Gerangel um Studienplätze

Seite 3: Es fehlen 50.000 Studienplätze

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Neben dem gewachsenen Interesse an einer Hochschulausbildung könnten die Aussetzung der Wehrpflicht und doppelte Abitur-Jahrgänge entscheidend dazu beitragen, dass die Prognosen der Politik allein bis 2015 um mehr als 200.000 Studienanfänger übertroffen werden.

Schon im kommenden Wintersemester 2011/12, für das sich derzeit geschätzte 500.000 Studienanfänger bewerben, fehlen "mindestens 50.000 Studienplätze", warnt CHE. Ab 2012 soll sich das Defizit auf 25.000 Plätze pro Jahr belaufen. Geschäftsführer Christian Berthold fordert deshalb, die Deckelung des Hochschulpakts endlich aufzuheben und die Ausstattung nicht länger an Planzahlen, sondern an der tatsächlichen Nachfrage zu orientieren.

Dass der Start eines vollmundig angekündigten Systems der Studienplatzbewerbung für örtlich zulassungsbeschränkte Fächer um ein Jahr verschoben werden musste, passt in das Bild vielfach überforderter Bildungspolitiker. Gut möglich also, dass Spezialisten wie die Rechtsanwaltskanzlei Naumann zu Grünberg in den kommenden Monaten wieder reichlich zu tun haben …

Betreuungsverhältnisse

Fehlende Studienplätze und steigende Kosten sind freilich nur zwei Konsequenzen der Gesamtmisere. Auf die möglichen inhaltlichen Folgen überlasteter Hochschulen wies vor wenigen Tagen wiederum das CHE hin. Mit der Bemerkung, dass die Zunahme der Studierenden von 2007 bis 2010 bereits "in wesentlichem Umfang durch Lehrbeauftragte" kompensiert worden sei.

Das Verhältnis von Professoren, deren Unterrichtsdeputat in zehn Bundesländern erhöht wurde, und Studenten hat sich in diesem Zeitraum weiter verschlechtert (2007 – 1:51, 2010 – 1: 53,5). Dafür wurden 30 Prozent mehr Lehrbeauftrage zum vielerorts gängigen Billigtarif beschäftigt. Ihre Anzahl wuchs auf 84.000, und die wissenschaftlichen Hilfskräfte mit Zeitverträgen verdoppelten sich gar auf rund 28.000.

Inwiefern mit dieser Strategie Aspekte der Qualitätssicherung in der akademischen Lehre einerseits und qualifikationsadäquate Beschäftigungsperspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs andererseits verbunden sind, kann die übergreifende Datenanalyse nicht zeigen. Dies muss aber diskutiert werden.

Christian Berthold, Geschäftsführer von CHE Consult

Vielleicht hätten diese Aspekte auch schon längst diskutiert werden sollen.