorgab: die "Offene Gesellschaft".

Popper war jedoch eher ein neoliberaler als liberaler Philosoph; er war prominentes Mitglied der Mont Pèlerin Society, gegründet durch August von Hayek, einen Nestor des Neoliberalismus. Poppers "offene Gesellschaft" gab sich als liberales Gegenmodell zum totalitären Sozialismus, sollte aber vor allem "offen" sein für frei flottierendes Kapital. Die Mont Pèlerin Society sieht das Heil der Welt in freien Märkten und warnt bis heute vor Monopolen, Gewerkschaften, Inflation und der Macht des Staates, besonders des Wohlfahrtsstaates.

Mont Pèlerin war 1947 hervorgegangen auch aus dem "Colloque Walter Lippman", benannt nach dem berühmtesten Edel-Journalisten der USA, der durch seine Arbeit für die US-Armee bzw. Geheimdienste auch führender Experte in medialer Massenmanipulation war. Erforschung und Ausbau von Manipulationstechniken wurden für die USA spätestens ab 1953 offizielles Programm (50 Jahre Brain Warfare).

Der Liberale Walter Lippman betrachtete als Fazit dieser Tätigkeit westliche Demokratien als zu anfällig für Medien-Manipulation, um wirklich dem Wortsinn nach als "Volksherrschaft" zu funktionieren. Die Wahlergebnisse würden kaum jene an die Macht bringen, die Interessen der Mehrheit vertreten, weil diese Mehrheit viel zu leicht von den Medien im Dienste einer mächtigen Minderheit irregeführt werden könnten.

Dies nahm Lippman jedoch als unabänderliche Eigenschaft des Menschen hin - sehr bequem für besagte mächtige Minderheit. "Liberal" hieße demnach eher, dass neben dem Staat auch andere, naheliegenderweise reiche Machtgruppen Zugriff auf die Medien - und andere - Märkte haben sollen.

Der Begriff einer "liberalen Diktatur"

So erst ergibt der Begriff einer "liberalen Diktatur" Sinn, denn Demokratie wird bei diesem Liberalismus verzichtbar, ist nur noch Köder für die Zustimmung der Massen (Lippman). In dieser Denktradition wollte man auf dem Mont Pèlerin den Liberalismus von allen sozialen Verpflichtungen befreien und begründete eine Armada von meist privat finanzierten Think Tanks, die den Neoliberalismus gegen den Keynesianismus durchsetzten.

Der Keynesianismus war der Kaderschmiede des Neoliberalismus auf dem Mont Pèlerin verhasst, vor allem wegen seiner Affinität zu staatlicher Wohlfahrt und Sozialstaat, die als Vorstufen zum Sozialismus gesehen wurden.

Kern der Mont Pèlerin-Philosophie war eine zur "politischen Kreistheorie" vulgarisierte Hannah Arendt: Die Gleichsetzung von Faschismus und Sozialismus als Totalitarismus bzw. "Knechtschaft" und die Ablehnung jeder Begrenzung privater Wirtschaftsmacht, etwa durch Sozialpolitik. So beschwor von Hayek die Gefahr, dass Großbritannien durch den Ausbau des Sozialstaats oder Verstaatlichungen von Unternehmen selbst in eine "Dynamik der Knechtschaft" gerate.

Besonders wurde das neoliberale Projekt von Milton Friedman und seiner "Chicago School" vorangebracht. Deren Engagement in Pinochets Militärdiktatur kommentierte von Hayek, der Pinochets Chile mehrfach besuchte, ganz im Sinne von Walter Lippman mit den Worten:

Ich persönlich würde einen liberalen Diktator gegenüber einer demokratischen Regierung, der es an Liberalismus mangelt, bevorzugen.A.F.v.Hayek

Die neoliberalen Ideologen übersehen in ihrem Eifer, dass sie mit solchen Bekenntnissen eher den Liberalismus in die Nähe faschistischer Anschauungen (die man bei Pinochet vermuten kann) rücken als den Sozialismus. Es ist auch auffällig, dass Soros' im Sinne neoliberaler "Offenheit" umgesetzte "Farbrevolutionen" eine Tendenz zu Brauntönen aufweisen, wenn sie keineswegs selten am Ende in rechtspopulistisch-repressive Regime münden, die teils sogar neofaschistische Kräfte an die Macht bringen: Das Georgien von Saakaschwili, das Poroschenko-Regime in der Ukraine mit seinem "Rechten Sektor" und selbst in Soros' Herkunftsland Ungarn mit der Regierung Orban.

Wer eine Privatisierungs- und Austeritäts-Politik der Verelendung breiter Massen zugunsten weniger Reicher betreibt und zugleich Sozialpolitik tendenziell als sozialistisch und damit totalitär diffamiert, treibt die Wähler quasi automatisch nach rechts. Rechts regiert wird dann anstelle einer Politik friedlichen sozialen Ausgleichs, die Wohlstand von Reich zu Arm umverteilt, die verarmte Massen gegen Sündenböcke aufgehetzt. Wenn Soros sich heute in Ungarn für die vom Orban-Regime drangsalierten Roma einsetzt, kann man darin neben Philanthropie vielleicht auch ein schlechtes Gewissen vermuten.

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