Geschlechtspopulismus

Seite 2: "Mann sein" ist keine politische Kategorie

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Das Zwangsquotierungsgesetz lässt einen andererseits aber auch auf nachhaltige subversive Ideen kommen. Wenn beispielsweise keine Frau mehr auf der AfD-Liste kandidieren würde, bliebe jedes Parlament für diese Partei verschlossen und sie wäre erledigt.

Doch so einheitlich sind Frauen ja nicht. Frau ist eben nicht gleich Frau, individuell nicht, politisch nicht und sozial schon gar nicht. Das haben Frauen übrigens mit Männern gemein. Auch Mann ist nicht gleich Mann - und so ganz nebenbei ist Mann auch nicht automatisch ungleich Frau. Was umgekehrt genauso gilt. Frau-Sein oder Mann-Sein ist also kein Wert an und für sich.

Die Konformierung sozialer Individuen zu einer gemeinsamen Gruppe qua Geschlecht ist ein Konstrukt. Hier findet keine Dekonstruktion der Geschlechter-Frage statt, sondern ihre Restauration.

Deswegen habe ich, obwohl Mann, auch nichts davon, dass eine Bundestagsmehrheit aus Männern besteht. Die verfolgen nämlich ganz andere Interessen als es meine sind. Und das hat Allgemeingültigkeit: Trotz Männer- Mehrheit in den Parlamenten werden die sozialen Belange einer großen Mehrheit der Männer dort nicht vertreten. "Mann sein" ist also keine politische Kategorie, "Frau sein" genauso wenig - siehe oben.

Wenn sich jemand freiwillig einer Geschlechtsgruppe zuordnet, ist das seine oder ihre Sache. Ich verbitte mir aber, undifferenziert und fremdbestimmt der Gruppe Mann untergeordnet zu werden. Das gilt nebenbei noch für ein paar andere Pauschalgruppen.

Zurück zum Plot der Frauen-Minderheit in den Parlamenten. Um sie zu beenden, heißt das Zauberwort 50%-Quote. Wobei es Stimmen gibt, die auch eine 51%-Frauenquote fordern, weil die Bevölkerungsstatistik angeblich 51% Frauen festgestellt hat. Das wäre dann keine Parität mehr. Männer würden, weil sie früher sterben, demnach wahltechnisch schlechter gestellt.

Wenn schon Quotierung, dann eine positive und eine negative

In den Parlamenten eine Männer-Frauen-Gleichheit zu schaffen, hat ein Kolumnist "Gleichheit per Gesetz" genannt. Eher ist es "Ungleichheit per Gesetz", weil es Frauen anders behandelt als Männer. Da es im allgemeinen weniger weibliche Bewerberinnen gibt als männliche Bewerber, hat es eine kandidierende Frau leichter, ein Mandat zu erringen als ein kandidierender Mann. Sie muss sich gegen weniger Konkurrentinnen durchsetzen.

Unter den Verlierern gäbe es mehr Männer als Frauen. Einzelne Männer würden also individuell benachteiligt. Gerecht wäre, die zu vergebende Anzahl der Sitze in Beziehung zu setzen zur Anzahl der Bewerber und Bewerberinnen. Also: Wenn schon Quotierung, dann eine zweifache - eine positive und eine negative. Sowohl die Gewinnerplätze müssten gleichmäßig verteilt werden, als auch die Verliererplätze. Konkret: Wenn unter 100 BewerberInnen 20 Frauen sind, steht ihnen nur jeder fünfte Platz zu. Sie würden also nicht nur an den Gewinnerplätzen beteiligt werden, sondern entsprechend ihres Prozentsatzes unter den BewerberInnen auch an den Verliererplätzen.

Damit wird zugleich die Quotierungsfalle sichtbar. Sollten nämlich unter den 20 Frauen die fähigsten BewerberInnen zu finden sein, müsste auf einige verzichtet werden. Zum Zug kämen sie nur ohne Quotierungsfessel.

Woran liegt es, dass der Frauenanteil im aktuellen Bundestag nur 31 Prozent ausmacht und sogar um 6 Prozentpunkte gesunken ist? Wenn es nur am Einzug der AfD läge, deren wenige Frauen (11%) den Prozentsatz allgemein drücken, hätte sich das "Problem" aufgelöst. Wer will schon ernsthaft mehr Weidel für weniger Gauland? Es ist das gleiche.