Geplante EU-Zölle auf Elektroautos: Gespräche mit China erwartet
Brüssel plant höhere Zölle für chinesische E-Autos. Beijing hofft auf Einigung, um Milliardenschäden zu vermeiden. Ob der Handelsstreit eskaliert?
Die Europäische Kommission wird voraussichtlich am 5. Juni die Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge erhöhen. Dieser Schritt kommt nicht unerwartet, könnte jedoch Gespräche zwischen China und der EU anstoßen.
Die Regierung in Peking hofft, den Schaden für ihre Autoindustrie zu begrenzen, berichtet Reuters. Denn höhere Zölle würden für die chinesischen Hersteller von Elektroautos Mehrkosten in Milliardenhöhe bedeuten.
Würde der Zollsatz, der zusätzlich zu den bestehenden Zöllen erhoben wird, zehn Prozent betragen, würde das für die Chinesen Mehrkosten von rund einer Milliarde US-Dollar bedeuten. Analysten gehen dem Bericht zufolge davon aus, dass die Zölle zwischen neun und 26 Prozent liegen werden.
China und EU haben Interesse an Einigung
Dennoch haben sowohl Europa als auch China Gründe, eine Einigung anzustreben. Die chinesische Elektroautoindustrie benötigt profitable Exporte in die EU, um die sinkenden Margen im eigenen Land auszugleichen. Deutsche Autohersteller wiederum suchen Zugang zum chinesischen Markt und Partnerschaften im Bereich Elektroautos, um Kosten zu senken.
China habe signalisiert, dass es für die anstehenden Verhandlungen Alternativen bereithalte, so Reuters. Laut einer chinesischen Handelsgruppe erwägt Beijing, die Einfuhrzölle auf große EU-Autos auf 25 Prozent zu erhöhen oder die Einfuhrzölle auf EU-Autos von 15 Prozent auf 10 Prozent zu senken.
Die EU-Kommission hat BYD, SAIC und Geely verwarnt, weil sie in der laufenden Antisubventionsuntersuchung nicht genügend Informationen vorgelegt haben. Dies könnte den Weg für höhere Zölle für diese Unternehmen ebnen. Eine chinesische Handelsgruppe erklärte jedoch, die Untersuchung sei von Anfang an fehlerhaft gewesen.
Analysten erwarten daher, dass beide Seiten eine Einigung anstreben werden. "Ich erwarte, dass die chinesische Seite eine Kombination aus Zuckerbrot und Peitsche einsetzen wird, um wichtige Mitgliedsstaaten davon zu überzeugen, sich gegen die Kommission zu stellen", sagte Noah Barkin von der Rhodium Group gegenüber Reuters.
Lesen Sie auch
Ford in Europa: 4.000 Jobs fallen der E-Auto-Flaute zum Opfer
VW investiert Milliarden: Kooperation mit US-Startup Rivian soll Digitalisierung fördern
China auch beim Batterierecycling vorne
Schlägt Thailand Europa bei der Elektromobilität?
Elektroautos als Stromspeicher: Wie bidirektionales Laden Milliarden sparen könnte
Chinesische Hersteller revolutionieren Autobranche
Während der Handelsstreit schwelt, erobern chinesische Hersteller mit modernen Produktionsmethoden den Markt für Elektroautos. Sie entwickeln ihre Fahrzeuge rund 30 Prozent schneller als traditionelle Hersteller, indem sie viele Entwicklungsschritte parallel durchführen, traditionelle Zulieferer durch kleinere und schnellere ersetzen und vermehrt auf virtuelle statt mechanische Tests setzen.
Der chinesische Autohersteller Nio benötigt weniger als 36 Monate vom Projektstart bis zur Auslieferung. Nio stattet seine Autos so aus, dass spätere Software- und Hardware-Upgrades möglich sind. So erhält das Auto Schritt für Schritt neue Funktionen.
Auch bei der Planung haben sich die Chinesen vom linearen Ansatz verabschiedet. Da in modernen Autos die Software eine entscheidende Rolle spielt, muss deren Entwicklung nicht warten, bis etwa die Karosserie fertig ist.
Noch sind die Chinesen bei diesen Innovationen im Vorteil. Doch traditionelle Autohersteller wie VW und Nissan lernen von ihren Konkurrenten, um ebenfalls schneller zu werden. Damit könnten sie auch größere Anteile am chinesischen Markt gewinnen. Handelsdaten zeigen, dass 2023 fast 29 Prozent der von deutschen Automobilherstellern produzierten Fahrzeuge in China verkauft werden.
Der Handelskonflikt dürfte die chinesische Expansion in Europa nicht aufhalten: Selbst, wenn die EU-Kommission Zölle von bis zu 26 Prozent verhängen könnte, würden chinesische E-Autos zwar teurer, aber nicht vom Markt verdrängt. Dazu wären den Forschern von der Rhodium Group zufolge Zölle von 50 Prozent nötig.